Vom Bauern und seinen Schweinen
Horst Eichmann ist ein kleiner Direktvermarkter im südburgenländischen Neuhaus am Klausenbach. Wie geht es den Schweinen in seinem Stall?
„Unsere rund 40 Schweine leben glücklich und zufrieden auf Stroh. Sie haben Tageslicht aber leider keinen Auslauf, weil das wäre für uns zu teuer gewesen. Wir sind nicht biozertifiiert und geschlachtet wird beim nahe gelegenen Fleischhauer.“ Horst Eichmann vom Spezialiätenhof Eichmann ist ein traditioneller Direktvermarkter, verkauft seine Produkte am Bauernmarkt in Jennersdorf und Ab Hof. Das Wohl der Tiere liegt ihm sehr am Herzen. Dennoch muss es sich für ihn als Bauern auch rechnen. Vor einigen Jahren wurde der Stall umgebaut, für den Auslaufbereich lag ein Angebot von 70.000 Euro vor. „Das geht sich mit unseren 40 Schweinen einfach nicht aus,“ so Eichmann. Ob der Verkaufspreis seiner Produkte ein Diskussionsthema ist? „Wir leben im Südburgenland, im Dreiländereck mit Ungarn und Slowenien, in einer wirtschaftlich schwachen Region. Dennoch wissen die Menschen hier die besondere Qualität unserer Produkte zu schätzen. Der Preis spielt als Kaufargument selten eine Rolle.“
Ist der Fortbestand der Schweinebranche gefährdet?
„Die Mehrheit der Schweine wird in Österreich noch immer auf Vollspaltenböden gehalten. Diese bestehen aus Betonböden mit eingelassenen Spalten, durch die Kot und Urin abfließen und sich in einer unter den Spalten liegenden Güllegrube sammeln können. Somit leben Schweine auf Vollspaltenböden direkt über ihren eigenen Fäkalien. Die unvermeidbare Folge der aufsteigenden Ammoniakdämpfe sind gereizte Augen und Atemwege. Schweine haben einen extrem sensiblen Geruchssinn und sind z.B. als ausgebildete Trüffelschweine in der Lage Trüffel in bis zu 3 Meter Tiefe zu erschnüffeln. Auch sind Schweine intelligente und soziale Tiere, die als Lieblingsbeschäftigung mit ihren Nasen in der Erde oder Stroh umherwühlen. Die Vollspaltenbodenhaltung missachtet alle diese Bedürfnisse. Die Tiere in der Vollspaltenbodenhaltung können also in keiner Weise ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen.“, informiert Tierschutz Austria Präsidentin Madeleine Petrovic.
Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) gab kürzlich einem Antrag der burgenländischen Landesregierung statt und kippte die lange Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinezucht. Das beschlossene Verbot der harten Betonböden mit Spalten und ohne Stroheinstreu für die Schweinezucht gilt bereits seit 2023, für bestehende Anlagen wurde aber eine Übergangsfrist bis 2040 festgelegt. Das sollte den landwirtschaftlichen Betrieben Planungssicherheit geben und getätigte Investitionen schützen. Der VfGH stellte nun in seinem Urteil fest, dass die Übergangsdauer von 17 Jahren angesichts der Abwägung zwischen Investitions- und Tierschutz sachlich nicht gerechtfertigt sei.
Wie sieht Horst Eichmann die Vollspaltenboden-Problematik für den Bauern? „Betriebe die erst in den letzten Jahren mit hohem Kostenaufwand auf Vollspaltenboden umgestellt haben, werden es wohl schwer haben. Denn den Betrieb wieder umzustellen ist, neben der finanziellen Belastung, auch mit einem hohen logistischen Aufwand verbunden.”
Für Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens und Sprecher der Nachfolge-Initiative oekoreich, ist ein richtungsweisendes Urteil gefällt worden. Der Profit darf nicht über dem Wohl der Tiere stehen. Das hat jetzt auch der Verfassungsgerichtshof festgehalten und damit die nächste Runde im Kampf für ein baldiges Ende der Vollspaltenböden eröffnet!
Letztendlich haben wir Konsumenten, mit jedem Einkauf von Schweinefleisch, das Tierwohl in unserer Hand.