Wir wollen wissen, wo der Kaffee herkommt
Wir feiern, wie jedes Jahr, am 1. Oktober den Tag des Kaffees. Weil er wie kein anderes „Lebensmittel“ Geschichte, Genuss und Leidenschaft verbindet.

“Klimagerechter Café Comam wird direkt & fair von Kleinbauern aus Kolumbien bezogen und im Ursprungsland geröstet. Dadurch schaffen wir mehr Wert für alle entlang der Wertschöpfungskette von Kaffee,” so Linda von nulldiebohne – Café Comam. ©nulldiebohne
Drei Tassen Kaffee trinken wir Österreicher pro Tag, sagt die Statistik. Mit 137 Litern pro Person und Jahr zählt Kaffee, neben Wasser, zu den beliebtesten Getränken in Österreich. Guten Morgen ist für viele ein Synonym für Kaffee, schließlich wachen wir damit erst auf. Wir feiern den Kaffee demzufolge jeden Tag, nehmen den „Tag des Kaffees“ aber mal zum Anlass, genauer in die Kaffeetasse zu schauen. Woher kommt der Kaffee eigentlich, wer hat ihn erfunden, warum ist er so begehrt.
Am Anfang war …
Über Kaffee gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Wie jene vom Ursprung des Getränks vor rund 450.000 Jahren in der Region um das heutige Äquatorial-Guinea, Kamerun, Gabun und Südnigeria wo er unauffällig als mittelhoher Baum in den unteren Regionen des tropischen Regenwaldes wächst. Über und über mit weißen Blüten geschmückt, lockt der Kaffeebaum wilde Bienen an, die er zur Bestäubung braucht. Die Blüten enthalten bereits kleine Mengen an Koffein. Das gibt den Bienen den Extra-Kick, um zur nächsten weißen Blüte zu fliegen und so die Pollen des Kaffeebaumes zu verbreiten. Aus jeder Blüte entwickelt sich neun Monate später eine Frucht, die Kaffeekirsche. Vögel, Fledermäuse und Affen verbreiteten die Kaffeesamen von Westafrika über Zentralafrika bis an die afrikanische Östküste, sogar bis auf die Insel Madagaskar. So entstanden immer neue Kaffeearten, die auf verschiedensten Böden, unterschiedlichen Höhenlagen und diversen klimatischen Bedingungen wuchsen. Auf Madagaskar verbreiteten übrigens die Lemuren den Samen auf der ganzen Insen, sodass dort heute, nach dem Kongo, die größte Vielfalt an wilden Kafeearten beheimatet ist. 58 verschiedene Kaffeearten, fast die Hälfte der insgesamt 130, wachsen dort. Irgendwann entstand die Art, die uns Menschen auf den Geschmack des Kaffees brachte: Arabica.
Kaffee erobert die Welt
Der Kaffee kam wahrscheinlich im 14. oder 15. Jahrhundert durch Sklavenhändler und Reisende aus Äthiopien in den Jemen, wo die Kaffeepflanze erstmals systematisch angebaut und kommerziell genutzt wurde. Um die Entdeckung des Kaffees ranken sich viele Legenden. Nach einer bemerkte ein Hirte im Jemen, dass seine Schafe in einen ungewohnten Zustand der Aufregung gerieten, sobald sie die Früchte eines bestimmten Gebirgsbaumes fraßen. Er teilte seine Beobachtung einem Mönch aus dem benachbarten Kloster mit, der daraufhin die Beeren sammeln ging, sie trocknete und daraus einen Aufguss zubereitete, den er seinen Mitbrüdern zu trinken gab. Diese waren danach in den nächtlichen Gebeten mit viel mehr Ausdauer und Eifer bei der Sache. Der Verkauf von Kaffee begann in Mekka, der heiligen Stadt des Islam und Ziel muslimischer Pilger. Hier machten auch die ersten Kaffeehäuser auf.
Im 16. Jahrhundert gelangte das Getränk in die Türkei und nach Venedig. Doch in Europa überzeugte Kaffee die Gaumen und Herzen der Menschen nicht so schnell wie im arabischen Raum. Es dauerte fast hundert Jahre, bevor Europäer ihre Liebe zum Kaffee entdeckten, sie tranken lieber Bier und Wein. Wein war das göttliche Getränk, Bier war Grundnahrungs- und Rauschmittel zugleich. Kaffee war aber anders als Alkohol. Es verursachte keinen Rausch, hinderte die Menschen aber nächtelang am Einschlafen, wie eine Medizin. Deshalb gab es Kaffee vorerst in Apotheken. Im 17. Jahrhundert öffneten die ersten Kaffeehäuser in Europa: 1650 in Oxford, 1670 in Marseille, 1683 in Venedig und 1685 in Wien. Es folgte der Wunsch der Europäer selbst Kaffee anzubauen und damit die lange Geschichte der brutalen Ausnutzung der Kaffeebauern in den Kolonien. Der holländische Schriftsteller Eduard Douwes Decker beschreit in seinem Roman „Max Havelaar“ die Ausbeutung der Indonesier für das Kolonialgut Kaffee. 1988 wurde in den Niederlanden die Fair-Traide Organisation gegründet, die zuerst Max Havelaar Stiftung hieß, heute als Fairtrade bekannt ist.
Kaffee und der Klimawandel
Fairtrade setzt heute gezielt auf Anpassung im Ursprung, um die Zukunft des Kaffeehandels nicht nur fair, sondern auch klimafit zu gestalten. Während sich der Klimawandel verstärkt negativ auf den Anbau der sensiblen Arabica-Bohne auswirkt, gewinnt Robusta-Kaffee als widerstandsfähigere Alternative zunehmend an Bedeutung. Eine aktuelle Studie von Fairtrade International zeigt, dass langfristig bis zu 50 % der bisherigen Arabica-Anbaugebiete wegfallen könnten. Robusta-Kaffee ist resistenter gegenüber Hitze, Schädlingen und Starkregen – und somit ein Hoffnungsträger für die Zukunft des Kaffeeanbaus. „Der Klimawandel verändert die Spielregeln der Kaffeeproduktion. Fairtrade unterstützt Produzentenorganisationen gezielt bei Anpassungsmaßnahmen wie der Züchtung klimaresistenter Sorten, der Investition in qualitätssteigernde Maßnahmen oder der Erhöhung des Angebots an Robustabohnen“, erklärt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. Mit dem Ziel, langfristig die Ernteerträge und damit die Einkommen der Kaffeebauernfamilien zu erhöhen. Auch die derzeit hohen Preise für Kaffee auf den Rohstoffbörsen – Anfang 2025 wurde ein historisches Hoch erreicht – sollten sich durch die Stabilisierung des Angebotes wieder auf einem vernünftigeren Niveau etablieren.
“Zum Tag des Kaffees möchten wir zeigen, wie viel Zukunft in einer Tasse stecken kann – wenn sie fair gehandelt ist. Aber egal ob Robusta oder Arabica: Fairtrade-Kaffee leistet einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit und zur Anpassung an den Klimawandel. Denn neben unseren Standards zum Schutz der Menschen und der Umwelt in den Kaffeeanbauregionen sorgt eine vertraglich fixierte Prämie für die notwendigen Investitionen in den Anbaugebieten – von Bildung und Infrastruktur bis hin zu den besagten Klimaschutzmaßnahmen.”
Buchtipp: Ohne Mücken keine Schokolade, Sarah M. Schmidt. Verblüffendes über 11 Pflanzen, die uns täglich schmecken. leykamverlag 2024. Kapitel für diesen Beitrag: Kaffee, das schwarze Gold.