Seinetwillen weinen wir. Diese Tränen des guten Geschmackes vergießen wir nur zu gerne zur deftigen Osterjause, die ohne Kren ihren Namen nicht verdient.

Das Wort Kren kommt übrigens aus dem slawischen und bedeutet weinen. ©Canva

Schinken liebt Kren. ©Canva

Schon in wenigen Tagen sitzen wir wieder am reichlich gedeckten Ostertisch bei Schinken, Selchwürsteln, Reindling oder Pinze, bunten Eiern und …  . Zu den salzig süßen österlichen Geschmacksträgern gesellt sich noch ein weiterer Mitspieler ohne den der Osterschmaus wahrlich nicht komplett wäre. Der Kren. Fein aufgerieben bedeckt er die aufgeschnittenen Köstlichkeiten. Schon beim Aufreiben zeigt uns die Wurzel „ihre Zähne“. Nun bedeckt der weiße Flaum scheinbar artig Fleisch, Ei & Co. Bis zum ersten Bissen.  Das Krenwölkchen steigt uns in die Nase und sticht uns dann plötzlich mit einer nicht zu erwarteten Intensität irgendwo im hintersten Winkel unserer Gehirnwindungen. Eine kurze, schmerzende Schärfe, die sich dann aber sogleich in Wohlgefallen auf dem Gaumen auflöst, während wir eine kleine Träne vergießen.

Nomen ist omen

Der Kren tut eben das, was er tun muss, um seinem Namen gerecht zu werden, auch wenn unsereins den sprachlichen Hinweis nicht zu erkennen vermag. Dieser kommt nämlich aus dem Slawischen. Das Wort Kren, das wir Österreicher für den im deutschen Sprachraum als allgemein bekannten Meerrettich verwenden, wird von „krenas“ – das heißt weinen – abgeleitet. Im Wort Meerrettich hingen steckt das althochdeutsche Wort „mēr“, das so viel wie „größer“ bedeutet, „größerer Rettich“ also.

Heilpflanze des Jahres

Der Kren, ein „Familienmitglied“ der Kreuzblütler – von Kohl, Brokkoli, Chinakohl, Radieschen und Kresse – ist unser schärfstes heimisches Gewürz und war 2021 Heilpflanze des Jahres. Die Wurzel ist also nicht nur als Zugabe zu deftigen Speisen und Fisch in Kombination mit Apfel, Preiselbeere und Obers, ein fixer Bestandteil der zentral-und osteuropäischen Küche. Bereits seit der Antike schätzt man den Kren auch aus medizinischen Gründen. Beim Schneiden und Kauen der Wurzel werden die enthaltenen Senföle freigesetzt. Diese gelangen dann über den Dünndarm in den Körper und werden hauptsächlich über Nieren und Lungen ausgeschieden. Daher wirken sie auch in diesen Bereichen unseres Körpers besonders gut und helfen bei Blasenentzündung und Bronchitis. Hildegard von Bingen empfahl den Kren bereits in Mittelalter gegen Erkältungen und Husten. Seine antibakterielle Wirkung machte ihn zum „Penicillin der Bauern“. Darüber hinaus enthält die scharfe Wurzel viel Vitamin C, B Vitamine, Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. Auch als sexuelles Stärkungsmittel hat sich der Kren einen Namen gemacht.

Scharfe Spezialitäten

Natürlich gibt es auch für unsere Produzenten auf Bauernladen kein „Vorbeikommen“ an der scharfen, schmackhaften Wunderwurzel. Sie verwenden den Kren auf unterschiedlichste Art und Weise. Ganz traditionell kommt das kleine Osterpaket mit Schinken und Krainer mit Eierkren ins Haus. Ein typisch österreichisches „Apfelkren“ Chutney passt ausgezeichnet zu gekochtem Rindfleisch, zur Käseplatte, kalten Jause oder gerösteten Erdäpfeln. Auch in der Verbindung mit Senf und Preiselbeeren läuft Kren zur Höchstform auf.  Eine Besonderheit ist der Schilcher-Kren Senf. Er verleiht Tafelspitz, Rindschnitzel, oder Roastbeef das Tüpfelchen auf dem i.

Schmackhafte Kombinationen 

Weiße Weintrauben werden mit Essig, Weißwein und Kren zu einem pikant-süßen Gelee veredelt. Dieses passt gut zu zur kalten (Oster-) Jause, z.B. Schinken, Frischkäse oder Fleischgerichten. Apropos Frischkäse. Der mag es besonders gerne sich mit Kren vermengt zu zeigen. Milder Ziegentopfen mit Kren kann als  Brotaufstrich, für feine Schinkenröllchen oder als „Dip“ verwendet werden. Ein eingeschworenes Duo sind natürlich rote Rüben – genau genommen roter Rübenslalat und Kren. Bei einer Neuinterpretation der rote Rübensuppe wird diese mit Apfel und Kren verfeinert. Frische Krenwurzeln veredeln Apfelessig und im Sauerhonig (Oxymel) mit Kren vereinen sich die schon so heilsamen Kräfte des Honigs und und des Essigs mit jenen des Krens. Ein wahrlich Powergespann für unsere Gesundheit sind Kren und Kapuzinerkresse als Bio Tinktur. …