Bei uns geht es den Tieren in vielen Bereichen besser als im EU-Schnitt, betont LKÖ-Präsident Moosbrugger zum Welttierschutztag. Das hat aber seinen Preis.

Kälber abseits von Massentierhaltung. Tierwohl wie es in Österreich auch gelebt wird. @Andrea Knura

“Österreich nimmt beim Thema Tierwohl EU-weit in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle ein. Einerseits übertreffen die nationalen gesetzlichen Regelungen die europäischen bzw. internationalen in vielen Bereichen deutlich. Andererseits gibt es auch zahlreiche, darüber hinausreichende Tierwohlprogramme. Mit 27,7% der Flächen haben wir außerdem den höchsten Bioanteil aller EU-Mitgliedsstaaten”, betont LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger. “Für die meisten heimischen Bäuerinnen und Bauern ist Tierwohl aber mehr als irgendein Zahlenwerk, es ist ihnen ein Herzensanliegen. Mehr Platz, mehr Licht und mehr Auslauf wirken sich positiv auf die Gesundheit der Tiere und die Qualität der Produkte aus”.

Glückliche Puten

Das Paradebeispiel ist die heimische Putenhaltung. Österreich hat hier europaweit den höchsten Standard mit der geringsten Besatzdichte. Während hierzulande nur zwei Puten pro m² erlaubt sind, dürfen beispielsweise in Polen drei gehalten werden. EU-weit gibt es gar keine maximale Besatzdichte, was – abgesehen vom Tierwohl – vollkommen unterschiedliche Kostenstrukturen ergibt. Gefüttert werden die österreichischen Puten außerdem nur mit GVO- und entwaldungsfreiem Soja, bevorzugt aus dem Donau-Raum. Ein Pioniersektor ist auch die Legehennenhaltung. Österreich war 2009 das erste Land, das die traditionelle Käfighaltung in der Eierproduktion verboten hat, seit 2020 auch ausgestaltete Käfige. Außerdem steht der gesamte Geflügelsektor für höchste Transparenz und eine umfassende tiermedizinische Betreuung.

Masterplan Schwein

Aber auch in der Schweinehaltung geht Österreich neue Wege. Mit dem “Masterplan Schwein”, das mehrere Tierwohlmodule umfasst, verfolgt die Schweinebranche das Ziel, in den nächsten sieben Jahren 1 Mio. Tierwohlschweine anzubieten.  “Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind daran interessiert, ihren Tieren bestmögliche Haltungsbedingungen zu bieten. Allerdings müssen die deutlich höheren Investitions-, Betriebsmittel- und Arbeitskosten abgegolten werden. Unsere Bauernfamilien brauchen ein Einkommen zum Auskommen”, gibt Moosbrugger zur bedenken. “Für Mastschweine beispielsweise müssen Betriebe um 26% höhere Kosten kalkulieren, wenn sie – wie in einem Masterplan Schwein-Modul vorgesehen – den Tieren 100% mehr Platz, Einstreu, einen Auslauf, GVO-freies Futter etc. zur Verfügung stellen wollen. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Umrüstung auf einen Tierwohlstall eine erhebliche Investition darstellt, die über viele Jahre abbezahlt werden muss.”

Absatzfördernde Maßnahmen und Herkunftskennzeichnung wichtig

“Auch der Absatz von Tierwohlprodukten gestaltet sich – trotz anderes lautender Umfragen – schwierig. Teilweise muss Tierwohlfleisch über Rabattaktionen verkauft oder sogar weggeworfen werden. Wer mehr Tierwohl fordert, muss aber auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Es ist pure Scheinheiligkeit, von den Bäuerinnen und Bauern Tierwohl zu verlangen und dann selbst zu Billigware zu greifen”, betont Moosbrugger, der auch absatzfördernde Maßnahmen und verlässliche Partnerschaften fordert.

Schließlich entscheiden die Konsumenten mit jeder Kaufentscheidung, in welche Richtung die Produktion für die Zukunft gelenkt wird. Bei Schweinefleisch beispielsweise liegt der Marktanteil von Bio- und Tierwohlfleisch derzeit bei insgesamt 6%, bei Rindfleisch sind es im Biobereich rund 9% und inklusive Tierwohlprogrammen knappe 20%.

“Hinter der Herkunft stehen immer auch bestimmte Haltungsbedingungen. Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern in der Gemeinschaftsverpflegung ist ein erster wichtiger Schritt gelungen. Weitere Bereiche mit einfachen, praktikablen Systemen müssen folgen”, unterstreicht der LKÖ-Präsident und weiter: “Schon 40 Cent mehr für ein heimisches Putenschnitzel im Wirtshaus würden reichen und jeder hätte Tierwohl am Teller.”