Am Wurmhof Thaller wird aus dem Mist der Vergangenheit, Erde für die Zukunft. Stiermast und Regenwurmhumus als nachhaltiges Erfolgskonzept.

Herr und Frau Thaller vor einer Erdkiste mit einem Kompostwurf

Stiermist wird von 4 Millionen Kompostwürmer zu Regenwurmhumus verarbeitet. ©Wurmhof Thaller

Gaby und Wolfgang Thaller machen sich einen natürlichen Kreislaufprozess der Natur zu Nutzen. Der Mist ihrer Rinder wird aufbereitet und dient den Regenwürmern als Futter. Das Ergebnis ist bester Regenwurmhumus. Was so einfach klingt ist aber ein Prozess, der rund drei Monate dauert. Wie alles begann? Der 60 ha große Hof der Thallers war ein klassischer Stiermastbetrieb. Ein Zeitungsartikel über die Arbeit der Regenwürmer, genauer gesagt Eisenia foetida, also die etwas kleineren Kompostwürmer, beeindruckte und faszinierte Wolfgang Thaller. Er musste auch nur eine Nacht darüber schlafen, oder vielmehr darüber grübeln, und der Entschluss stand für ihn fest: „Wir werden Regenwurmbauern.“ Ein eigener Stall wurde gebaut, der Viehbestand gleich mal um rund 80.000, natürlich Regenwürmer, aufgestockt. Das war 2009. „Klar wurden wir am Anfang nicht nur belächelt, sondern ausgelacht,“ erzählt Gaby Thaller. Der Erfolg gibt den innovativen Bauern aber Recht. Heute leben rund vier Millionen Kompostwürmer am Wurmhof Thaller. Im Herbst 2019 wurde das Projekt mit dem zweiten Preis beim Innovationspreis Vifzack der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer ausgezeichnet. 

Oben Füttern unten ernten

Die Kompostwürmer befinden sich in den oberen 20 Zentimetern der Kompostschicht. Sie können täglich etwa die Hälfte ihres Körpergewichts an Futter aufnehmen und wieder ausscheiden. So sind sie die fleißigsten Helfer bei der Umwandlung von Rohkompost in Regenwurmhumus! Der erste Schritt in der Entstehung des Regenwurmhumus ist die sogenannte Heißrottekompostierung. Sie besteht aus Rindermist, Biokleegras, Stroh, Erde und Steinmehl aus der eigenen Biolandwirtschaft. „Diese Heißrotte dauert sechs bis acht Wochen und erhitzt sich in der aktivsten Phase auf bis zu 70 Grad Celsius,“ erläutert Thaller. Durch das regelmäßige Wenden kommen Luft und Wasser in den Kompost. Der daraus entstandene Rohkompost ist nun das Wurmfutter. Rund zwei Zentimeter Rohkompost wird oberflächlich aufgestreut. Die Würmer fressen sich durch das frische Futterangebot, das reich an Mikroorganismen ist. Unten in der Anlage wird der fertige Regenwurmhumus dann geerntet. Solch ein Zyklus dauert in etwa 3 Monate.  Die wichtigsten Kriterien sind also Futter, Feuchtigkeit und Temperatur. Idealerweise beträgt diese um die 20 °C.

“Im Winter müssen wir den Regenwurmstall daher beheizen, sonst würden die Würmer einfach Winterschlaf machen.”

Im Sommer hingegen muss bei Trockenheit bewässert werden. Wenn es den Würmern aber gut geht, dann werden sie bis zu drei Jahre alt. Auf natürliche Art und Weise entsteht ein Bio-Dünger, der die Pflanzen ernährt, stärkt und zu deren Gesunderhaltung beiträgt. „Sie werden resistenter gegenüber Schädlingen, Obst und Gemüse schmecken besser und gerade Tomaten reifen besser an der Pflanze,“ zeigt sich Gaby Thaller begeistert. Sie empfiehlt den Regenwurmhumus vor allem jetzt zum Start der Gartensaison. Samen keimen rascher und junge Pflanzen wachsen zügiger.

Lesen Sie dazu auch: Das große Garteln kann beginnen

Kinder liegen in der Wiese mit Gemüse und Laptop. Schule am Bauernhof

Wurmhof Thaller ist Schule am Bauernhof Betrieb. ©Wurmhof Thaller