Im Siegel-Dschungel Teil II
Wofür steht das AMA-Biosiegel? Warum taucht es einmal in rot-weiß auf und ein andermal in schwarz-weiß? Und wieso ist es dem EU-Biosiegel überlegen?
Wenn Sie zu einem verarbeiteten Produkt greifen, das ein Biosiegel trägt, steckt da immer zu 100 Prozent Bio drin? Ja, meinen Sie? Leider falsch. Auch Produkte, die nur zu 95 Prozent aus biologischen Zutaten hergestellt worden sind, dürfen es gemäß den Grundstandards tragen. Beim EU-Biosiegel ist das so. Beim heimischen AMA-Biosiegel allerdings gibt man es nicht unter 100 Prozent. Nur Naturdärme, Gelatine, Hefe und Pektin dürfen aus konventioneller Produktion sein, wenn es sie gerade nicht in Bio gibt – und zwar bis fünf Gewichtsprozent. Dennoch kann man sagen: Wenn Sie ein Lebensmittel genießen, das dieses Siegel trägt, dann können Sie sicher sein, dass alle Inhaltsstoffe biologisch sind. Die festgelegten Standards übertrifft man schon seit fünf Jahren, auch im Hinblick auf Zusatzstoffe. 25 Prozent, die die EU-Bio-Verordnung erlaubt, sind beim AMA-Bio-Siegel aktuell bereits verboten. Und es sollen noch mehr werden.
Aber ist auch immer Österreich drin, wo AMA-Bio drauf steht?
Das kommt auf die Farbe an. Beim rot-weißen Siegel im Prinzip ja, beim Schwarz-Weissen nein. Bei rot-weiß besiegelten Waren ist die Herkunft österreichisch und sie werden auch hier be- und verarbeitet. Ist eine Zutat hier aber nicht erhältlich, wie etwa Pfeffer, dann darf sie irgendwo her kommen, und zwar bis zu einem Drittel. Der Klassiker ist einmal mehr das Bananenjoghurt: Da gilt, dass die Bio-Milch immer zu 100 Prozent aus Österreich stammen muss, während die Bio-Bananen, die ungefähr sieben Prozent ausmachen, anderen Ursprungs sein dürfen. Woher sie kommen, muss allerdings klar ersichtlich gemacht werden. Interessanter Weise nennt die AMA auch Erdbeeren im Joghurt-Zusammenhang. Die gibt es hierzulande bekanntlich aber.
Das AMA-Biosiegel in rot-weiß und schwarz-weiß
Das staatliche österreichische AMA-Biosiegel kennzeichnet biologisch erzeugte Lebensmittel. Das Siegel dürfen sie tragen, wenn die AMA-Richtlinie eingehalten wird, die strengere Kriterien hat, als die europaweit gültigen Bio-Richtlinien.
Achten Sie auf die Farbe!
Beim rot-weißen AMA-Biosiegel mit der Herkunftsangabe „Austria“ stammen alle wertbestimmenden landwirtschaftlichen Bio-Rohstoffe aus Österreich. Beim schwarz-weißen AMA-Biosiegel ohne Ursprungsangabe ist die Herkunft nicht auf eine bestimmte Region eingeschränkt.
Ein schwarz-weißes Siegel bedeutet, dass das Lebensmittel nicht aus Österreich kommen muss, aber die Qualitätskriterien des AMA Biosiegels erfüllt. Garantiert wird übrigens noch etwas, die so genannte “gute Herstellungspraxis”, etwa was Hygiene betrifft oder die chemischen, mikrobiologischen und sensorischen Eigenschaften der Lebensmitteln. Für eine Rindfleischreifung gilt es etwa bei der so genannten Reifung bei Edelteilen neun Tagen einzuhalten. Es gibt verpflichtende Produktanalysen und Labortests, z.B. eine Höchstgrenze der Gesamtkeimzahl bei Wurst und systematisches Rückstandsmonitoring bei Obst. Und man versucht, bei den Verpackungen auf die Umwelt zu achten. So ist chlorhaltiges Verpackungsmaterial verboten. Kontrolliert wird das auch und zwar gleich drei Mal – in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und Überkontrolle. Aber funktioniert das immer, mit dem rot-weißen und dem schwarz-weißen Zeichen? Nein, manchmal kommt es zu Verwirrungen. Wie vor ein paar Jahren bei einem Natur Pur Bio-Karotten-Beutel. Da war auf der Rückseite der Packung als Herkunft der Karotten Österreich angegeben. Gleichzeitig fand sich auf der Verpackung das schwarz-weiße AMA-Biosiegel. Verkäufer Spar teilte damals mit: “Laut AMA heißt ein schwarzes AMA Bio-Zeichen nicht, dass die Ware aus dem Ausland stammen muss.” Offenbar gibt es Interpretationsspielraum. Mittlerweile prangt aber trotzdem das rot-weiße Zeichen auf den heimischen Karotten. Ist das Siegel vertrauenswürdig? Absolut ja. Selbst der kritische Greenpeace Gütezeichen-Guide vergibt sogar ein “Sehr vertrauenswürdig.” Einziger kleiner Kritikpunkt: “Die Transparenz in Sachen Rohstoffe beschränkt sich auf Österreich als allgemeine Angabe, man kann jedoch nicht eruieren, aus welchem Bundesland oder gar von welchem Hof die Produkte stammen.” Den Gesamteindruck trübt das aber nicht.
Lesen Sie auch unseren Beitrag zum AMA-Gütesiegel Im Siegel-Dschungel Teil I
Unser Credo: “Wir wollen wissen, wo es herkommt”
Bauernladen.at-Check: AMA Bio-Gütesiegel
✔ Das Siegel ist sehr vertrauenswürdig und garantiert 100 Prozent biologische Zutaten, wenn sie landwirtschaftlichen Ursprungs sind, und geht über die EU-Bio-Verordnung hinaus.
✔ Es findet sich auf allen Produkten für alle enthaltenen Zutaten eine Herkunftsangabe.
✔ Beim rot-weißen AMA-Biosiegel müssen alle landwirtschaftlichen Rohstoffe, die es in Österreich gibt, auch aus Österreich stammen. Zutaten aus anderen Ländern dürfen max. ein Drittel des Produktes ausmachen.
✔ Beim schwarz-weißen Zeichen kann die Herkunft international sein, das Produkt muss aber den AMA Bio-Kriterien entsprechen.
✔ Das Label wird von der öffentlich-rechtlichen Agrarmarkt Austria verwaltet und kontrolliert
✗ In Sachen Regionalität gibt es Nachbesserungs-Bedarf. Als Angabe gibt es bei Produkten, die das rot-weißen Zeichen tragen, nur “Österreich”. Das Bundesland oder den Hof, von dem die Produkte stammen, erfährt man nicht.