Was unzufriedene Jugendliche können, können Bauern schon lange. Als “Farmers for Future” transportieren sie ihre Anliegen und streiken einfach mit.

F. Schrolmberger: Ist unsicher, ob sich das heutige Gemüse künftig im Weinviertel noch anbauen lässt. ©Farmers for Future

Franziska Schrolmberger hat ein gewaltiges Problem. Sie ist angehende Gemüsebäuerin bei Retz in Niederösterreich, weiß aber angesichts des letzten Sommers nicht mehr, in welche Richtung sich ihr Beruf entwickelt: “Bei uns im Weinviertel stellt sich die Frage, ob die Ackerbaukulturen, wie sie hier traditionell üblich sind, überhaupt eine Zukunft haben”, sagt sie. Durch Dürre und gehäuften Schädlingsbefall gab es bereits einige Missernten. “Bewässern ist in dieser trockenen Gegend aber auch keine Möglichkeit.” Nur über die existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel zu jammern, liegt der jungen Landwirtin aber nicht. Schon gar nicht, weil der eigene Berufstand ja auch dazu beiträgt. Im Gegenteil, sie sagt: “Es liegen so viele Möglichkeiten brach, wie wir selbst einen Beitrag leisten können um den Klimawandel zu bremsen und unsere Ökosysteme robuster umzugestalten: vielfältige Höfe mit mehreren Standbeinen, Verzicht auf Pestizide, mehr Windschutzgürtel und Landschaftselemente, Direktvermarktung in der Region statt weite Transporte – das sind nur einige Ansätze.” Schrolmberger ist mit dieser Ansicht bei weitem nicht alleine.

Der Verein Arche Noah, der sich für aussterbende Kulturpflanzensorten einsetzt, steht hinter den Anliegen.©ArcheNoah

Weltweit sehen viele Bauern die Situation genauso wie sie. Und weil das so ist, macht man als “Farmers for Future” jetzt gemeinsame Sache mit den jungen Klimaaktivisten und bringt die eigenen Anliegen zusammen mit “Fridays for Future” auf der Straße – einmal mehr morgen anlässlich des globalen Klimastreiks.

Es braucht einen Systemwandel

Wie stellen sich die Farmers for Future ihre Zukunft so vor? Allem voran wollen sie die Industrialisierung der Landwirtschaft und die Schäden durch die Intensivlandwirtschaft und Agrarchemie stoppen. Emissionen durch Pestizide, Transporte und Dünger mögen sie auch nicht und fordern eine massive Reduktion.

Der globale Klimastreik

Am 27. September finden auch in Wien, Linz, Bregenz, Innsbruck, Salzburg, Eisenstadt, St. Pölten und Graz Streiks für die Erde statt. Die “Farmers for Future” sind Teil der globalen Bewegung.

Treffpunkt der Farmers for Future in Wien ist der Praterstern um 11:55 Uhr

Treffpunkt der Farmers for Future in Graz ist um 10:30 Uhr am Hauptplatz beim Fest von Bio Ernte Steiermark

Wer die “Farmers for Future” unterstützen will, kann zur Veranstaltung einen Stab mitbringen (ca. 1,5 m lang) und einen zugeschnittenen Karton mit den Maßen 42 x 60 cm (=A2). Möglichst viele Kartons sollen mit Fotos bestückt werden und während des Demo-Zuges mit Bildern auf Bio = Vielfalt = Klimaschutz hinweisen.

http://www.farmersforfuture.at

Ebenfalls ein Dorn im Auge ist ihnen die Machtkonzentration im Agrar- und Lebensmittelsystem, die es ihrer  Meinung nach zu überwinden gilt. Außerdem auf der Liste der Forderungen: Der Stop des Bodenverlustes und der Bodenversiegelung und das Überwinden von Landgrabbing (Anm.: Die teilweise illegitime oder illegal Aneignung speziell von Agrarflächen). Auch Otto Gasselich, Vorstandsmitglied von Bio Austria versteht sich als Farmer for Future. Er argumentiert allem voran pro-Bio. “Die CO2-Emissionen pro kg Bio-Fleisch und Bio-Eier sind vielfach um 10 bis 50 Prozent geringer als bei konventionellem Fleisch und Eiern, auch aufgrund unseres Verzichtes auf Sojaimporte aus Brasilien und Argentinien”, sagt er und legt auch gleich konkrete Forderungen auf den Tisch: “Eine Erhöhung von 25 auf 50 Prozent der Agrarförderungen für das Agrarumweltprogramm im Rahmen der GAP (gemeinsame EU-Agrarpolitik), einen Bio-Anteil von 35 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche als Ziel im GAP-Strategieplan, politische Unterstützung bei der Erweiterung des Biomarktes, sowie 60 Prozent Bio-Anteil in der Verpflegung nationaler öffentlicher Einrichtungen.” Das mag sich nach starkem Tobak für Politiker anhören, könnte aber Radikalität könnte tatsächlich die einzige gangbare Lösung sein, um zu retten, was noch zu retten ist. Ludwig Rumetshofer, Bio Bauer in Braunau am Inn in Oberösterreich sieht jedenfalls auch keine andere Option: “Es braucht einen radikalen Wandel in der Art und Weise wie wir produzieren und konsumieren, also der Art wie wir als Gesellschaft leben. Eine industrialisierte, kapitalintensive und weltmarktorientierte Landwirtschaft ist Teil des Problems – eine bäuerliche, ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft kann ein Teil der Lösung sein. Es ist unsere Verantwortung jetzt zu handeln!” Dem ist nichts hinzuzufügen. Wir unterstützen alle die genannten Anliegen und sehen uns morgen beim globalen Klimastreik. Seite an Seite marschieren wir mit den “Farmers for Future”.

Wer unterstützt die Farmers for Future in Österreich?

Arche Noah Website | Facebook Bio Austria Website | Facebook Biohof Adamah Website | Facebook Bio Ernte Steiermark Website | Facebook  Bio vom Berg Website | Facebook  Echt.im.Biss Website IG Food Coops Website Kultur.Land.Impulse Website | Facebook Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung Website | Facebook Netzwerk Existenzgründung in der Landwirtschaft Website | Facebook Wir von bauernladen.at stehen ebenfalls hinter den “Farmers for Future”