Mit der Pfirsichblüte beginnt für Andrea Gangl „Gangl’s Fruchtsaft“ nicht nur der Frühling, sondern das „Saftjahr“. Dann kommen die Marillen, Zwetschken, Äpfel, …

Pfirsichblüte am Hof von Gangl’s Fruchtsaft im steirischen Vulkanland. ©️Fruchtsaft Gangl

Richtige Hauszwetschken, nicht irgendwelche Tafelzwetschken oder auch wilde Heckentrauben vom eigenen Hof und aus der Region Straden. Bei Gangl’s Fruchtsaft kommen viele alte und auch wilde Obstsorten saftig zu Ehren. „Die kleinen Hauszwetschken oder Urzwetschken gab es früher auf vielen Höfen in der Südsteiermark. Sie sind sehr aromastark und wurden traditionell auch zum Schnapsbrennen verwendet. Heute sieht man sie nur noch selten. Aus den üblichen Gründen: Sie sind nicht sehr ergiebig, machen viel Arbeit und sind ein magischer Anziehungspunkt für Wespen.“ Andrea Gangl, ihr Mann Gerhard sowie ihr Schwager Rupert sehen das anders und stellen unter anderem diese vergessenen Obstsorten in den Mittelpunkt ihrer Safterei im steirischen Vulkanland. Aus den Zwetschken entsteht so ein Nektar, der wie Röster schmeckt und seinesgleichen sucht. Ihre Leidenschaft, also die zum Saftmachen, begann in den 1960iger Jahren. Rupert senior stellte seinen klassischen, landwirtschaftlichen Mischbetrieb auf Obstbau um und machte mit über 50 noch den Obstbaumeister. 

Keine einfache Saftsache

Andrea Gangl macht Saft und es sich damit nicht leicht. Zum Beispiel die Zwetschken. Sie werden stiellos gepflückt, auf eine Wanne aufgeschüttet nochmals nachsortiert, dann kommen sie in einen Kochtopf mit Ummantelung und Rührwerk. „Das ist eine Passiermaschine wie in eine Flotte Lotte,“ erklärt Andrea den Vorgang. „So wird das Fruchtfleisch von den Kernen gerieben.“ Zugesetzt werden nur Wasser, Zitronensäure und Zucker. Die Lebensmittelverordung schreibt: Während ein Fruchtsaft immer einen Fruchtgehalt von 100% besitzt, sind in Nektaren lediglich bestimmte Mindest-Fruchtgehalte vorgeschrieben. Zudem darf Nektar bis zu 20 % Zuckerzusatz enthalten und es dürfen weitere Inhaltsstoffen ergänzt werden, um den Geschmack zu verfeinern. „Wir verarbeiten mindestens 600 kg Zwetschken, alle vom Hof. Das Aroma ist einzigartig.“

Pfirsich, Birne, Äpfel, Zwetschke, Aronia, Holunder, Quitte, etwas Marille

Neben der Zwetschke sind Pfirsich und Marille weitere Steinobstsorten die zu Nektar verarbeitet werden. „Der Pfirsich blüht immer als erstes, ein wunderschöner Frühlingsbote, bald ist es wieder soweit,“ freut sich Andrea. Red Haven ist die Pfirsichsorte der Wahl bei Gangl’s. Ende Juli, Anfang August ist die Ernte. Die Pfirsiche müssen vollreif geerntet werden, dann sofort runtergekühlt damit das Fruchtfleisch nicht gleich braun wird. Dafür wurde ein eigenes, großes Kühlhaus gebaut. Die Verarbeitung erfolgt dann wie bei den Zwetschken, es muss aber schnell gehen. Eine weitere Spezialität ist Aronia, eine Beere die für ihren herben, adstringierenden Geschmack bekannt ist. Gerhard Gangl hat für die Frucht ein besonderes Fingerspitzengefühl und einen feinen Gaumen wenn es um die Kombination mit anderen Früchten wie, ganz klassisch Apfel, geht. Damit hat Gangl’s Fruchtsaft bereits vielen Auszeichnungen gewonnen. „Dann wären da noch die Quitten, die ebenfalls nicht so leicht zu verarbeiten sind. Die Härchen müssen nämlich erst abgebürstet werden. “Seit letztem Jahr gibt es dafür sogar eine Maschine, bis dahin haben wir das händisch gemacht,“ erzählt Andrea. „Dann wird das Fruchtfleisch zerkleinert und gepresst.“

Verabschieden müssen wir uns, gemeinsam mit den Gangls, vom Kirschnektar. Die besondere schwarze Kirschsorte wird leider nicht mehr angebaut.

Bowle-Tipp von Andrea Gangl

Erdbeerbowle mit Frizz de Styria. FRIZZ DE STYRIA wird aus dem Apfelperlwein mit Johannisbeere, Aronia und Holunder gemacht. Daher kommt auch der rötlich Farbton. Der Apfelperlwein wird aus einer Spätapfelsorte gemacht , ein „leichter Frizzante“, sehr spritzig. Schmeckt super mit Erdbeer- aber auch mit Pfirsich- oder Marillennektar aufgespritzt.