Ekel-Eier?
In einem eierverarbeitenden Betrieb in Niederösterreich soll es grauenhafte Zustände inklusive Maden und Schimmel geben. Die Behörden ermitteln bereits.
“Rohe Eier, aus denen Maden kriechen, und an denen Schimmel haftet. Dotter, die eigelb sein müssten, aus denen aber pechschwarze Flecken hervorstechen, dazu bestialischer Gestank.”
So stellt sich offenbar das Material dar, mit dem oberösterreichischen Privatdetektiv Walter Weber aus Leonding die Zustände bei Pro Ovo, einem eierverarbeitenden Betrieb in Oberösterreich, dokumentiert hat. Bei dem Unternehmen sollen qualitativ schlechte Eier verarbeitet worden sein, ohne dass das entsprechend ausgewiesen wurde. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hat bereits Betrugsermittlungen aufgenommen. Wobei im Augenblick natürlich noch die Unschuldsvermutung gilt. Was steckt dahinter? Die bisherigen Fakten deuten auf Etikettenschwindel. Die Firma, heißt es, verarbeite je nach Begehr des Kunden Freiland-, Bodenhaltungs- oder aber importierte Eier aus Käfighaltung. Die Anklagebehörde prüft jetzt, ob je nach Lagerbestand Freilandei-Produkten etwa auch Käfig-Eier untergemischt wurden. Abgesehen davon würden Eier über Monate gelagert und faule Schaleneier sollen aufgeschlagen, pasteurisiert und zu Flüssigei verarbeitet worden sein. Eine Anzeige soll es schon im Dezember gegeben haben.
Einer der größten Lebensmittelskandale in Österreich?
Die Ekel-Eier seien in industriell hergestellten Backwaren und Nudeln verarbeitet worden, aber auch Hotels hätten sie zugekauft und für das Frühstücksbuffet verarbeitet. Betroffen sein soll übrigens nicht alleine Österreich. Die Staatsanwaltschaft in München interessiert sich nach der Anzeige des Privatdetektivs ebenfalls für den Betrieb. Pro Ovo, das zur Interovo Egg Group, einem Unternehmen mit Sitz im niederländischen Ochten gehört, hat bis jetzt nicht auf die Vorwürfe reagiert. Auf der Website findet sich allerdings noch immer dieser angesichts der Vorwürfe doch etwas eigenwillig anmutende, Satz:
“Unsere Eier haben keine Geheimnisse – sie kommen aus ganz Europa, werden unter Berücksichtigung höchster Qualitätsstandards verarbeitet und perfekt für Sie vorbereitet.”
Wie kann es aber überhaupt zu den kolportierten Zuständen kommen? Diese Frage lässt sich noch nicht beantworten. Schließlich gibt es einen nationalen Kontrollplan, der auch eine einmal jährliche Kontrolle der Eiprodukthersteller vorsieht. Die zuständige Fachabteilung des Landes NÖ sagt, die sei eingehalten worden, und in den letzten zwei Jahren habe es kein Problem in Sachen Lebensmittelsicherheit gegeben. Die Tierschutzorganisation “Vier Pfoten” spricht schon von “einem der größten Lebensmittelskandale überhaupt in Österreich”, so der Verdacht sich bewahrheite. Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens, sagte, dass der Fall “mit einer verpflichtenden Deklaration nach Herkunft und Tierwohl” wohl “viel früher aufgefallen” wäre. Er richtete eine Forderung an die Politik, “unmittelbar das Thema Kennzeichnung ganz oben auf die Agenda zu setzen”. Der zuständige Sozialminister Rudi Anschober ortet übrigens genau dasselbe Problem als Ursache des Dilemmas. Tatsächlich gibt es in Österreich eine hervorragende Kennzeichnung von frischen Eiern, die im Geschäft gekauft werden können. Aber wenn es um verarbeitete Eier und importiertes Eipulver und Flüssigkeit geht, gibt es grobe Mängel.
Eipulver und Flüssigkeit von Eiern aus Massenkäfighaltung, die nicht den EU-Anforderungen bzw. dem österreichischen Tierschutzgesetz entsprechen, sind hierzulande nicht verboten.
Und von diesen Eiern landen täglich nicht wenige in Österreich. Um genau zu sein, importiert Österreich täglich etwa eine Million, von denen der Großteil aus nicht tiergerechter Käfighaltung stammt. Verarbeitet werden diese Eier allem voran in der Außer-Haus Verpflegung oder in der Herstellung von Ei-Produkten. Zwischenzeitlich hat sich auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) eingeschaltet und sofort Untersuchungen eingeleitet. Die Ergebnisse soll es in den nächsten Tagen geben und auch entsprechende Konsequenzen. Wir bleiben dran!
Was können Sie tun? Zum Beispiel das Tierschutzvolksbegehren unterschreiben: Zu den wichtigsten Forderungen des Volksbegehrens zählt die verpflichtende Kennzeichnung nach Herkunft & Tierwohl bei verarbeiteten Produkten, in Gastronomie und öffentlichen Küchen. Damit wäre sichergestellt, dass ausländische Eier deklariert werden. Denn bislang landen bis zu 600 Millionen Eier aus Käfighaltung jährlich unerkannt auf den Tellern, obwohl die Käfighaltung in Österreich bereits verboten ist. Auf diesen Missstand hat das Volksbegehren mit der Kampagne „Wissen, was wir essen“ bereits aufmerksam gemacht. http://www.tierschutzvolksbegehren.at