Wer sein Obst und Gemüse hierzulande im Supermarkt plastikfrei kaufen will, der hat’s schwer. Denn satte zwei Drittel davon sind noch immer in Kunststoff verpackt.

So viel Plastik fällt bei einem einzelnen durchschnittlichen Einkauf in einem österreichischen Supermarkt an. ©VKI

Karotten haben es in sich. Wer die in Österreich kauft, der nimmt sich nicht nur eine Vitamin-A-Bombe mit nach Hause, sondern gleich auch noch den traurigen Spitzenreiter, was Plastikverpackungen betrifft. Als der Verein für Konsumenteninformation (VKI) im Juni Obst und Gemüse einkaufte, fand sich in ganzen fünf Ketten keine einzige unverpackte Karotte. Weder bei Etsan, Hofer, Lidl oder Penny, noch bei Unimarkt. Im besten Fall waren immerhin noch 33 Prozent verpackt. Das war bei Denn’s. Am Ende errangen die Karotten in der VKI-Erhebung mit 82 Prozent den ersten Platz in Sachen Verpackungsanteil. Doch wie schaut’s sonst so aus mit den Plastikverpackungen bei Obst und Gemüse in Supermärkten? Leider nicht besser.

Zwei Drittel der Obst- und Gemüse Angebote sind in Plastik verpackt

58 Filialen von 13 Lebensmittelanbietern nahm sich der VKI zur Brust, um die Plastikfrage zu klären. 1.589 Angebote an Gurken, Karotten, Paprika, Tomaten und Äpfeln darin landeten im Einkaufskorb und es wurde erfasst, ob sie verpackt oder unverpackt zur Auswahl standen. Das Ergebnis lässt aufhorchen: 1.050 Angebote gab’s nur in Plastikverpackungen. In anderen Worten sind das zwei Drittel der erhobenen Ware.

Ohne Verpackung kamen nur 539 Angebote aus. Am schlimmsten treiben es die Diskonter, und da gerade Hofer, der an sich gern sein Nachhaltigkeitsimage hegt und pflegt. 79 Prozent fanden sich dort in Plastik verpackt. Auf den Plätzen folgten Lidl mit 77 Prozent und Penny mit 74. Aber auch die großen klassischen Supermärkte boten überwiegend verpackte Ware an: Merkur (71 Prozent), Billa (69 Prozent) und Interspar (65 Prozent). Am besten in Sachen plastikfrei unterwegs ist der Bio-Supermarkt Denn‘s mit 16 Prozent.

Der große Gurken-Aufreger

Aber regt die Konsumenten das ganze Plastik-Dilemma eigentlich auch auf? Klare Antwort: Ja. Beim VKI landen zahlreiche Konsumentenbeschwerden. Am meisten nervt die Menschen in der Regel, dass sie keine kleineren Einheiten kaufen können und dass unverpacktes Obst und Gemüse teurer ist. Ein Klassiker ist das verpackte Paprika-Trio, das im Regelfall billiger ist als drei einzeln gekaufte. Der größte Aufreger ist das allerdings nicht. Nichts schlägt die einfolierte Gurke, sagt VKI-Projektleiterin Birgit Beck. Und bei einigen Handelsketten kommt zumindestens dieser Unmut auch bereits an. “Denn‘s und Etsan verzichteten komplett auf die Plastikumhüllung bei Gurken.“ Auch Hofer, sonst eher auf den hinteren Rängen, lag mit 44 Prozent relativ gut – wogegen 86 Prozent des Gurken-Angebotes bei Spar in Plastik eingepackt waren. Insgesamt lag die Verpackungsquote bei den Gurken im Durchschnitt bei 50 Prozent. Eine ähnlich große Bandbreite zeigte sich übrigens bei den Äpfeln: Während bei den Anbietern Etsan und Denn‘s kein einziger Apfel verpackt angeboten wurde, waren es bei Hofer 89 Prozent und bei Lidl 78 Prozent.

Nachvollziehbare Gründe für das viele Plastik? Keine.

Was spricht eigentlich gegen plastikfrei? Nichts, sagt Beck. Gerade dieser Lebensmittelbereich würde sich sehr dafür eignen, ein deutlich sichtbares Zeichen für umweltbewussteren Konsum zu setzen. Auch aus hygienischen Gründen ist die Plastikverpackung nicht zwingend. “Obst und Gemüse sollte ja ohnehin vor dem Verzehr gewaschen werden – bzw. wird zum Teil noch zusätzlich geschält. Und das Argument, die Plastikverpackung würde für eine längere Haltbarkeit sorgen? Greift ebenfalls nicht immer: “Zumindest bei regionaler und saisonaler Ware sind die Transportwege vergleichsweise kurz. Warum braucht es dann eine Plastikverpackung?“ Wie man sich als Konsument verhält, hat übrigens auch Einfluss. „Greifen Sie, wenn möglich, zu offen angebotener Ware und verwenden Sie beim Einkauf einen Mehrwegbeutel oder Korb. Das erspart Ihnen die Mühe für die Entsorgung des Verpackungsmülls, hilft Plastikabfall zu vermeiden und erhöht den Druck auf Industrie und Handel unnötige Verpackungen wegzulassen, anstatt die Entsorgung auf die Konsumenten abzuwälzen“, sagt Beck. Wir haben auch noch einen anderen Vorschlag. Kaufen Sie am besten bei den Hofläden der Bauernladen.at-Produzenten ein. Da trotzen Sie der Plastikflut tatsächlich nachhaltig.

Sie wollen wissen ob biologisch abbaubare Plastiksackerl die bessere Alternative sind?

Wir haben die Antwort: https://bauernladen.at/artikel/politik/sichere-sackerl/