Etwa ein Jahr sind die Aufdeckungen der Kälbertransporte von Österreich bis in den Libanon her.  Der Verein Land schafft Leben über aktuelle Entwicklungen.

Kälbchen hinter Gittern

50.000 heimische Kälber werden pro Jahr ins Ausland transportiert. ©Land schafft Leben

Wie man Kälbertransporte zu einem großen Teil verhindern kann? Indem man bei heimischen Produzenten und direkt ab Hof einkauft. Denn: “Würde Österreich mehr Kälber im Inland mästen und verkaufen, könnten Kälbertransporte zu einem großen Teil verhindert werden.” Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, fordert daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung: „Gerade jetzt zu Zeiten von Corona sehen wir: Die Menschen wollen österreichische Lebensmittel. Doch macht man es ihnen unnötig schwer, diese zu erkennen. Sobald die Gastronomie wieder aufmacht, bekommen die Leute weiterhin ein anonymes Kalbschnitzel aufgetischt. Sie können nur raten, wo und wie es produziert wurde.”

“Mittlerweile sollte Transparenz in Form einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung selbstverständlich sein.“

Das Werte-Bewusstsein für österreichische Lebensmittel in der Bevölkerung steigt. Das lässt sich aus einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) herauslesen, die im Sommer nach Ausbruch von Corona veröffentlicht wurde. In dieser bewerten Österreicherinnen und Österreicher heimische Lebensmittel als krisensicherer und umweltfreundlicher. Diese neuen Werte sind eine Chance für eine Reduktion der Kälbertransporte ins Ausland. Denn Österreich transportiert pro Jahr fast 50.000 Kälber ins Ausland, während über 100.000 Kälber – vor allem aus den Niederlanden – in Form von Kalbfleisch importiert werden.

Pakt für mehr Tierwohl soll inländische Kalbfleisch-Produktion stärken

Derzeit deckt Österreich seinen Bedarf an Kalbfleisch laut Branchen-Schätzungen nur zu etwa einem Drittel selbst ab. Genügend heimische Kälber gäbe es zwar, doch ist das Kalbfleisch aus dem Ausland billiger. Der Tierwohl-Pakt der Regierung schafft daher Anreize für Bauern mehr Kälber im Inland zu mästen. Außerdem sollen neue Vermarktungsstrategien helfen, das Bewusstsein für heimisches Kalbfleisch zu stärken. Konkret soll die österreichische Produktlinie „Kalb rosé“ in das AMA-Gütesiegel aufgenommen werden und so stärker wahrgenommen werden. Hannes Royer sieht darüber hinaus Aufholbedarf in der Bewusstseinsbildung zum Thema der Farbe von Kalbfleisch:

„Fleisch von gesunden Kälbern sollte rosa und nicht weiß sein. Das ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen. Provokant gesagt: Immer, wenn Kalbfleisch weiß ist, wurde das Kalb nicht artgerecht gehalten und hatte einen massiven Eisenmangel. Es ist also das Beste, heimisches rosa Kalbfleisch zu kaufen.“

Aktuelle Entwicklungen im Kälbertransport

Im Kälbertransport gab es bislang immer wieder Unklarheiten, wenn es um die erlaubte Beförderungsdauer ging. Diese legten Tierschutzorganisationen anders aus als Tiertransport-Unternehmen oder Rinderzuchtverbände. Eine Stellungnahme der EU aus dem zweiten Halbjahr 2020 bringt nun Klarheit. Die neue Auslegung des Begriffes „Beförderung“ führt zu einer etwas kürzeren Fahrtdauer für die Tiere am Stück, da die Be- und Entladung der Tiere nun in die Beförderungsdauer eingerechnet werden müssen. Mehr spannende Informationen rund um Kälbertransporte sind auf der Webseite des Vereins zu finden: https://www.landschafftleben.at/hintergruende/kalbertransport