Österreich hat ein ziemlich dramatisches Problem: Denn in keinem anderen europäischen Land wird so viel Fläche zubetoniert wie hierzulande.

Löwenzahn wächst durch Beton

2019 wurden in Österreich tatsächlich 13 ha täglich verbaut. ©Pixabay

Wir sind beim Flächenverbrauch Europameister im negativen Sinn: Österreich verfügt über die höchste Supermarktfläche und über das dichteste Straßennetz. Allein im vergangenen Vierteljahrhundert haben wir hierzulande durch Verbauung 150.000 Hektar Äcker und Wiesen verloren – das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlands! Wenn man bedenkt, dass uns täglich weitere Agrarflächen für die heimische Lebensmittelproduktion in der Größenordnung von aktuell rund 20 Fußballfeldern abhandenkommen, dann ist diese Entwicklung grob fahrlässig. Denn nur mit ausreichend Boden sind wir in der Lage, die Selbstversorgung nicht weiter zu gefährden. 

Dabei wurde bereits in der Nachhaltigkeitsstrategie 2002 der damaligen Bundesregierung festgeschrieben, den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar pro Tag zu beschränken. 2019 wurden aber in Österreich tatsächlich 13 ha täglich verbaut, das ist somit das Fünffache (!) des Zielwerts! Rund 4 ha gehen pro Tag dauerhaft verloren, weil diese Fläche versiegelt wird. Dieser Bodenverbrauch verursacht einen kontinuierlichen Verlust von produktiven Flächen – 2019 waren es 44 km2 – und hat somit auch bedenkliche Folgen für die Ernährungssicherung, die nationale Verfügbarkeit von Nahrung und den Zugang zu Lebensmitteln.

Vom Beton können wir nicht abbeissen

So haben wir beim Brotgetreide bereits jetzt nur mehr einen Selbstversorgungsgrad von 86 Prozent, bei Kartoffeln von 80, bei Gemüse nicht einmal 50 und bei Soja sogar nur 15 Prozent. Dabei werden für den Brotkonsum rund 85 kg Getreide pro Kopf und Jahr benötigt – und Österreich verbaut in einem Jahr das Brotgetreide für mehr als 350.000 Konsumenten!

Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die heimische Ernährungssouveränität unseres Landes, sondern auch der Klimawandel wird beschleunigt. Durch die Versiegelung des Bodens geht notwendiger CO2- und Wasserspeicher für immer verloren und die Schäden durch Wetterextremereignisse wie Dürreperioden und Hochwasser werden (noch) höher.

Es gibt auch einen positiven Aspekt

Zu Jahresbeginn – also noch VOR dem Virus-Horror – hat sich die neue Bundesregierung zu umfassenden Maßnahmen für gesunde Böden (nämlich für eine Reduktion des Bodenverbrauchs) und eine zukunftsfähige Raumordnung bekannt. Eine konsequente Umsetzung sollte daher zur Lösung dieses brennenden Umweltproblems unverändert Priorität haben. Nur durch eine kluge Raumordnungspolitik, durch einen absoluten Verbauungsstopp bester Wiesen und Äcker, durch Leerstandsnutzung (in Österreich stehen laut Umweltbundesamt 40.000 ha Immobilien leer) und durch eine Stärkung der überregionalen Raumordnung kann der negativen Entwicklung entgegengewirkt werden.

Schließlich zeigt die Corona-Krise einerseits, dass es nicht selbstverständlich ist, Lebensmittel überall und sofort zu bekommen, und auf der anderen Seite, wie verletzbar man als Nationalstaat ist. Ernährungssicherheit kann man nicht importieren. Eine heimische Landwirtschaft, die ausreichend Boden zur Verfügung hat, um Nahrungsmittel zu erzeugen, ist unverzichtbar für die Volkswirtschaft. Ohne unsere Bauern hätten wir alle nichts zu essen, ohne sie wäre der Teller leer. Sie produzieren 365 Tage im Jahr qualitativ hochwertige Lebensmittel – und das unter immer härteren Bedingungen durch zunehmende Wetterextreme wie Frost, Hagel, Dürre und Überschwemmungen. Österreich muss daher die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Bevölkerung im Krisenfall ernährt werden kann.

Es gilt, eine deutliche Trendwende im Flächenverbrauch einzuleiten, jede weitere Zerstörung von Böden zu verhindern und unsere wertvollen Böden und Grünräume zu sichern. Denn ohne Boden keine Lebensmittel!