Hauptsache billig kann niemals die Grundlage für ehrliche Lebensmittel sein. Gerhard Zoubek (Biolandwirt, Visionär) über Essen, das unser Leben bestimmt.

Mann hält Gemüse im Arm

Gerhard Zoubek, Gründer des ADAMAH BioHofs. ©Adamah Biohof

Warum gehen wir mit unserer Nahrung, diesem essentiellen Teil unseres Lebens so achtlos um? Und warum überlassen wir unsere Ernährung der Industrie, und liefern uns ihr damit aus? Fakt ist: Unsere Nahrung kommt großteils nicht mehr vom Feld, sondern aus der Fabrik und sie muss billig sein. Während in den 1950er Jahren noch bis zu 45 Prozent des Haushaltseinkommens für Lebensmittel aufgewendet werden mussten, fließen heute im Schnitt weniger als zehn Prozent des Haushaltseinkommens in die Anschaffung von Lebensmitteln. Wohnen, Freizeit, Mobilität, Telekommunikation, Ablenkung und Spaß haben für viele Menschen heute einen höheren Stellenwert als die Qualität und Wertschätzung für unserer konsumierten Lebensmitteln.

Vor allem billig?

Heute leben wir, zumindest in Europa, in einer Zeit von Überdruss und Überfluss. Der Wichtigkeit und dem Wert von Lebens- und Nahrungsmitteln wird immer wenig Bedeutung beigemessen. Durch die technischen Weiterentwicklungen der Konservierungsmöglichkeiten der Nahrung in den letzten Jahrzehnten, hat sich die Produktion immer stärker vom Acker in Agrarfabriken verlagert. Unser Essen muss gut schmecken, lange frisch bleiben, schon möglichst weit vorgefertigt und vor allem billig sein. Dass dabei irgendjemand und/oder irgendetwas auf der Strecke bleibt und draufzahlt, sollte jedem klar sein.

Um billige Rohstoffe für unser Essen zu bekommen werden entweder die Menschen – vor allem in Entwicklungsländern – ausgebeutet; müssen Tiere unter elendiglichen Bedingungen leiden, oder wird die Umwelt verschmutzt und zerstört. Noch gibt es keine Preiswahrheit.

Wir brauchen eine neue Wertschätzung für Lebensmittel und bessere, ehrliche, wertschätzende Preise.

Erst unlängst habe ich die Aussage des Obmanns des Verbandes der Obst- und Gemüsebauern Österreichs gelesen: „Landwirtschaft ist Knochenarbeit und Bauern sind keine Millionäre“. Landwirtschaft ist harte Arbeit, die Landwirtschaftliche Urproduktion ist mit hohem Arbeitsaufwand und vielen unvorhersehbaren und nicht steuerbaren Risiken verbunden, verlangt eine langfristige Planung, eine vernünftige Fruchtfolge und bedingt ein Verständnis der natürlichen Kreisläufe und eine Hingabe zu den Kulturen und Pflanzen.

Warum soll diese so wichtige Berufsgruppe ein „unterbezahlter“  Wirtschaftsfaktor sein, warum gibt es Millionäre nur in multinationalen Konzernen, im Finanzbereich oder bei den Spekulanten, die mit Lebensmitteln Millionen Geschäfte machen.

Die Aussage an der Landwirtschaft kann man viel mehr Geld verdienen als mit der Landwirtschaft hat schon seine Wahrheit.

Die Erzeugung hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte erfordert gut geplante, aufwendige, herausfordernde, zeitlich festgelegte Abläufe und Abwicklung. Da muss ausgesät, gepflegt, behütet, beobachtet, bewässert, geerntet und gelagert werden. Unwetter können in kurzer Zeit alle Mühen zerstören und eine Jahresproduktion zerstören.

Die Supermärkte bieten dagegen ganzjährig in Hochglanz präsentiertes Obst und Gemüse aus der ganzen Welt an. Bewusste werden die Konsumenten über Regionalität und Saisonalität getäuscht und verwirrt, die Vielfalt an Handelsmarken und Labels verunsichert noch zusätzlich. Mit gezielten Werbebotschaften, mit „Aktionitis“ und „Rabattitis“ werden Kunden beeinflusst und so wird meistens das Billigprodukt, das Markenprodukt zum Mengenvorteils- oder Aktionspreisen eingekauft.

Die Preiskalkulation der einzelnen Produkte beim Bauern werden von den wenigen marktbeherrschenden Aufkäufern ignoriert, der Markt gibt den Preis vor. Dadurch wird die produzierende Landwirtschaft in einen ungeheuren Preisdruck gebracht. Um dennoch zu überleben wird in der Landwirtschaft rationalisiert, automatisiert, auf Massenware in Monokulturen gesetzt  und oft auch Ressourcen ausgebeutet.

Ändern können das die Politik, den Steuern sind zum Steuern da, aber vor allem die Konsumenten – also jeder von uns!

Bitte befasst euch stärker mit Ernährung, mit den Landwirtschaftlichen Zyklen, welche Kulturen wann, wo und wie wachsen, wie funktionieren Ackerbau und Viehzucht?  Nehmt euch Zeit zum Kochen, entdeckt die Vielfalt und den Geschmack guter Lebensmitteln, nehmt euch Zeit zum gemeinsamen Genießen und macht jedes Essen zu einem Fest!

Besucht Bauernhöfe und Bauernmärkte interessiert Euch für Lebensmitteln und fragt wo immer es Euch möglich ist woher sie kommen, wo und wie sie gewachsen sind, wie und von wem sie erzeugt wurden, wer sie weiterverarbeitet hat? Stehen verantwortungsvolle, regionale,  lebendige Bauern,  Menschen und Familien hinter den Lebensmitteln, oder sind es anonyme, weltumspannende, ausbeuterische Systeme die das Nahrungsmittel verantworten?

Jeder hat dazu die Möglichkeit aber auch die Pflicht!

Gerhard Zoubek ist der Gründer des ADAMAH BioHofs im Marchfeld und war schon immer Visionär, Quer- und Umdenker. Mit seiner Leidenschaft für BioLebensmittel und eine enkeltaugliche Wirtschafts- und Lebensweise inspiriert er sein Umfeld. Seine Kinder tragen seine Werte in die nächste Generation und entwickeln den BioHof stetig weiter.