Unsere Bauern geben Lebensmitteln Herkunft, Transparenz und Geschmack. Das ist viel Arbeit und Idealismus. Wie sieht es aber mit unserer Wertschätzung aus?

Heimische Landwirte stehen unter großem Druck, immer mehr geben auf. ©Canva

Anscheinend nicht so gut! Sonst würden sie ja nicht so nach und nach verschwinden, unsere Bauern. Aktuelle Zahlen der Statistik Austria belegen, dass die Zahl der Bauernhöfe schrumpft. 170 000 waren es in Österreich noch im Jahr 2005. Heute sind es nur mehr rund 110 000. In einer sehr interessanten, sehr sehr nachdenklich stimmenden Reportage „Am Schauplatz“ (vom November 2024) – ging Gudrun Kampelmüller dem Phänomen des „Bauernsterbens“ nach. Quer durch Österreich besuchte sie Landwirte und Obstbauern. Fragte nach, wie es ihnen gehe? Wollte wissen, warum so viele von ihnen ihre oftmals alteingesessen Betriebe nicht mehr weiterführen? 

Aber auch die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft werden aufgezeigt. Denn das Verschwinden von Bauernhöfen, ist kein persönliches Problem oder Einzelschicksal. Ganz und gar nicht. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das jeden von uns betriff. Es geht schließlich um unsere Selbstversorgung; immer weniger landwirtschaftliche Lebensmittel werden im eigenen Land erzeugt und zudem geht uns der Bauer als Bewahrer der Kulturlandschaft, verloren. Viele kleine Höfe prägen unserer Kulturlandschaft und sie sind wichtig für den Tourismus.

Warum die Bauern „sterben“?

Wer ist schuld? Da wird zuerst einmal der Handel als Übeltäter genannt. „Der Handel diktiert die Preise und macht sehr viel kaputt“, wird immer wieder von den betroffenen Bauern argumentiert. Für kleinstrukturierte Betriebe wären die Preise, die man heutzutage für landwirtschaftliche Produkte bekomme, zu gering. Sie können mit den größeren Betrieben nicht mithalten. Vor allem für die Milchbauern sei es schwierig. Konsumenten würden zwar im Supermarkt für die meisten Milchprodukte mehr als im Vorjahr bezahlen, der Bauer erhält aber weniger als ein Drittel des Preises. Aktuell bekommt ein Milchbauer rund 46 bis 47 Cent pro Liter Milch. Aber auch steigende Auflagen und Kontrollen, und natürlich die hohe Arbeitsbelastung würden die Bauern zwingen viele Bauerin die Knie zwingen.

Viel zu wenig!

Mit all diesen Schwierigkeiten haben natürlich auch Obstbauern zu kämpfen. Wieviel man für ein Kilo Äpfel oder Birnen bekommt ist sehr schwankend“, erklärt ein Obstbauer aus der Steiermark. Die letzten Jahre waren wir nicht mal bei 50 Cent pro Kilogramm und sogar darunter. Brauchen würden wir jedoch 60 oder 70 Cent  um auf vernünftige Hektarumsätze zu kommen und um auch auf eine Wertschöpfung auf die Betriebe zu bekommen.“ Nicht nur der Preisdruck des Handels bereitet den Obstbauern Sorgen, sondern auch der Klimawandel. Extreme Wetterlagen führen zu extremen Investitionen. Ein Hagelnetz ist heutzutage schon fast ein Muss, aber Bewässerungs- und Frostschutzberegnungsanlagen kann sich nicht jeder leisten.

Nicht nur kleinstrukturierte, sondern auch größere Landwirtschaften haben zu kämpfen. Zu hoch seien die Fixkosten für die Arbeiter, jährliche Förderungen bei den enormen monatlichen Kosten schnell versiegt. Auch wenn schon sehr viele Arbeitsschritte automatisiert wurden, Arbeit gibt es mehr als genug. Und die muss man erst mal bereit sein zu leisten. 365 Tage im Jahr. Die Lebensplanung nach den Tieren richten. Der enorme physische Druck. Die steigenden Bestimmungen und Auflagen. Manche Eltern fragen sich, ob sie ihren Hof mit guten Gewissen an die „Junge“ weitergeben können? Ist der Preis, man man zahlt, nicht zu hoch? Die Hofnachfolge, ein weiteres Thema. Nicht jeder Bauer hat einen Nachfolger.

Die einen hören auf, die anderen fangen an!

Trotz all dieser Schwierigkeiten und des Strukturwandels in der Landwirtschaft, trotz, wie in der Reportage erwähnten, recht „nachdenklichen Grundstimmung“, gibt es auch Ideen und Initiativen, um dem Bauernsterben entgegenzuwirken. Es gibt Landwirte, die an ihrem Beruf festhalten. Es gibt junge, motivierte Menschen, die die Arbeit der Eltern weiterführen wollen, oder solche die als Quereinsteiger einen Hof übernehmen, und sich auf das arbeitsreiche Wagnis Landwirtschaft einlassen. 

Es gibt engagierte Menschen, wie den Bürgermeister der Gemeinde Grundlsee, Franz Steinegger. Er hat seine Idee, eine Art Grundversicherung für die 22 Bauernfamilien aus seiner Umgebung, mit Hilfe von Privatspenden von Gemeindebürgern, heimischer Unternehmen aber auch Fremder aus Wien, Linz und Graz, in die Tat umgesetzt. Dieses Jahr waren es bereits 40.000 Euros, die so an die Familien ausgezahlt werden konnte. Großartig!

Was können wir tun …?

Berechtigte Frage. Schließlich spielen wir als Konsumenten mit unserem „Kaufverhalten“ in dieser Geschichte rund um das „leise aber stetige Sterben“ der Bauern mit. Aber im Grunde wissen wir es ja. Unser Geldschein ist wie ein Stimmzettel. Wir können uns mit jedem Kauf von regionalen Lebensmitteln für den Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft entscheiden. Denn: Unsere Bauern, und nicht der Handel, sollten die erste Geige spielen.

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