Mit Ende 2023 wurde für AMA Betriebe das ausnahmslose Ende für die dauernde Anbindehaltung von Milchkühen beschlossen. Ein Gewinn für Kuh und Bauer.

Bei Josef Fischer, Käserei Fischer Weinlandmilch, wohnen die Kühe schon seit 20 Jahren in einem Laufstall. ©Käserei Fischer

Grundsätzlich ist die dauernde Anbindehaltung in Österreich ja verboten. Jedoch dürfen Milchkühe noch bis 2030 unter bestimmten Ausnahmen 365 Tage im Jahr an ihrem Stellplatz angebunden sein. Für AMA Betriebe ist damit schon Ende 2023 Schluss. Hannes Royer, Obmann von Land schafft Leben, sieht die neuen Bestimmungen als logischen Schritt: „Die österreichische Milchbranche entwickelt sich laufend weiter. Konsumenten akzeptieren es schlichtweg nicht mehr, dass Milchkühe ihr Leben lang angebunden bleiben, auch nicht in Ausnahmefällen. Nun können wir uns sicher sein, dass Milch und Milchprodukte, die das AMA-Gütesiegel tragen, bald nicht mehr aus dieser Haltungsform kommen. Qualität umfasst heutzutage viel mehr als nur die Produktbeschaffenheit: Ebenso wichtig sind Herkunft sowie Produktionsbedingungen. Das umfasst für die Mehrheit der Konsumenten auch die Haltung unserer Nutztiere.“

Ein Gewinn für Kühe und die Bauern

Josef, Peppi, Fischer, Käserei Fischer in der Südsteiermark sieht diese Entscheidung als großen Gewinn für alle. Für ihn war Anbindehaltung seiner Tiere aber nie ein Thema. Seine 32 Milchkühe leben in einem Laufstall mit Weide, das Jungvieh kann den Sommer auf der Alm verbringen. Die Haltung der Tiere hat für Fischer vor allem auch mit Respekt zu tun: “Die Landwirtschaft war von jeher ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft und Lebensgrundlage für die Menschen im Südsteirischen Weinland.” Seppi Fischer weiß was seine Kühe bekommen und wie hochwertig die Milch ist, die sie liefern.

Auch Gastronomie muss transparent werden

Die österreichische Milchproduktion erfüllt höhere Standards, worauf sich Konsumenten verlassen können. Zumindest im Supermarkt, wie Hannes Royer anmerkt: „Jedes Stück mehr Transparenz und Information ist ein Gewinn. Schließlich kann es im Jahr 2022 nicht sein, dass wir so wenig über unser Essen wissen, das wir tagtäglich konsumieren. Die Branchen arbeiten immer wieder daran, mehr Transparenz zu schaffen, der Lebensmitteleinzelhandel ebenfalls. Völlig ahnungslos bleiben wir allerdings, wenn wir auswärts essen. In der Gastronomie wird nur im Ausnahmefall freiwillig angegeben, woher die Lebensmittel kommen.“

Biokäserei Hilkater: “Täglich verarbeiten wir die Milch unserer 17 Kühe zu elf verschiedenen Schnitt- und Hartkäsesorten. Besonders wichtig ist für uns, dass es unseren Kühen, die wir mit viel Liebe am Hof aufgezogen haben, gut geht.”

Österreichische Milchwirtschaft und ihre Besonderheiten

Das Ende der dauernden Anbindehaltung bedeutet auch für die österreichische Milchwirtschaft eine Weiterentwicklung durch verbesserte Haltungsbedingungen. Laut AMA betrifft das bis zu 10 Prozent aller Milchviehbetriebe.

Die Branche zeichnet sich bereits durch einige Besonderheiten aus. Kein Land hat etwa so einen großen Anteil an Bio-Milch wie Österreich: 26 Prozent der Milchbetriebe produzieren biologisch. Außerdem ist die heimische Landwirtschaft mit durchschnittlich 22 Milchkühen pro Betrieb eher kleinstrukturiert. Zum Vergleich: In Deutschland leben im Schnitt knapp 70 Tiere auf einem Hof. Das liegt unter anderem daran, dass rund 70 Prozent der Höfe im Berggebiet liegen. Diese Flächen bilden wiederum die Basis für den touristisch genutzten Erholungsraum und werden durch die Haltung von Wiederkäuern wie Rinder erst für den Menschen nutzbar und zugänglich gemacht.

Zusätzlich hat sich Österreichs Milchwirtschaft 2010 darauf geeinigt, gänzlich auf die Verwendung von gentechnisch verändertem Futter zu verzichten. Milch aus Österreich ist somit garantiert gentechnikfrei.