Die Larve der schwarzen Soldatenfliege könnte ein Tierfutter-Ersatz für Soja und Fischmehl sein. Hiesige Landwirte arbeiten mit Forschern an dieser Option.

So sieht sie in voller Pracht aus: Die schwarze Soldatenfliege. Ihre Larven sind besonders proteinreich. © Wikimedia

Geht es um Soja, fallen Begriffe, die zusammen eine denkbar ungute Kombination ergeben: Ein riesiger Co2-Fußabdruck, gepaart mit Import-Abhängigkeit, Regenwaldabholzung, Landgrabbing durch Konzerne, Monokulturen und zerstörter Landschaft – garniert mit den unklaren Folgen der eingesetzten Gentechnik. Das ist aber nur die eine Seite. Auf der anderen stehen Bauern, für die Import-Soja eine wichtige Nahrungsergänzung und eine günstige Proteinquelle in der Fütterung ihrer Tiere ist. Fischmehl ist keine bessere Option – Stichwort Überfischung der Weltmeere und die daraus resultierende Bedrohung für das Ökosystem Erde. Was also tun? Diese Frage hat sich eine kleine Gruppe von Landwirten zusammen mit Forschern unter der Leitung von Global 2000 gestellt und einen Lösungsansatz entwickelt, der nachhaltiger und umweltfreundlicher ist, aber auch wirtschaftlich kompetitiv sein wird. Er trägt den Namen Floy, ein Kunstwort aus Fly und Soy. Dahinter steckt ein gut verträgliches Futtermittel für Nutztiere, das schnell und einfach in heimischer Produktion hergestellt werden kann und in eine effektive Kreislaufwirtschaft integrierbar ist. Die Grundlage dafür sind die Larven der schwarzen Soldatenfliege  oder „Hermetia Illucens“

© Global 2000

Und so geht’s: Eine Fliegenkolonie ernährt sich von Abfällen aus der Nahrungsmittelproduktion, etwa industriellen Karotten- und Erdäpfelschälresten, Safttrester oder Triticale-Ausputz (Getreidereste), und produziert immer wieder proteinreiche Larven. Genau die nimmt man, und macht daraus eiweißreiches Mehl für die Tierfütterung. Soja und Fischmehl wird damit aber nicht nur ersetzt, für einige Tierarten verbessert sich ihre Ernährung damit sogar.  Denn zwar ist der Mensch nicht so einfach an die Idee der Entomophagie – den Verzehr von Insekten – heranzuführen, um den Planeten zu schonen. Hühner, räuberische Fische und Schweine haben damit allerdings kein Problem, denn es entspricht ihrem natürlichen Speiseplan. Ruth Pammer von Global 2000 ist von dem Projekt schon jetzt überzeugt: “Es kann einen echten Beitrag dazu leisten, den stofflichen Kreislauf regional zu schließen und die ländlichen Regionen auch wirtschaftlich zu stärken. Die regionale Verwertung von Reststoffen über Insekten, und deren Verfütterung an Tiere, die sowieso Insekten fressen, könnte der Umwelt, den Tieren und den Betrieben gleichermaßen nützen.” Wesentlich sei dabei die regionale Larvenmast und die durchgehende Fütterung mit Reststoffen, auch wenn deren Verfügbarkeit je nach Jahreszeit und Region schwankt. So kommt es auch zu unterschiedlichen Futterzusammensetzungen für die Larven. Die erste Versuchsrunde lief übrigens mit Weizenkleie, Trockenschlempe und Altbrot gemischt mit Sortierkartoffeln, Rapsextraktionsschrot, Maisschrot und Malzkeimen.  Die Ansprüche der Nutztiere an ihr Futter  sind ebenfalls ein großes Thema. So muss etwa das fertig gespresste Fischfuttermittel gewisse Sink-Eigenschaften aufweisen, damit die Fische darauf ansprechen. Deshalb werden bereits jetzt Fütterungsversuche gemacht, auch mit Schweinen übrigens. “Eine unserer Annahmen ist, dass die Ausscheidungen der Larven mit gewissen Enzymen angereichert sind, die gemischt mit den übrigen Reststoffen des Larvenfutters als Zusatz im Schweinefutter bei der Nährstoffaufspaltung helfen können.”

Und wie geht es weiter?

Wird Floy wird die importierten Eiweißfuttermittel mengenmäßig komplett ersetzen können? Nein, aber es könnte eine Alternative für ökologischere Nutztierhaltung sein. Der nächste Schritt? “Wir schauen uns jetzt in den kommenden drei Jahren noch genauer an, wie effizient die Larvenmast mit welchen Reststoffen genau ist, wie das Larvenprotein technisch am besten zu geeigneten Futtermitteln gemacht wird, messen die Treibhausgasausstöße der Larven an sich, und führen Fütterungsversuche mit Fischen, Broilern und Schweinen durch”, so Pammer. Neben diesen praktischen Aspekten will man sich auch alles Nötige berücksichtigen, um am Ende eine wirtschaftliche und ökologische Rechnung machen zu können: “Damit wir nicht mehr glauben müssen, sondern wissen. Und startklar sind für einen Einsatz des Larvenfuttermittels.“

Das Projekt FLOY wurde 2018 in Wien und Oberösterreich gestartet und stellt eine Zusammenarbeit von GLOBAL 2000, der Landwirtschaft Forster, dem Start-Up Ecofly von Simon Weinberger und Michael Forster, der Bioforschung Austria, dem Forschungszentrum der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, dem Bundesamt für Wasserwirtschaft und der Universität für Bodenkultur dar. Im Laufe der weiteren Projektjahre 2019 bis 2021 werden Projektergebnisse präsentiert und mit Abschluss des Projekts soll Larvenprotein als einsetzbares Futtermittel-Produkt für die Landwirtschaft verfügbar sein.