Texas Longhorn und Weidehuhn
Micha und Elisabeth Hamersky sind Pioniere im Waldviertel. Bei ihnen weiden nicht nur Texas-Longhorn Rinder, sondern auch Hühner auf besondere Art.
„In Zeiten der sinkenden Wertschätzung qualitativ hochwertiger und natürlicher Produkte aus der Landwirtschaft, wie beispielsweise für Fleisch und Milch, suchen wir ständig nach Alternativen, nicht nur Nachhaltigkeit, sondern auch gesunden Fortschritt zu leben – als Basis einer harmonischen Zucht,“ erzählt Micha Hamersky. Der innovative Landwirt und Familienvater ist der erste Texas Longorn Rinder-Züchter in Österreich. Und weil wir von bauernladen.at es ja genau wissen wollen, besuche ich mit Micha seine Texas-Longhorn Herde. Und glauben Sie mir, der Zuchtbulle „Finally Mine“ ist ein wahrlich beeindruckendes Tier, das sich aber gerne und genüsslich von Micha den Kopf kraulen lässt.
Gutmütig und sanft
Also lange Hörner, aber keine Gefahr? „Wenn man direkt bei den Tieren ist muss man lediglich den Radius der Hörner beachten. Denn es kann schon mal passieren, dass eine lästig Fliege den Kopf eines Tieres nach hinten schnellen lässt. Wir lassen den Tieren aber sehr viel Freiheit. Ein Eingreifen von uns ist kaum nötig,“ erzählt Elisabeth. Die tägliche Betreuung besteht in der Kontrolle, dem Füllen der Tränken und dem System „Mob-Grazing“. Ein Mehraufwand, der dem Boden gut tut, denn der Weidebetrieb wird dem Pflanzenwachstum angepasst. Micha und Elisabeth geht es hauptsächlich um die Zucht. „Finally Mine vererbt seinen Kälbern nicht nur den muskulösen Körperbau, sondern auch das ausdrucksstarke Horn und die Farbe. Seine Blutlinien sind in Europa extrem selten. Genau das macht ihn zu dem TOP-Zuchtstier,“ erzählt Micha nicht ganz ohne Stolz. Wer also am „Tut gut! Wanderweg“ bei Pöggstall im Waldviertel unterwegs ist, wird nicht nur über die Rinder mit den enormen Hörnern staunen. Es kann sogar passieren, dass man ein neu geborenes Kälbchen sieht, wie die kleine Indian Rain, die von der Kindergartengruppe aus dem Ort als erstes entdeckt wurde
Der ruhige Charakterzug und die Leichtkalbigkeit der Rinder überzeugen viele Züchter. Und die Fleischqualität? „Unsere Tiere werden ab dem ersten Lebensjahr nur mit Heu oder Gras, und nur wenig Silo, gefüttert. Antibiotika brauchen wir nicht.“ Das Ergebnis kann man sich wahrlich schmecken lassen.
Und was sind Weidehühner?
Auch hier wird Pinonierarbeit geleistet. Das System hat Micha, wie auch die Leidenschaft für die Texas Longohrns, aus Amerika mitgebracht. Der Grundstein für diese Haltungsform von Weidehühnern wurde mit dem landwirtschaftlichen Praktikum von Micha auf Polyfacefarms in Virginia, USA bereits im Jahre 1998 gelegt. Der Besitzer Joel Salatin ist in bereits bekannten Dokus zu sehen wie: Food Inc, Farmageddon, Fresh the Movie etc..
Die Hühner laufen nicht, wie man ob des Namens annehmen könnte, frei auf der Weide herum, sondern in
„Boxen“ mit einer Größe von drei mal drei Metern. Rundum geschützt, unten offen und oben mit teilweise Gitter, oder ganzflächeig abgedeckt, haben die Hühner ein kleines Paradies. Immer frisches Gras und vor Fuchs und Habicht geschützt. Das Besondere an den Boxen ist, dass sie jeden Tag ein Stück weiter gezogen werden. Das heißt, dass die Hühner jeden Tag ein frisches Stück Weide zur Verfügung haben. „Sie müssen nie in ihren eigenen Exkrementen stehen“ erklärt Elisabeth. Sie leben in der Natur und brauchen keine künstliche Beleuchtung. Diese sehr innovative Haltungsform steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. „Auch eine Bio-Zertifizierung ist bisher nicht möglich, da es diese Haltungsform noch nicht offiziell gibt,“ erklärt Micha. Dennoch sind sie überzeugt und werden ihren Weg, auch zum Wohl der Tiere weitergehen.
Elisabeth und Micha haben aber noch ein Projekt. Einen 24 h Selbstbedienungsshop in Zusammenarbeit mit anderen Bauern aus der Region.
PS: Wer Interesse an der Haltungsform hat kann Weidehuhn-Partner werden. Warum alles neu erfinden? Weidehuhn.at hat bereits erprobte Strukturen, die man nutzen kann.