“Zu Gertraud wird der Mohn gebaut”, sagen die Waldviertler. Der 17.  März, der Namenstag der heiligen Gertraud, ist damit auch der Tag des Mohns.

@Mohnwirt Neuwiesinger/Andrea Knura

Tatsächlich ist es jetzt noch viel zu kalt. Also keine Rede von Mohnanbau im Waldviertel. Dennoch haben die Armschläger (also die Bewohner des Mohndorfes Armschlag) diesen Tag zu ihrem Dorffeiertag gemacht. “Man geht in die Kirche und bittet für ein gutes Mohnjahr,” erzählt Franziska Neuwiesinger, vom Mohnwirt Neuwiesinger. “Angebaut wird dann tatsächlich erst rund um Ostern. Meist Karfreitag. Dann ist es doch schon wärmer.” Bis der Mohn aber blüht dauert es noch etwas. Erst Ende Juni ist es soweit, dann beginnt der Mohnsommer im Waldviertel und verwandelt es für rund drei Wochen in eine Bilderbuchlandschaft.

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Prächtig prächtig

Die prachtvollen Blüten des Waldviertler Graumohnes g. U. schmücken die Landschaft in einzigartiger Weise. Das Farbenspiel der weitläufigen Mohnfelder fasziniert die Menschen und tausende Besucher genießen alljährlich diese bunte Kulturlandschaft des Waldviertels. Papaver somniferum Linné, ist die lateinische Bezeichnung aller Mohne, die als Kulturmohn im Waldviertel Verwendung finden. Waldviertler Graumohn g.U. gehört zu den Schlafmohn- bzw. Ölmohnsorten und ist als Schüttmohn bekannt. Die Pflanzengattung aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae) tritt rund um den Globus in etwa 100 (!) Arten auf, und zwar hauptsächlich in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. Es gibt sowohl einjährige Arten wie Klatschmohn (Papaver rhoeas), Sand-Mohn (Papaver argemone) und Schlafmohn (Papaver somniferum) als auch mehrjährige Arten wie Türkischer Mohn (Papaver orientale) und Arznei-Mohn (Papaver bracteatum).

Heilsame Wirkung

Einige Mohnarten gehören wegen ihrer Wirkstoffe zu den ältesten Heilpflanzen. So werden Schlafmohn und Papaver setigerum zur Gewinnung von Opium angebaut. Das im Arznei-Mohn enthaltene Alkaloid Thebain ist Ausgangsstoff zur Herstellung von Opioiden. Die ölhaltigen, angenehm und nussig duftenden Samen des Schlafmohns werden als Lebensmittel vor allem für Süßspeisen und Gebäck verwendet.

Graumohn ist speziell im Waldviertel anzutreffen. Dieser Mohn ist besonders fein und daher besonders für Süßspeisen geeignet. Hierzulande ist der Anbau von Schlafmohn jedenfals völlig legal: Grau- und Blaumohn findet sich ja in vielen Rezepten der traditionellen österreichischen Mehlspeisküche wieder.

Klein sein bringt Vorteile

Graumohn ist in der Herstellung komplex. Spezielle Mähdrescher braucht man, damit die Kapseln nicht aufbrechen. Wenn das auch bei nur fünf Prozent einer Gesamternte passiert, ist das Ergebnis im wahrsten Sinne bitter. Das ist auch der Grund, weshalb gerade in der „kleinteiligen“ Landschaft des Waldviertels der Graumohn weit verbreitet ist, aber nicht auf Großflächen in anderen Weltregionen angebaut wird.

Blaumohn wiederum hat einen intensiven, herben Geschmack, und die Kapsel muss bei der Ernte zerstört werden, damit dieser Mohn sein Aroma entfaltet. Weißmohn ist etwas Besonderes und gibt auch im Waldviertel nur geringe Erntemengen her. Beliebt ist vor allem der gequetschte, also gemahlene Mohn. Hier gibt es massive Zuwächse. Das hat offensichtlich mit dem Trend zu tun, mehr und mehr in der Küche selbst herzustellen. Auch andere Produkte erfreuten sich einer großen Nachfrage, insbesondere die Mohnöle.