Leinöl heute wie damals
Einst ein „Nebenprodukt“ der Leinenproduktion, heute ein Superfood. In der Ölmühle in Haslach im Mühlviertel wird seit mehr als 650 Jahren Leinöl gepresst.
„Unsere Region war bekannt als Weberort, es wurden Leinsaaten angebaut und zu Leinenstoff verwoben. Die Leinsamen und das daraus gepresste Öl waren eigentlich nur ein Nebenprodukt, dem über lange Zeit keine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Erst später kam das Bewusstsein auf, wie man es verwendet und welche wertvollen Inhaltsstoffe es enthält,“ erzählt Günther Koblmiller von der Mühlviertler Ölmühle. Warum ist die Region im oberen Mühlviertel noch heute prädestiniert für die Leinölproduktion? Ganz einfach, meine Koblmiller: „Jahrhundertealte Erfahrung, weiches Wasser, feinste Leinsaaten.“ Öllein stellt wenig Anspüche an den Boden. Besonders gut gedeiht er auf durchlässigem, nicht allzu schwerem, humosem Boden. „Der Leinsamen findet in unserer Region ideale Wachstumsbedingungen und kann sich auch in kargeren Böden prächtig entwickeln, perfekt auch im Klimawandel“.
Gunther Koblmiller hat dem regionaltypischen Leinöl zu einer Renaissance verholfen. Er war es auch, der alte Gerätschaften zur Ölgewinnung in einer authentischen Museumsmühle zusammengetragen hat. Sie geben anschaulich Auskunft darüber, wie seit jeher dem Leinsamen mühevoll die kostbare Essenz abgerungen wird. Erstmals um 1379 im Haslacher Urbar erwähnt, taucht die „Staltenmühle, eine Mühle mit Ölgang und Saag“ auf. Mit dem Namen Koblmiller ist sie seit mehr als 250 Jahre verbunden.
Rezept: Mühlviertler Leinölerdäpfel
Zutaten für 4 Personen:
1,5kg Erdäpfel, 1/4 l Milch, 1/8 l Rahm,
Salz, Leinöl nach Belieben.
Erdäpfel mit der Schale kochen, schälen und blättrig schneiden. In heißer Milch zu dickem Brei verrühren, mit Rahm verfeinern, mit Salz (evtl. Pfeffer) würzen. Zum Schluß Leinöl dazu und mit Leinöl servieren.
Leinöl und die Gesundheit
Leinöl ist seine vielen Jahren als „Wundermittel“ quasi in aller Munde. Ein Esslöffel täglich soll vor Herzerkrankungen schützen, den Blutdruck regulieren, Entzündungen lindern, die Blutfettwerte verbessern und sogar Krebs vorbeugen. Warum? Leinöl besteht zu einem großen Teil aus der essentiellen kurzkettigen Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA). Diese Fettsäure ist bei den allermeisten anderen Ölen und Fetten nur in sehr kleinen Mengen enthalten. Nicht so im Leinöl. Hier überwiegt die Alpha-Linolensäure sogar mit bis zu 60 Prozent. Da die ALA eine essentielle Fettsäure ist, muss sie mit der Nahrung aufgenommen werden. Sie kann vom Organismus nicht selbst gebildet werden.
Herkunft und Pressung als Qualitätsfaktoren
„Die Leinsaat kommt so soweit wie möglich aus der Region, also aus dem Mühlviertel ber auch aus dem Inn- und Weinviertel. Wir arbeiten eng mit den Bauern zusammen, die für uns die Leinsaat anbauen.“
Bei der Pressung unterscheiden man kalt- und warmgepresstes Leinöl. Traditionell wurde warmgepresst. Die Leinsaat wird gemahlen, mit Wasser vermischt und zu einem Teig verknetet. Dieser wird schonen geröstet, dabei verdunstet das Wasser, Fett spaltet sich vom Eiweiß. Dann wird der Teig in einer Stempelpresse gepresst. Durch den Röstvorgang erhält das warmgepresste Leinöl einen angenehm nussigen, intensiveren Geschmack. „Auf der Messe Wieselburg, für bäuerlichen Direktvertrieb, wurde unser kaltgepresstes Leinöl mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Silber ging an unser traditionell gepresstes Leinöl,“ freut sich Koblmiller.
“Aus dem Einfachen das Besondere machen – das gelingt uns mit viel Liebe zur Natur, großem Wissen um gesunde Ernährung und mit den sorgsamen Überlieferungen, die in einem Familienbetrieb wie dem unseren von Generation zu Generation weitergegeben werden.”
Tipp: Zu Besuch im Mühlenmuseum
Die Reise in die Welt des Ölmüllers – von damals bis heute. Bei einer Führung begibt man sich auf die Spuren des Leinöls und anderer Ölsaaten.