Zu Besuch bei Simone Matouch in „ihrem“ Klostergarten Maria Luggau im Lesachtal. Im Gespräch über 4 Elemente, Heilpflanzen und Würzkräuter.

Der Klostergaten in Maria Luggau ist ein Herzensprojekt von Simone Matouch, Naturschatz Kräutermanufaktur. @Andrea Knura

Klostergärten sind seit jeher Nutzgärten, Heilpflanzengärten und in besonderer Weise auch Orte der spirituellen Einkehr. Der Klostergarten Maria Luggau im Kärntner Lesachtal lädt ein zu sehen und zu schauen, inne zu halten und zu staunen. Simone Matouch ist so etwas wie die „Hüterin“ des Gartens, den es erst seit 2013 wieder gibt. Jahrzehntelang lag er brach und war der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nachdem im Jahr 2010 auf Initiative des Bundesdenkmalamtes der Spatzentempel im Inneren der Klostergartenanlage renoviert wurde, und dabei ein Fresko der Klostergarten-Anlage freigelegt wurde, war das Interesse an dieser historischen Gartenanlage geweckt.

Unter dem Motto “Was der Klostergarten alles erzählen kann….” finden in der wieder errichteten historischen Klostergarten Anlage in Maria Luggau Führungen jeden Donnerstag um 10 Uhr Führungen zum Thema Klostermedizin statt.

Diese wurde aufgrund ihrer kulturhistorischen Bedeutung nach historischem Vorbild wieder errichtet. Die Entstehung des Klostergartens lässt sich bis in das 17. Jhd. zurückverfolgen. Die Lage auf 1172 Metern Seehöhe und die terrassenförmige Anordnung der Beete sind ebenso außergewöhnlich. Der Klostergarten Maria Luggau ist nunmehr von Mai bis Oktober täglich geöffnet. Über 120 verschiedene Pflanzen gibt es zu entdecken.

Warum stehen Pflanzen im Klostergarten im Zeichen der vier Elementen?

“Von der Antike bis in die frühe Neuzeit spielten die 4 Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft eine zentrale Rolle in der Heilkunde. Die Beschreibung von polaren Qualitäten (warm – kalt – feucht – trocken) – die den jeweiligen Elementen zugeordnet werden – ist der Schlüssel zum Verständnis von Krankheiten und dem Wirken von Heilkräutern. In einer Zeit, als es unsere Wissenschaft noch nicht gab, da konnte man als Beschreibung nur die Qualität nehmen. Alles was uns auf dieser Welt begegnet, kann man mit der Qualität beschreiben. Diese Qualitäten werden den vier Elementen – Erde, Feuer, Wasser, Luft– zugeordnet.“

So beginnt Simone ihre Führung durch den Klostergarten. Simone Matouche ist nicht nur Biologin und Kräuterexpertin, sondern TEM-Praktikerin (Traditionelle Europäische Medizin). Und sie erzählt weiter:

„Dabei geht es im Wesentlichen um die Themen Feuchtigkeit und Wärme. Feuchtehaushalt und Wärmehaushalt sind die zentralen Säulen, die für unsere Gesundheit wichtig sind. Entweder wir haben Fieber, oder wir sind unterkühlt. Und wenn es um die Feuchtigkeit geht, sind die Extreme – zu trocken oder zu feucht – auch nicht gesund. Das Element Feuer, in dem wir jetzt im Hochsommer gerade sind, ist warm und trocken. Wenn wir in den Herbst gehen, wird es kalt und trocken. Das ist ansich das lebensfeindlichste, denn wenn etwas zu kalt und zu trocken ist, kann nichts leben. Das Element Wasser wiederum ist feucht und kalt. Hier wird der Keim das neue Leben geboren. Es gibt einen Spruch:

Das Feuer des Lebens brennt im Wasser.

