Marmeladebrot, Honigsemmerl, Müsli oder Porridge mit Zucker. So ein süßes Frühstück macht, so eine aktuelle Studie, gefühlt länger satt .  Teil II.

Frühstück mit Müsli, Beeren, Waffel, Honig, ..

Frühstück aus süßen, heimischen Zutaten. Macht richtig gut satt. Foto: Pixabay

Ein ausgiebiges Frühstück könnte im Kampf gegen Übergewicht und zu hohe Blutzuckerwerte helfen. Das lässt eine deutsche Studie hoffen, die zeigt, dass beim Frühstück doppelt so viel Energie umgesetzt wird wie beim Abendessen. Der süße Geschmack der Saccharose könnte zu einer länger anhaltenden Sättigung beitragen, lässt eine weitere Studie vermuten.

Macht Süßes satt?

Der durchschnittliche Österreicher konsumiert jährlich etwa 33 Kilogramm Zucker; in Deutschland sind es 34 Kilogramm pro Kopf. Doch warum ist Zucker derart beliebt und was bedeutet es im Hinblick auf unser Körpergewicht, oder ganz konkret: Trägt die Geschmackswahrnehmung von Zucker vielleicht zur Sättigung bei? Dieser Frage gingen Veronika Somoza, Direktorin des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der Technischen Universität München und auch an der Uni Wien tätig, und Barbara Lieder, Leiterin des Christian Doppler Labors für Geschmacksforschung an der Uni Wien, in ihrer Studie nach. Sie haben untersucht, welche Rolle die Aktivierung des Süßgeschmacksrezeptors bei der Sättigungsregulation spielt. 

Dafür erhielten 27 gesunde Männer zwischen 18 und 45 Jahren in einer verblindeten Studie eine zehnprozentige Glukose- oder Saccharoselösung (also Traubenzucker oder Haushaltszucker) oder eine dieser beiden Zuckerlösungen nach Hinzufügen von 60 ppm Lactisol. Der Hintergrund: Lactisol vermindert die Süßgeschmackswahrnehmung, indem er an eine Untereinheit des Süßrezeptors bindet. Alle Testlösungen mit und ohne Lactisol wiesen den gleichen Energiegehalt auf. 

Nachdem die Teilnehmer die jeweilige Testlösung getrunken hatten, durften sie nach einer Wartezeit von zwei Stunden so viel frühstücken, wie sie wollten. Kurz vor und während dieser Wartezeit erfolgte in regelmäßigen Abständen eine Blutabnahme und eine Messung der Körpertemperatur.

Ohne Süße der Saccharose: 100 Kilokalorien mehr

Die Probanden nahmen nach dem Trinken der lactisolhaltigen Saccharoselösung ca. 13 Prozent mehr Energie aus dem Frühstück auf als nach dem Trinken derselben Lösung ohne Lactisol. Das entspricht einem Unterschied von etwa 100 Kilokalorien. Die Saccharoselösung mit Lactisol, die den süßen Geschmack in der Wahrnehmung verringerte, führte bei den Teilnehmern zu einer niedrigeren Körpertemperatur und zu weniger Serotonin im Blut – einem Gewebshormon, das unter anderem für seine appetithemmende Wirkung bekannt ist. 

Laut Lieder deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Saccharose unabhängig von seinem Energiegehalt die Sättigungsregulation und die Energieaufnahme moduliert – und zwar über den Süßgeschmacksrezeptor. Nach Gabe der lactisolhaltigen Glukoselösung und der puren Glukoselösung wurden dahingehend keine Unterschiede beobachtet. Warum ist das so? Der Erstautorin der Studie, Kerstin Schweiger, zufolge liegt es vermutlich daran, „dass Glukose und Saccharose den Süßrezeptor auf unterschiedliche Weise aktivieren.“ Die Autoren gehen zudem davon aus, dass es zusätzlich Süßrezeptor-unabhängige Mechanismen gibt, die diese Beobachtung erklären.  

Um den Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum, Geschmacksrezeptoren und Sättigungsregulation auf molekularer Ebene zu klären, sei noch viel Forschung notwendig, erklärt Somoza. Besonderes Interesse könnte dabei in Zukunft den Süßrezeptoren im Verdauungstrakt zukommen – über die Funktion, die sie dort ausüben, ist noch recht wenig bekannt.

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Literatur: 
Richter J, Herzog N, Janka S, et al. Twice as High Diet-Induced Thermogenesis After Breakfast vs Dinner On High-Calorie as Well as Low-Calorie Meals. J Clin Endocrinol Metab 2020; 105: 1–11
Schweiger K, Grüneis V, Treml J, et al. Sweet Taste Antagonist Lactisole Administered in Combination with Sucrose, But Not Glucose, Increases Energy Intake and Decreases Peripheral Serotonin in Male Subjects. Nutrients 2020; 12: 3133