Fish Dependence Day 2022. Ende Jänner sind Österreichs Fisch-Ressourcen verbraucht. Österreich hat tatsächlich ein „kleines“ Fischproblem.

Amur Karpfen aus dem Waldviertel. ©Fotografie Florian Kainz

Am 26. Jänner war der Fischerschöpfungstag. Das heißt, dass Österreich an diesem Tag die heimischen Fisch-Ressourcen verbraucht hat und wir für den Rest des Jahres von Importen abhängig sind. Kein anderes Land in der EU hat einen so geringen Selbstversorgungsgrad bei Fisch. Der Selbstversorgungsgrad lag im Jahr 2020 bei gerade einmal sieben Prozent. Das heißt: Nur sieben Prozent der konsumierten Fische stammten aus heimischen Gewässern – 4.700 Tonnen, um genau zu sein (Statistik Austria).

Wie kann das sein? 

Das fragen wir uns und fragen bei Fischproduzenten nach. Andreas Kainz ist Teichwirt und Obmann des Teichwirteverbandes in NÖ. „Bei der Teichwirtschaft ist es ganz klar, dass nur eine begrenzte Fischmenge (Besatz) möglich ist,“ erläutert er und vergleicht diese Art der Bewirtschaftung mit der Weidehaltung von Kühen. Es braucht viel Platz, natürliches Futter und im Winter ist zudem auch noch die Befischung schwierig, da die Teiche zugefroren sind. Auch Kainz öffnet den Hofverkauf erst wieder Anfang März.

Teichwirtschaft ist, so die Experten, sicherlich die natürlichste und CO2 neutralste Art der Fischproduktion. „Weil die Karpfen auch nur Plankton sowie Getreide – natürlich aus der Region – fressen und kein Fischfutter mit einem hohen Fischmehlanteil benötigen. Fischfutter hat im Schnitt einen Anteil von rund 40 Prozent Fischmehl, das aus dem Beifang der Meeresfischerei stammt und quer durch Europa gekarrt wird.“ Aber noch eine Frage zum Karpfen, der immer noch den Ruf hat „nach Schlamm“ und „trübem Teich“ zu schmecken. „Fische mit „brackigen“ Geschmack „nach Schlamm“ stammen meist aus nicht optimal bewirtschafteten Teichen: zu viele Tiere im Wasser und auch zu viel Futter führen zu starker Verschmutzung des Teichgrunds mit Futterresten und Exkrementen. Das wirkt sich negativ auf die Wasserqualität aus und beeinträchtigt letztlich den Fleischgeschmack. Auch können Waldteiche mit moorigem Waldwasser den unbeliebten Geschmack fördern. Unsere Karpfen müssen nicht „ausgewassert“ werden: sie „lettln“ bzw. „grundln“ nicht!“

Forellen sind “wie Schweine”

Nein, das ist nicht negativ gemeint. Wenn man bei dem Vergleich zur Landwirtschaft bleibt und Karpfen die Kühe auf der Weide sind, dann wären für Kainz die Salmoniden, also Forelle und Saibling, mit der Schweinehaltung zu vergleichen. Es gibt also große Becken mit dichtem Besatz. „Die Fische brauchen gute Wasserqualität und Fischfutter, das wie bereits erwähnt, nicht unbedenklich ist.”. Hier kommt es natürlich auf den Betrieb und den Qualitätsstandard an. Marlene Kirchmayer vom Fischereibetrieb Thorhof in Niederösterreich erklärt uns ihre Philosophie: „Wir ziehen unsere Fische (Regenbogenforelle und Saibling) in kristallklarem Gebirgswasser auf, vom Ei, über den Brütling und Setzling bis hin zu unseren fertigen Speisefischen. Dass sie ohne Einsatz von Antibiotika und ähnlichen Substanzen aufwachsen, versteht sich für uns von selbst. Die hohe Wasserqualität und das langsame, natürliche Wachsen sorgen für eine feine Struktur und zartes, aber muskulöses Fleisch.“ Eine gute Wasserqualität und das Wasserrecht stellen für sie die limitierenden Faktoren für Fischzucht in Österreich dar.

Indoor Aqua-Farmen

Der dritte Bereich der Fischzucht ist die industrielle Art, nämlich Indoor Fische. Alles ist high-tech, wird genau geplant und gesteuert. Diese zwar weniger natürlichen aber sehr erfolgreichen Fischzuchten machen uns weniger Abhängig von Importen, was gut ist. So kommen sogar Garnelen aus Tirol. 574 Meter über dem Meeresspiegel – in Hall in Tirol – ist der Ort, an dem die Alpengarnelen in unverwechselbarer Qualität heranwachsen. Ohne chemische Zusätze und frei von Antibiotika werden die White Tiger Garnelen in reinem Tiroler Quellwasser zu einem edlen Produkt der besonderen Klasse. Durch ein ausgeklügeltes Kreislaufsystem zur Aufbereitung des Wassers wird kein Abwasser produziert. Man gibt dem Wasser Zeit, sich selbst zu regenerieren. Dies geschieht in eigens dafür errichteten Tanks und voll automatisiert.

Fisch und Gütesiegel

Im europaweiten Vergleich liegt der Fischverbrauch hierzulande zwar auf einem eher geringen Niveau: Zwischen sieben und acht Kilogramm Fisch und Meeresfrüchte essen die Österreicherinnen und Österreicher pro Person im Jahr (Statistik Austria). Das entspricht etwa 13 Kilogramm Fanggewicht. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in der EU liegt fast doppelt so hoch, bei rund 24 Kilogramm Fanggewicht (Versorgungsbilanz Eumofa). Dennoch ist Fisch auch hierzulande beliebt. Zu den am meisten importierten Arten gehören Alaska-Seelachs, Thunfisch (Echter Bonito), Forelle, Lachs und Hering. Heimische Zuchtbetriebe produzieren vor allem Karpfen und Forelle. Besonders wichtig bei Garnelen und Lachs: ASC-Siegel garantiert verantwortungsvolle Herkunft. Gerade weil die in Österreich konsumierten Fische und Meeresfrüchte zum Großteil nicht direkt aus heimischen Seen und Flüssen stammen, stellt sich für viele Menschen die Frage, wo der Fisch im Supermarkt denn eigentlich herkommt und wie nachhaltig er produziert wurde. Das ASC-Siegel ist für viele somit eine wichtige Orientierung, um verantwortungsvoll produzierte Zuchtfischprodukte zu erkennen.

Oder noch besser

Sie kaufen direkt beim Fischereibetrieb ein, lernen die Menschen hinter den Fischen kennen und genießen besten heimischen Fisch mit Herkunft.