Lebendiger Weingarten, natürlicher Wein
Nachhaltigkeit, artenreiche Begrünung, Reduzierung der Erntemenge, Handlese, … . Und im Keller ist weniger mehr. Winzerfamilie Pfalz arbeitet mit der Natur.

“Bodenlebewesen sind wichtig im Weingarten.” Markus Pfalz. ©️Winzerfamilie Pfalz
Und das nicht erst seit Biodiversität im Weinbau in aller Munde ist. Seit 1610 ist das Weingut in Familienbesitz. „Heute sind Nachhaltigkeit und Achtsamkeit unsere Aufgaben als Winzer. Der Weingarten und damit auch die Weine werden so wieder lebendiger, und das in vielerlei Hinsicht.“ Markus Pfalz setzt fort, was die Eltern Rosemarie und Michael begonnen haben, hat aber auch seine eigenen Ideen. Die Begrünung zum Humusaufbau gibt es schon lange, die Insektenhotels kamen erst dazu. „Schon jetzt haben wir viel mehr Vogelnester im Weingarten und zwischen den Reben hört man ein ständiges Summen und Brummen der Insekten.“ Ob es die braucht? Ja und nein, meint Markus. Denn Weinreben benötigen in der Regel keine Insekten zur Bestäubung. Sie sind größtenteils selbstbestäubend, da ihre Blüten sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane enthalten. Der Pollen wird hauptsächlich durch den Wind übertragen, weshalb sie nicht auf Bestäuber wie Bienen angewiesen sind.
- Artenreiche Begrünungsmischungen zwischen den Rebstöcken. ©️Winzerfamilie Pfalz
- Im Keller erfolgen bei uns nur die notwendigsten Schritte, um den Wein in Ruhe reifen zu lassen.
Mehr Biodiversität
Was es aber braucht, sind Raubmilben gegen Schädlinge. Zudem werden Pheromone zur Verwirrung der männlichen Traubenwickler verwendet – sie finden die weiblichen Traubenwickler nicht und können sich somit nicht vermehren. „Dadurch haben wir wesentlich weniger Schäden des Insekts auf den Trauben und auf Insektizide kann verzichtet werden.” Zu starke Bodenbearbeitung, die zur Bodenaustrocknung führt wird vermieden und statt Mulchen wird oft gewalzt um die Blüten für Insekten zu erhalten. Es wird immer nur jede zweite Zeile bearbeitet, also immer nur ein Teil. So finden die Lebewesen in der Begrünung immer Unterschlupf. „Wir kombinieren auch Geräte um den Weingarten nicht ständig befahren zu müssen und so CO² Emissionen zu reduzieren. Also werden Unterstockbearbeitung und Mulcher ebenso kombiniert wie die Walze mit dem Pflanzenschutzgerät,“ erläutert Markus, der gerne einfach mit dem Fahrrad zu den Weingärten fährt. Da hat er es auch gar nicht weit, da die Weingärten der Winzerfamilie Pfalz alle rund um Hohenruppersdorf liegen. Das Weingut ist seit August 2024 in Bio-Umstellung. Gearbeitet wird daher nur mit Wasser und biologischen Pflanzenschutzmitteln wie Kupfer, Schwefel und Kaliumhydrogencarbonat, das sich im Obstanbau als Mittel zur Stabilisierung des pH-Wertes im Boden und zur Stärkung des Pflanzengewebes bewährt hat. Es sorgt dafür, dass die Pflanzenzellen ihre natürliche Widerstandskraft gegen Krankheitserreger länger beibehalten.
Handverlesen
Durch den optimalen Zeitpunkt der Traubenernte werden beste Qualitäten erzielt. „Muskat Ottonel beispielsweise wurde früher immer später geerntet. Dadurch hatte er viel Alkohol, jedoch wenig Säure und war etwas fad. Durch den optimalen Lesezeitpunkt ist der Wein jetzt schön ausbalanciert bei 11 Vol.% Alkohol statt knapp 13 Prozent.” Auch der Weinkeller ist optimal angelegt. Er ist in drei Etagen aufgebaut, man nutzt das schonenden Gefälle und spart dem Wein dadurch einige Pumpvorgänge. Im Keller erfolgen nur die notwendigsten Schritte, um den Wein in Ruhe reifen zu lassen ganz nach dem Motto „Weniger ist mehr.“ Es wird auch darauf geachtet, dass der Wein möglichst spät abgefüllt und ihn länger reifen zu lassen, dadurch wird der Wein länger haltbar.
Nur Trauben, Liebe und Zeit
„Natürlicher Wein, das ist das was ich machen und forcieren will,“ schwärmt Markus. Bei der neuen Linie Tradition, einer “Natural-Weinlinie” setzt er seine Vision schon um. Der Wein bleibt mindestens 12 Monate im Holzfass. Ohne Schwefel, ohne Hefe. Nur Trauben, Liebe und Zeit. Spontan, teilweise mit ganzen Trauben vergoren, 12 Monate auf der Hefe im Eichenholzfass. Was dann dazukommt ist etwas Schwefel bei der Abfüllung, sonst würde der Wein orange oder dann braun werden und die Aromen verlieren. Fernweh ist der erste Wein dieser Linie. Mit Fernweh zeigt Markus´ Fernweh nach Südafrika, wo er im Rahmen eines Praktikums neue Weine und Wege kennenlernen durfte. Fernweh wird jedes Jahr aus einer andere Sorte vinifiziert. Bei Fernweh 2022 ist es Welschriesling – trocken, vegan friendly. “Das nächste Fernweh ist Muskat Ottonel. Der braucht aber noch Zeit um sich zu entwickeln.”
Auch die anderen Weine aus dem Hause Winzerfamilie Pfalz sollen natürlicher sein. Beim Weißburgunder und Sorten Rebell 2023 hat Markus seine Philosophie bereits umgesetzt, immer getreu seinem Motto: “Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken”.