Die Weinlese ist im vollen Gange und wirft die Frage auf: Wie wird der Wein? Denn die Saison war durch wechselnde Witterungsverhältnisse herausfordernd.

Wein zuprosten

Für 44 Prozent ist es ausschlaggebend, von welchem Weingut der Wein stammt. Überhaupt scheint das Bewusstsein für heimischen Wein weiter anzusteigen – vor allem bei der jungen Generation unter 30 Jahren. @Andrea Knura

Der Weinjahrgang 2023 verspricht rosige Aussichten. Die Weinqualität wird wieder sehr vielversprechend sein und der Export entwickelt sich weiter sehr positiv. Der Österreichische Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager zeigt sich positiv. „Nach einer klimatisch turbulenten und herausfordernden Saison, die unter anderem von schweren Unwettern geprägt war, wird im Vergleich zum Vorjahr mit einer etwas geringeren Weinmenge von rund 2,3 Mio. Hektoliter gerechnet. Wir gehen allerdings von einer sehr guten Weinqualität aus. Der Wechsel zwischen Niederschlags- und Hitzeperioden während des heurigen Vegetationsverlaufes bildet die perfekte Grundlage dafür“, betonte Schmuckenschlager. Positiv ist auch der sonnige Herbst und die warmen Temperaturen. „Sorgen hingegen bereiten den Winzern allerdings die nach wie vor hohen Produktionskosten“, so Schmuckenschlager.

Witterungsverlauf 2023 sehr wechselhaft

Der Witterungsverlauf 2023 war bis jetzt durchaus positiv. Ausgehend von einem sehr trockenen Winter gab es im März einen Mix aus warmen und kühlen Tagen. Der April war auffallend kühl, brachte aber in der zweiten Aprilhälfte die sehr wichtigen Niederschläge. Der Austrieb der Reben erfolgte aufgrund der eher kühlen Witterung Ende April und damit relativ spät. Im Hinblick auf die zu dieser Zeit drohende Spätfrostgefahr war dies jedoch durchaus positiv. Auch die kühleren Temperaturen Anfang Mai hatten glücklicherweise keine Spätfrostschäden, die bis Mitte Mai auftreten können, zur Folge. Die in der zweiten Maihälfte einsetzende warme Vegetationsperiode führte zu starkem Wachstum der Reben. Die Rebblüte begann in den meisten Weinbaugebieten Mitte Juni. „Der im Vergleich zu den Vorjahren späte Blühbeginn wird von der Branche durchaus positiv gesehen, denn eine spätere Blüte bedeutet auch einen späteren Reifebeginn etwas mehr in den Herbst hinein, wo von moderateren Tagestemperaturen und etwas kühleren Nachttemperaturen ausgegangen werden kann. Dies führt im Allgemeinen zu harmonischeren Weinen mit einem ausgeglichenen Zucker-Säure-Verhältnis“, berichtete Schmuckenschlager. Die Blüte ist in den meisten Gebieten sehr gut verlaufen, schlechte Blütebedingungen sind nur punktuell aufgetreten, was Verrieselung zur Folge hatte.

Ende Juni begann die erste Hitzeperiode dieses Jahres mit Temperaturen großteils über 30°C, die bis Anfang August andauerte. „Die befürchteten Trockenschäden blieben im Gegensatz zum Vorjahr glücklicherweise aus, da die Böden aufgrund der vorangegangenen Niederschläge sehr gut versorgt waren. Lediglich einige Junganlagen haben durch die anhaltende Trockenheit gelitten. Die Niederschläge Anfang August haben die erschöpften Wasserreserven wieder ausgeglichen und waren insbesondere auch im Hinblick auf den bevorstehenden Reifebeginn besonders wichtig“, so der Weinbaupräsident. Mit der zweiten Hitzewelle des Jahres, ebenfalls mit Temperaturen jenseits der 30°C-Marke, konnte die Reifeentwicklung der Reben zügig voranschreiten. Ende August konnten weitere Niederschläge verzeichnet werden, die vor allem für die Ausreifung der Trauben wichtig sind. In den kommenden Wochen hofft Schmuckenschlager auf trockenes und schönes Wetter, dann steht einem sehr guten Weinjahrgang nichts mehr im Wege.

Durchschnittliche Erntemenge erwartet

„Mengenmäßig wird 2023 eine durchschnittliche Erntemenge erwartet, die mit voraussichtlich 2,3 Mio. Hektolitern etwas unter jener des Vorjahres liegen wird. Der Traubenansatz im heurigen Jahr war gut, schlechte Blütebedingungen gab es nur vereinzelt“, erklärte Schmuckenschlager. Bedingt durch die diesjährigen Niederschlagsperioden waren punktuell verstärkt Hagelunwetter zu verzeichnen. Diese sind für die betroffenen Gebiete zwar bitter, haben aber auf die Gesamtweinernte meist nur geringen Einfluss. Besonders betroffen von den Starkregenereignissen Anfang August war, ähnlich wie der Westen Österreichs, die Steiermark. Dort gab es punktuell massive Niederschläge innerhalb weniger Tage, was vielerorts sogar zu Hangrutschungen in den Weingärten geführt hat. Zur Rekultivierung dieser Weingärten müssen diese teilweise gerodet und tief drainagiert werden. Erst danach kann eine Wiederbepflanzung erfolgen. „Durch enorme Anstrengungen konnte ein Großteil der steirischen Weingärten aber gesund erhalten werden und auch die Steiermark steuert auf einen mengenmäßig zwar kleineren, aber aufgrund der Reifeentwicklung der letzten Wochen sehr guten Weinjahrgang zu“, sagte der Weinbaupräsident weiter.

Auch wenn punktuell vor allem im Burgenland bereits Trauben Anfang September zur Sturmproduktion geerntet wurden, hat die Weinlese heuer etwas später begonnen. Im Burgenland Mitte September starten, in Niederösterreich und in der Steiermark erst gegen Ende September. Die Hauptlese ist jetzt.

Hohe Produktionskosten

Wie der gesamten Wirtschaft macht die derzeitige hohe Inflation leider auch der Weinwirtschaft zu schaffen. Wie andere produzierende Branchen sind auch die heimischen Weinbaubetriebe nach wie vor mit besonders hohen Produktionskosten konfrontiert. Obwohl sich die Energiepreise etwas beruhigt haben, sind energieintensive Produktionsmittel nach wie vor sehr teuer. Das betrifft Verpackungsmittel wie Karton und Glas.