Der Haken mit heimischem Fisch
Wir lieben Forelle, Saibling und natürlich auch Karpfen. Allerdings haben wir ein Problem mit der Menge. Gibt es wirklich nicht genügend heimischen Fisch?
27. Jänner war Fischerschöpfungstag. Das ist der Tag, an dem Österreichs Fischressourcen verbraucht sind und das Land für den Rest des Jahres auf Importe angewiesen ist. Der Fischerschöpfungstag wurde damit vier Tage früher erreicht als noch 2024. Mit einem Selbstversorgungsgrad von nur rund sieben Prozent bleiben die Supermarktregale ab heute – rein rechnerisch – leer, wenn ausschließlich heimisch erzeugter Fisch konsumiert würde. Grund für die frühe Verschiebung des Fischerschöpfungstages (2024: 31. Jänner) ist der steigende Konsum von Fisch und Meeresfrüchten.
Was aber bleibt ist die Frage: Warum gibt es nicht mehr heimischen Fisch? Gerlinde Schmidsberger vom Österreichischer Verband für Fischereiwirtschaft und Aquakultur hat auf diese Frage mehrere Antworten. An oberster Stelle stehe leider die Bürokratie. “Da geht es um Wasserrecht, das vielfach nur für gewisse Jahre vergeben wird. Demgegenüber stehen hohe Investitionen, die sich in kurzer Zeit amortisieren müssen. Die Inflation hat auch in der Fischzucht zugeschlagen, die erhöhten Strom und Futterpreise schlagen sich natürlich auf den Verkaufspreis nieder.”
Der Fischkonsum in Österreich steigt
Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 7,8 Kilogramm im Jahr 2023 liegt er mehr als 7 Prozent über den Vorjahren (7,3 Kilogramm in 2021 und 7,2 Kilogramm in 2022). Dieser Anstieg erfolgte bei sonst nahezu gleichbleibenden Parametern wie der Bevölkerungszahl und den Importbedingungen. Gleichzeitig verzeichnete die innerösterreichische Aquakulturproduktion einen Zuwachs von 9,6 Prozent auf 5.170 Tonnen. Doch bei einem Gesamtverbrauch von 71.225 Tonnen ist klar, dass Österreichs Eigenproduktion den Bedarf niemals decken kann. Im Gegensatz dazu stagniert der Fleischkonsum oder zeigt eine leichte Abnahme. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2023 bei 86,6 Kilogramm, nach 88,6 Kilogramm in 2021 und 88,2 Kilogramm in 2022. Dies unterstreicht den Trend, dass immer mehr Menschen Fisch und Meeresfrüchte als Alternative zu Fleisch in Betracht ziehen.
Natürliche Feinde
Womit heimische Fischzüchter zu kämpfen haben sind auch die Prädatoren, also natürliche Feinde wie Fischotter, Fischreiher, Kormoran und sogar einige Entenarten. In derster Linie ist es aber der Fischotter. Der hat seinen Jagdtrieb, lässt vieles aber auch einfach übrig. Die Anwesenheit von Fischottern kann bei den verbleibenden Fischen Stress verursachen. Dies kann ihr Wachstum und ihre Entwicklung beeinträchtigen und sie anfälliger für Krankheiten machen. Wenn Fischotter in Teichen oder Tanks herumschwimmen, können sie Kot und andere Abfälle hinterlassen, was die Wasserqualität beeinträchtigen kann und zu Problemen wie Algenwachstum führen kann. „In einigen Regionen werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen von Fischottern auf Forellenzuchten zu minimieren, wie z.B. der Bau von Schutzvorrichtungen um die Teiche herum oder die Installation von elektrischen Zäunen, um die Fischotter fernzuhalten,“ erläutert Schmidsberger. „In jedem Fall ist der Fischotter aber ein sehr intelligentes Tier, das sich nicht leicht fangen lässt.“
Die heimische Aquakultur konzentriert sich hauptsächlich auf die Zucht von Salmoniden wie Regenbogen-, Bachforellen, Saiblinge aber auch Karpfen. Besonders Regenbogenforellen und Lachsforellen machten mit 1.919.764 Kilogramm im Jahr 2023 den größten Anteil aus, gefolgt von Bachforellen mit 554.228 Kilogramm und Bachsaiblingen mit 678.957 Kilogramm. Auffallend ist der deutliche Anstieg bei Elsässer Saiblingen (17,4 Prozent) und Huchen (84,3 Prozent), während andere Arten wie der Seesaibling einen Rückgang verzeichneten (-5,9 Prozent). Dennoch sind die Möglichkeiten für die heimische Aquakultur begrenzt, da es an geeigneten Flächen und Ressourcen mangelt.
„Nachhaltige Fischzucht und ein entsprechend nachhaltiges Fischangebot sind nicht nur ein Schlüssel, um die steigende Nachfrage zu decken, sondern auch essenziell, um die Flüsse, Meere und Seen zu schützen und eine langfristige Versorgung zu sichern. Angesichts der geringen Selbstversorgungsquote ist auch klar, dass Österreich weiterhin auf Importe angewiesen bleibt. Sowohl bei heimischen Produkten als auch für Fische und Meeresfrüchte aus anderen Ländern spielen strikte Umwelt-, Sozial- und Lebensmittelsicherheitsstandards eine zentrale Rolle, um Verbrauchern Vertrauen in ihre Lebensmittel zu geben“, erklärt Dennis Wittmann, General Manager Deutschland, Österreich und Schweiz beim ASC. “Die heimischen Züchter kämpfen aber natürlich auch gegen billige Importware, schließlich sind unsere Fischzuchten klein und können preislich mit große Anlagen, wie es sie beispielsweise in der Türkei gibt, nicht mithalten,” erläutert Schmidsberger.
Die letzte Entscheidung liegt aber beim Konsumenten, also bei jedem von uns. Wer heimischen Fisch haben möchte, kauft diesen direkt bei der Fischzucht. Also “Ab Hof” oder online. In diesem Fall kommt der Fisch unter perfekter Einhaltung der Kühlkette bis zur Haustüre.