Es mag ein Widerspruch sein, aber es braucht das Wasser, damit ein Lebensprozess in Gang kommen kann. Kalt und Feucht ist also der Winter. Und der Frühling, oder der Neubeginn, ist dem Element Luft zugeordnet. Luft ist von der Qualität warm und feucht, das Leben explodiert. In der Natur, aber auch in uns Menschen. Diese Qualiäten, ob warm oder trocken oder kalt oder feucht werden auch Krankheiten zugeordnet. Es gibt sehr hitzige Krankheiten, Entzündungen die mit Fieber einhergehen oder man bekommt Schüttelfrost, also kalte Krankheiten. Aber auch Lebensmittel werden nach ihren Qualitäten eingeteilt. Ganz banal gesat: Wenn man eine hitzige Erkrankung hat, versucht man über die Ernährung gegenzusteuern, indem man Feuchte zuführt und kühlt. Heilkräutern kann man diese Wirkung auch zuschreiben. Es gibt Kräuter, die unterstützen die Wärme oder die Feuchte im Körper. Da spielen auch die Jahreszeiten hinein. Im Herbst oder Winter wird der Stoffwechsel langsamer, man legt vielleicht etwas an Gewicht zu. Da helfen Kräuter, die den Stoffwechsel unterstützen. Das wären zum Beispiel die wärmenden Gewürze wie Nelke, Zimt, Ingwer, die wir für unser Verdauungsfeuer benötigen. Es geht darum, dem Körper zu helfen, das was zugeführt wird auch optimal zu verwerten. Es gibt den Spruch „Du bist was zu isst“, das stimmt aber eigentlich nicht. In Wirklichkeit bist du erst das, was du verdaut hast.“”

Welche Küchenkräuter werden dem Sommer, also dem Feuer zugeordnet?

„Im Sommer geht es darum nicht zu sehr zu überhitzen. Was wir also klassisch jetzt gerne essen, wie Gegrilltes mit Chili und Scharfem ist gar nicht so optimal, weil es noch mehr Hitze bringt.  Wir brauchen kühlende Kräuter, wie beispielsweise den Borretsch. Er ist vom Geschmack ähnlich der Gurke, ist feucht und passt daher in den Sommer. Die Blätter sind allerdings sehr pelzig, daher mag das auch nicht jeder. Gerne verwende ich die Blüten für Essig mit 7 oder 9 Kräutern. Borretschblüten geben vor allem auch eine schöne Farbe. Das geht schon fast ist rot lila. Und es ist eine Bienen- bwz. Insektenweide. Der Klostergarten ist seit vorigem Jahr auch ausgezeichnet als „Natur im Garten“, der erste im Lesachtal.” 

Und welche kühlenden Sommerkräuter gibt es noch im Klostergarten?

“Von den Heilkräutern wäre es zum Beispiel der Eibisch, der kühlende und beruhigende Schleimstoffe hat. Wirkt übrigens auch bei Husten oder Gastritis. Dem Element Feuer werden Pflanzen zugeordnet, die unsere Verdauung, unser inneres Lebensfeuer, unterstützen. Wermut zum Beispiel, ist sehr bitter, da gibt es einen Bittertrunk. Oder die Bärwurz, die bei uns weniger bekannt ist. Vielfach werden die Wurzeln verwendet oder mit dem frischen Blättern ein Kräutersalz gemacht. Dann gibt es im Sommer viele Kräuter mit ätherischen Ölen. Da gehören die Lippenblütler dazu, wie zum Beispiel Salbei oder Oregano, die ebenfalls unsere Verdauung unterstützen. Oft kann man nicht unterscheiden, was ein Gewürzkraut und was ein Heilkraut ist. Das überschneidet sich oft.”

Was ist das nächstes Projekt?

Im Rahmen der TEM wird es 4-Elemente Kräutertropfen geben. An den Rezepturen arbeitet Simone bereits. Inspiration und beste Zutaten dafür gibt es reichlich. Schließlich kann sie für ihre “Naturschatz Kräutermanufaktur-Produkte” im Klostergarten aus dem Vollen schöpfen.