Jetzt wird gewipfelt
Wissen Sie, welche Arbeiten im Weingarten gerade anstehen? Jetzt ist es für die Winzer Zeit, sich um die jungen Triebe zu kümmern. Die werden gekürzt.
Und wussten Sie, dass die Reben erzogen werden müssen. Aber dafür ist es jetzt noch zu früh. Also gehen wir nochmal ein paar Monate zurück an den Jahresbeginn. Während der Winterruhe im Jänner und Februar findet der Rebschnitt statt, um in der kommenden Saison wieder qualitative Erträge zu erzielen. In der Vorbereitung ist auf eine gute Laubwandaufteilung zu achten. Mitte April/Anfang Mai ist der Austrieb. Dann wird gejätet und die Triebe werden vom alten Holz und vom Stamm, weggenommen, damit es nicht in der Laubwand zu einer Verdichtung kommt. Kurz vor oder nach der Blüte wird gewipfelt, das heißt die Jungtriebe werden gekürzt. Der Zeitpunkt beeinflusst Quantität und Qualität der Ernte.
Der Sommer ist die Zeit für die Laubarbeit
Die wichtigsten Arbeiten im Sommer sind die Laubarbeit, die Bearbeitung der Bodenbegrünung und die Pflanzenschutzmaßnahmen. Das alles muss in Abhängigkeit von der individuellen Wettersituation erfolgen und dient hauptsächlich dazu, dass die Trauben mit der richtigen Dosis von Wasser, Sonne und Stickstoff versorgt werden. Bei allen dreien kann sich sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig negativ auf die Gesundheit der Trauben und somit auf die Qualität des Weines auswirken. Ebenfalls entscheidend für die Qualität ist die Menge an Trauben, die pro Rebstock, Weingarten bzw. Hektar geerntet wird. Dies wird meist mit der „grünen“ Lese reguliert: Noch vor dem Umfärben werden je nach angepeilter Qualität fünf bis zehn Trauben am Stock belassen, der Rest wird abgeschnitten. Als vorteilhaft hat sich das Halbieren der Trauben erwiesen. In wärmeren Jahren sollte nicht zu viel ausgedünnt werden. Die abgeschnittenen Trauben werden als Dünger in den Boden eingearbeitet.
Vom richtigen Lesezeitpunkt im Herbst
Am meisten Fingerspitzengefühl wird dem Winzer allerdings bei der Wahl des Lesezeitpunkts abverlangt, den er zusätzlich mit den logistischen Anforderungen wie Lagerkapazität und Verfügbarkeit der Arbeitskräfte unter einen Hut bringen muss. Je nach Witterungsverlauf können manche Rebsorten und Lagen früher oder später reifen als in den Jahren zuvor. Deshalb ist eine ständige Kontrolle der Traubenentwicklung in allen Weingärten unumgänglich. In schwierigen Jahren haben die einzelnen Trauben innerhalb einer Riede unterschiedliche Reifegrade oder Gesundheit. Die selektive Lese wird dann in mehreren Lesevorgängen vorgenommen. So können manche Trauben noch etwas nachreifen. Deshalb gibt es keine schlechten, sondern nur mehr jahrgangsbezogen kühlere oder wärmere Jahrgänge.
Begrifflichkeit, um Wein besser zu verstehen
Erziehungsformen: Unterschiedliche Arten, wie der Rebstock ausgerichtet wird. Normalerweise charakteristisches Stockgerüst aus Holz, wobei die Pflanzentfernung, das Unterstützungsgerüst (Stecken, Pfähle [Stickel], Spanndrähte u. a.) und der Schnitt des einjährigen Holzes (Schnittlänge, Anordnung, Formierung) mitentscheidend sind.
Reberziehung: Rebschnitt im Winter, Aufbinden und Laubarbeit während der Vegetationsperiode, um die Rebstöcke am Drahtrahmen in eine bestimmte Form zu bringen.
Rebschnitt: Beim Winterschnitt erfolgt die Anpassung an die gewünschte Erziehungsform. Der Rebschnitt hat damit Einfluss auf die spätere Qualität/Quantität des Weines (Menge-Güte-Gesetz). Je nach Schnittform wird von Zapfen (2–3 Augen), Strecker (6–8 Augen) oder Bogen (über 8 Augen) gesprochen.
Laubarbeit: Die Laubarbeit wird auch Laubwandmanagement genannt. Das Entfernen eines Teils der Blätter zur Auflockerung der Laubwand soll die Luftzufuhr und Wirkung der Sonne verbessern. Bei Weißwein wird kaum Entblätterung vorgenommen, da die Beschattung der Trauben essenziell ist. Die vorhandenen Geiztriebe werden entfernt.
Gründecke/Begrünung: Zwischen den Rebzeilen kultivierte oder angesiedelte Pflanzen verbessern die Bodenbedingungen.
Pflanzenschutz und Stickstoff: Der Pflanzenschutz ist oberstes Gebot. Die UV-Belastung wird immer größer, weshalb Maßnahmen gesetzt werden müssen, um die Pflanze durch Beschattung vor Sonnenbrand zu schützen.
Für die Blätter am Rebstock gilt: Alles, was größer als eine Handfläche ist, liefert Energie, was kleiner ist, nimmt Energie. Die jungen Blätter auf der Rebe saugen, haben sie dann allerdings eine gewisse Größe erreicht, liefern sie Energie. Stickstoff ist ein weiterer Einflussfaktor: Vor der Blüte und der Reife gibt es sogenannte Stickstoff-Peaks, die durch Bodenbegrünung und Bewässerung ausgelöst werden. Stickstoff wird mit Wasser freigesetzt, um eine Stickstoffmobilisierung zu erreichen. Die höheren Stickstoffwerte verbessern die Vergärung.
Es gibt also viele Rädchen, die man auf natürlichem Wege drehen kann, um den Wein zu verbessern. All das sind natürliche Vorgänge in der Weinproduktion. Es gibt sicherlich noch einige andere Geheimnisse, die noch nicht gelüftet wurden.
Lese: Eine Gruppe, die den Weingarten betreten darf, sind die Leser und Leserinnen. Ihre Aufgabe ist es, reife, gesunde Trauben mit der Leseschere vom Stock zu schneiden und in die Butten zu füllen. Die vollen Butten werden gesammelt und in den Keller zur Presse gefahren. Die Leser folgen den Vorgaben des Winzers und der Winzerin. Diese entscheiden, welche Rieden, welche Reihen zu lesen, wie die Trauben zu behandeln sind und ob die Lese unterbrochen wird – zum Beispiel, weil der Regen zu stark ist oder die Trauben von der Sonne zu erhitzt sind.
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