Die Bedeutung des Erntedankfestes scheint ganz langsam wieder in unser Bewusstsein zu rücken. Es erinnert uns, an die Abhängigkeit von der Natur.

Zu Erntedank werden Kirchen mit der reichen Ernte “geschmückt” um sich für diesen Segen zu bedanken.©Pixabay

Der Beitrag „Zu gut für den Müll“  hat die erschreckend hohen Zahlen der Verschwendung von Lebensmitteln, egal ob am Feld, im Handel oder im eigenen Haushalt bereits deutlich gemacht und wirft die Frage auf: Kann es sein, dass wir unsere Lebensmittel nicht, oder zumindest zu wenig schätzen. Würden in der EU ansonsten 88 Millionen Tonnen essbarer Lebensmittel jährlich zu Müll? Gleichzeitig verursacht der Klimawandel Ernteausfälle, die Landwirte haben zu kämpfen.

Die katholische Bischofskonferenz hat den ersten Sonntag im Oktober als Termin für das Erntedankfest festgelegt. In der evangelischen Kirche hat sich der Sonntag nach dem Michaelstag am 29. September (Fest des Erzengels Michael) als Erntefesttag durchgesetzt. In diesem Jahr fiel der Tag für beide Kirchen auf den 3. Oktober 2021.

Der Herbst mit seiner Fülle an Obst, Gemüse, Getreide und dem damit verbundenen Fest des Erntedankes, kommt also gerade recht, um sich Gedanken zu machen. Darüber, wie selbstverständlich Lebensmittel und ihr Konsum für uns sind. So selbstverständlich, dass wir uns in gewisser Weise von ihnen entfremdet haben. Ihr„Wachsen und Gedeihen“ hat scheinbar nichts mit unserem Leben zu tun. Die Nahrung kommt schließlich aus der Fabrik, also dem Supermarktregal, und nicht vom Feld. Welche Arbeit und Anstrengungen von der Aussaat bis zur Ernte notwenig sind, vielviel Einsatz und handwerkliches Können in den Lebensmitten stecken, das wissen wir gar nicht mehr. 

Früher einmal …

spielte die landwirtschaftliche Produktion für die Menschen eine viel größere Rolle. Von einer guten Ernte hing das Überleben ab, so dankten die Menschen schon immer ihren Göttern für die Ernte und war sie einmal eingeholt, wurde dieses besondere Ereignis und das Ende der Arbeit auf dem Feld und in den Gärten auch gebührend gefeiert. Der Erntedank ist ein Brauch, der sich durch alle Kulturen zieht, ob zu biblischen Zeiten im Nahen Osten, im römischen Reich oder auch in der frühen Geschichte Japans. Die ältesten Belege für ein Erntedankfest im Christentum stammen bereits aus dem dritten Jahrhundert.

Erntedank – ein Zeichen der Demut

Bei uns hat sich die Tradition des Erntedankes mit den Dankgottesdiensten und Bittprozessionen vor allem in den ländlichen Gebieten gehalten. Die Bauern bedanken sich noch heute bei Gott für ein gutes Erntejahr, dafür, dass sie von Unwettern und Dürre verschont geblieben sind. Sie bezeugen der Natur und der Schöpfung gegenüber ihre Demut, bitten aber auch gleichzeitig um eine gutes Wachsen und Gedeihen im nächsten Jahr. Die Altäre sind mit farbenfrohen Arrangements aus Kürbissen, Äpfeln, Getreide und anderen Feldfrüchten verziert, aber auch Brot, Mehl oder Wein werden dargebracht. Das heute kirchliche Erntedankfest ist aus dem bäuerlichen Arbeitsleben heraus entstanden und wurde dann von der Kirche im 18. Jahrhundert aufgegriffen. Waren die Arbeiten am Feld zu Ende, überreichten Erntearbeiter und Gesinde den Bauern zum Abschluss einen Kranz aus geflochtenem Getreide. Heute lebt dieser Brauch in den Erntekronen weiter, den vier- oder sechbögigen Büglekronen, die während der Prozession mit all den anderen Gaben in die Kirche getragen und dort gesegnet werden.

 „Damit der Winter auch etwas hat“ …

oder „damit der Segen auf dem Feld ruhen bleibt“, wurden übrigens die letzen Halme immer am Feld stehen gelassen. Dieser abergläubische Akt zeigt, wie sehr die Menschen die Natur respektierten und sie auch fürchteten, denn ein einziges Gewitter konnte die Nahrung für ein ganzes Dorf in Sekunden vernichten und Hunger und Not mit sich bringen. 

Beim Erntedankfest geben die Menschen Gott (und der Natur) in gewisser Weise das symbolisch zurück, was ihnen geschenkt wurde. Sie bedanken sich für ein erfolgreiches landwirtschaftliches Jahr.

Rückbesinnung auf die Natur

Viele von uns haben „den Draht“ zur Natur verloren. Wir müssen ja auch nicht säen und ernten, nicht vor Frost, Dürre oder Schädlingen bangen. Wir werden erst stutzig, wenn die Lebensmittelpreise steigen. Ein einfacher Griff in den Kühlschrank oder die Tiefkühltruhe genügt und wir haben unser Essen auf dem Tisch. Auch wenn sich die Arbeitsbedingungen der Bauern verbessert haben, auch wenn wenn es Versicherungen gegen Umweltkatastrophen aller Art gibt, die Natur können wir nicht beherrschen, letztendlich hat sie immer das letzte Wort.

Wir sagen Danke

Unser Dankbarkeit sollte aber nicht nur dem reichhaltigen Angebot der Schöpfung gelten, sie gebührt vor allem jenen Menschen, die heute noch landwirtschaftlich arbeiten. Wir von bauernladen.at nehmen das Erntedankfest zum Anlass, uns bei all den Produzenten zu bedanken, die uns durch ihr nachhaltiges Handeln und Arbeiten mit wunderbaren Lebensmitteln versorgen.