Geht uns ohne Technik die Milch aus?
1. Juni ist Weltmilchtag. Ein Tag, an dem wir die Leistung der heimischen Milchbauern und natürlich Milchkühe feiern. Und die ist zweifelsfrei großartig.
Die Frage ist (natürlich sehr dramatisch formuliert): Wie lange wird es noch Milch und damit Milchprodukte aus Österreich geben? Die heimischen Milchbauern müssen sich trotz ihrer Kleinheit und erschwerten Arbeitsbedingungen auf den steilen Hängen im alpinen Raum auf dem harten europäischen Markt behaupten. Insbesondere in den vergangenen Jahren haben viele kleine Betriebe im Berggebiet ihre Ställe umgebaut und ein besonderes Augenmerk auf mehr Platz und noch mehr Tierwohl, Tierkomfort und Wohlbefinden gelegt. Diese sehr hohen Standards werden aber von uns Konsumenten vielfach zu wenig wertgeschätzt. “Leider stehen im Regal immer mehr No-Name Milch- und Milchprodukte, diese verstärken den Druck auf die Milchbauern erheblich“, sagt der Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Konkret ist der Anteil der No-Name-Milchprodukte im Handel in den vergangenen Jahren auf 53% gestiegen. Im Schnitt betreuen die steirischen Milchbauern 25 Milchkühe, in Deutschland sind es 94, in Dänemark sind es sogar 248. Leider haben seit 2010 mehr als ein Drittel der heimischen Milchviehbetriebe die Stalltüren geschlossen.
Milch, Kühe und Technik
Melk- sowie Fütterungsroboter, Sensor-Techniken zur Gesundheitsüberwachung, aber auch automatische Futterschieber, Einstreusysteme, elektrische Bürsten und Kuhduschen für mehr Tierwohl halten Einzug in die Kuhställe, auch in die heimischen. “Diese modernen Technologien unterstützen die Milchbauern bei der schweren körperlichen Arbeit, die die volle Einsatzbereitschaft 365 Tage im Jahr ohne Sonn- und Feiertage sowie auf Abruf 24 Stunden am Tag erfordert. Die landwirtschaftlichen Betriebe sind offen für neue Technologien, sehr weit fortgeschritten ist die Digitalisierung und Automatisierung in der Milchviehhaltung. “Der Einsatz von digitalen Technologien im Kuhstall hat zuletzt einen deutlichen Schub erfahren und schafft neben der Arbeitserleichterung für die Bäuerinnen und Bauern vor allem mehr Tierwohl und Tiergesundheit sowie eine höhere Qualität bei den Milchprodukten“, unterstreicht Titschenbacher. “Die persönliche, tägliche Betreuung und der sorgsame sowie verantwortungsvolle Umgang mit den Tieren ist durch die Technik aber nicht ersetzbar“.
Offen für Neues
Um die Betriebe zukunftsfit zu halten und weil immer weniger Arbeitskräfte im Voll- und Nebenerwerb bereitstehen, müssen immer mehr Betriebe moderne Techniken verwenden. Titschenbacher:
“Moderne Technologien im Kuhstall müssen nützlich und passend für den Betrieb sein – auch in betriebswirtschaftlicher Hinsicht, weil damit sehr hohe Investitionen verbunden sind, die für die Milchbauern sehr herausfordernd sind“.
Eine Befragung von keyQuest Marktforschung zum Thema Technologisierung & Digitalisierung in der Landwirtschaft (2021) zeigt, dass weitere 17% der Milchbauern vorhaben, einen Melkroboter anzuschaffen. Weitere 25% wollen in Sensoren zur Überwachung der Tiergesundheit und 12% wollen in automatische Fütterungssysteme investieren.
Sensoren helfen, dass Tiere gesund bleiben
Algorithmen kommen auch durch Sensoren, die sich beispielsweise an einem Halsband, an den Ohren oder als Bolus im Pansen finden, vermehrt in den heimischen Rinderställen zum Einsatz. Alleine Veränderungen des Fressverhaltens, der Körpertemperatur und des Bewegungsverhaltens lässt Rückschlüsse auf eine sich anbahnende Krankheit ziehen. “Solche Warnsignale sind bereits nach zwei Stunden am Handy und ermöglichen, dass damit eine mögliche Krankheit gar nicht erst zum Ausbruch kommt. Diese Sensoren helfen mit, dass die Tiere gesund bleiben“, sagt Titschenbacher. Und weiter:
“Alle Sensoren und Daten unterstützen immer die Arbeit der Milchbauern – ersetzen können sie den Menschen nicht. Denn letztlich ist das Wissen, das geschulte Auge und die Fürsorge der Milchbäuerinnen und Milchbauern ausschlaggebend, weil sie die Entscheidungen treffen und handeln.“
Milch ist wertvoll
Das Lebensmittel Milch ist ein sehr sensibles Lebensmittel. Milch ist von Natur aus reich an Nährstoffen, die in die einzigartige Milch-Matrix eingebettet sind. Das bedeutet, ihre Bestandteile interagieren in komplexer und gleichsam genialer Weise miteinander. Die einzelnen Nährstoffe erfüllen nicht nur jeweils ihre eigenen Aufgaben, sondern beeinflussen sich gegenseitig bei Aufnahme und Verwertung im Körper positiv. Milch liefert hochwertiges Eiweiß, das dem Körper zu einem großen Teil für seine eigenen Zwecke zur Verfügung steht, denn tierisches Eiweiß kann auf Grund seiner Aminosäurezusammensetzung besser in körpereigenes Eiweiß umgewandelt werden als pflanzliches. Milch ist ein wertvolles Lebensmittel für alle Altersgruppen: vom Aufbau der Knochenmasse durch eine optimale Kalziumversorgung in der Kindheit bis zum Erhalt der Muskulatur durch eine adäquate Eiweißbereitstellung im Alter. Darüber hinaus leisten weitere milchtypische Inhaltsstoffe wie leichtverdauliches Fett, Jod sowie die Vitamine B2, B12 oder D einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung der Menschen.