Vor wenigen Wochen wurde ein Leitprojekt für Physical Internet in Österreich gestartet. Davon könnte z.B. unsere Holzwirtschaft profitieren.

LKW auf der Autobahn

Während heute Güter über große Distanzen durch einzelne Transportdienstleister transportiert werden, wird es in Zukunft fragmentierte, anbieter- und verkehrsträgerunabhängige Transporte geben. ©Pixabay

Die wachsende Zahl der weltweiten Gütertransporte und ihre Abwicklung auf meist ressourcenintensivem Weg stellt Umwelt und Gesellschaft vor immer größere Herausforderungen. Diesen muss schnell und intelligent begegnet werden. Eine Möglichkeit hierfür stellt kooperative Logistik und in weiterer Folge das Physical Internet dar. Dieses ist derzeit wahrscheinlich das ehrgeizigste Konzept für Effizienz und Nachhaltigkeit in der Transportlogistik und steht für eine tiefgreifende Reorganisation des Güterverkehrs und der Logistik.

Die 17 Partner im Leitprojekt „PhysICAL“ – Physical Internet through Cooperative Austrian Logistics – wollen nun die für Österreich nötigen Grundlagen für eine flächendeckende Umsetzung des Physical Internet schaffen. Unter anderem werden Anwendungsmöglichkeiten in vier verschiedenen Branchen entwickelt. So wird demonstriert, dass das Physical Internet der österreichischen Transportwirtschaft einen ökonomischen Vorteil und zugleich der Gesellschaft einen ökologischen und sozioökonomischen Nutzen bringt.

Hinter den Kulissen

Während heute Güter über große Distanzen durch einzelne Transportdienstleister transportiert werden, wird es in Zukunft fragmentierte, anbieter- und verkehrsträgerunabhängige Transporte geben. Intelligente Behälter werden sich beispielsweise automatisch den effizientesten Weg durch Transportnetzwerke suchen. „So wie eine E-Mail automatisch ihren Weg durch das Internet vom Sender zum Empfänger über mehrere Zwischenstationen nimmt, werden in Zukunft Güter selbständig ihren Weg durch Transportnetzwerke nehmen“, erklärt Projektleiterin Sandra Stein vom Konsortialführer Fraunhofer Austria. „Dabei werden sie je nach Bedarf von Straße, Schiene und Wasserstraße, aber auch verschiedenen Lagerorten Gebrauch machen und stets den effizientesten Weg zum Empfänger wählen.“

Bis es zu einem flächendeckenden Einsatz kommen kann, ist jedoch Entwicklungsarbeit nötig, wie z.B. die Schaffung von offenen Informationssystemen wie Plattformen oder die Weiterentwicklung von intelligenten Transporteinheiten. Eine wichtige Grundlage ist auch ein kooperatives Vorgehen aller Stakeholder, was zu einem kompletten Umdenken bei allen Beteiligten führen muss. 

Genau diese Schritte sind von den Partnern im Leitprojekt PhysICAL für die kommenden vier Jahre geplant. Kooperativ genutzte Transportgebinde werden z.B. für die Holzwirtschaft entwickelt. Diese sollen im Murtal und im Lungau zum Einsatz kommen und es dort durch eine smarte Holzlogistik ermöglichen, etwa 30.000 der derzeit 100.000 Tonnen Transportvolumen von der Straße auf die Bahn zu verlagern. 

Ebenfalls ein intelligenter Behälter für Paketsendungen steht im Pilotprojekt in Graz im Mittelpunkt: Statt einer Vielzahl von Paketdienstleistern soll dort zukünftig eine neutrale Flotte Pakete in intelligenten Boxen an zentrale Standorte ausliefern, um den Verkehr im innerstädtischen Raum zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen. 

Digitale Plattformen …

bilden dagegen den Schwerpunkt der anderen zwei Pilotprojekte: das erste reale Handelshaus der virtuellen Welt wird es produzierenden KMU ermöglichen, am eCommerce teilzunehmen. Durch das gemeinsame Abwickeln von Lagerung, Transporten und IT-Lösungen wird ein erfolgreicher Vertrieb über eCommerce von der Unternehmensgröße unabhängig. Der vierte Pilot sieht die Entwicklung einer offenen Transportmanagement-Plattform vor. Diese soll die Buchung eines intermodalen Transports so sehr vereinfachen, dass dieser mit wenigen Klicks durchgeführt werden kann.

Wer aller mitmacht

Projektpartner sind das AIT Austrian Institute of Technology, Prime Mobility & Consulting GmbH, doppler E. Doppler & Co GmbH, 4PL Intermodal GmbH, Schrack Technik GmbH, Steiermarkbahn Transport und Logistik GmbH, Wiener Lokalbahn Cargo GmbH, A1 digital International GmbH, bitsfabrik GmbH, Cargo-Center-Graz Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG, niceshops GmbH, Pro Danube Management GmbH, Project-S Global.Web.Shop GmbH & Co KG, Technische Universität Graz, Variocube GmbH, Stranzinger Logistik Service GmbH.

Das Projekt „PhysICAL“ wird im Rahmen des FTI-Programms Mobilität der Zukunft durch das Bundesministerium für Klimaschutz gefördert und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG abgewickelt.