Hierzulande werden heuer rund 20.000 ha Kartoffeln angepflanzt. Dieser Tage haben die heimischen Erdäpfelbauern ihre Saison 2020 eröffnet.

Endlich gibt es wieder heurige Erdäpfel. ©Pixabay

Erdäpfel sind nach wie vor nicht von den heimischen Tellern wegzudenken und wichtiger Teil der österreichischen Kulinarik. Wie Studien zeigen, wird beim Kartoffelkauf besonders auf die regionale Herkunft Acht gegeben. Traditionell werden die ersten Heurigen im Eferdinger Becken geerntet und haben ein besonderes Markenzeichen. Sie schmecken nussiger als Späterdäpfel und haben ein sehr zartes „Fleisch“. Die Schale schuppt noch und sitzt noch nicht fest am Erdapfel. Diese ist sehr aromatisch und soll unbedingt mitgegessen werden.

Mittlerweile haben sich die Eferdinger Erdäpfel-Bauern als Heurigenspezialisten etabliert. Bereits 30 Prozent des Kartoffelumsatzes erwirtschaften sie mit den frühen Erdäpfeln. Das Eferdinger Becken hat mit dem einzigartigen Kleinklima und den sandigen Donauböden einen Startvorteil. Um diese geographischen Vorteile aber auch nutzen zu können, braucht es innovative Betriebe und eine starke Vermarktung.

Gemüsevielfalt aus dem Eferdinger Landl. Foto: LandOÖ_Ernst Grilnberger

2020: Jahr der Gegensätze

Das heurige Kartoffeljahr war durch Gegensätze gekennzeichnet. Dem extrem trockenen und warmen April folgte ein nasser und kühler Mai. „Bei den Heurigen kam der Regen zu spät. Jene Betriebe, die bewässern konnten, haben gute Erträge – bei anderen ist der Ertrag gering“, erklärt Manfred Schauer, Obmann von „Eferdinger Landl-Erdäpfel“. Der Spätfrost im April hat sich ebenfalls negativ ausgewirkt, weil Erdäpfel sehr empfindlich auf Frost reagieren und das Knollenwachstum darunter leidet. Die Bandbreite des Ertrages war daher so groß wie selten zuvor. „Bei frostgeschädigten Flächen oder unbewässerten Flächen liegt der Ertrag derzeit bei schlechten 10 Tonnen pro ha, ansonsten bei guten 30 Tonnen“, so Schauer.

Für die Späterdäpfel kam der Regen zur passenden Zeit. Die Erdäpfel brauchen einen kühlen und feuchten Mai, da sich in diesem Monat entscheidet, wie viele Knollen eine Pflanze bildet. Die von den Hochlagen Südamerikas abstammende Pflanze freut sich über eine kühlere Witterung. In den letzten Jahren ist leider eine generelle Änderung der klimatischen Bedingungen zu bemerken. Das pannonische Klima Ostösterreichs mit lang anhaltendem Ostwind, trockenen Sommermonaten und geringeren Niederschlägen zieht immer weiter Richtung Westen. Die zunehmenden Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius stressen die Erdäpfel. „Ab 30 Grad stellen sie das Wachstum ein, somit reduziert sich der Ertrag pro Tag um ca. 300 Kilogramm pro Hektar“, so Schauer. „Auch auf die Qualität am Lager wirken sich die hohen Temperaturen negativ aus. Die Erdäpfel fangen früher zu keimen an und verlieren viel mehr Wasser. Somit runzeln sie viel schneller, wie viele Konsumenten es heuer beim Lagern in der Küche gesehen haben.“

Die Corona-Krise stärkt den Absatz

Covid-19 hat auch den Kartoffellmarkt beeinflusst. Denn Krisenzeiten stärken den Verkauf von Speise-Erdäpfeln. „Die gute Haltbarkeit als Frischelebensmittel und der hohe Nährwert tragen dazu bei, dass die Knollen häufiger am Speiseplan stehen“, erklärt Schauer. „Positiv war natürlich auch, dass die Menschen wieder mehr Zeit zum Kochen haben“, erklärt Schauer. Der Absatz bei der Erzeugergemeinschaft Eferdinger Landl stieg im März um 30 Prozent. „Wir mussten Sonderschichten beim Abpacken einrichten“, so Schauer.

Eine erfreuliche Entwicklung war für Schauer, dass viele Konsumenten auf die Heurigen aus Österreich warteten: „Laut Lebensmitteleinzelhandel war der Absatz der ausländischen Erdäpfel im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Es gab einen unglaublichen Österreich-Patriotismus beim Einkauf von Kartoffeln“. Eine aktuelle Studie bestätigt diesen Eindruck: Nach Frischobst und Frischgemüse standen die Erdäpfel an dritter Stelle jener Frische-Lebensmittel, die aufgrund der Corona-Krise häufiger gekauft wurden. „Die Konsumenten wünschen sich Regionalmarken mit Identität“, sagt Schauer. „Wir haben jahrzehntelang eine Marke aufgebaut, hinter der die Bauern und nicht ein Großhändler oder eine Handelskette stehen. Der Erfolg gibt uns Recht und besonders während der Corona-Krise gewannen wir neue Kunden dazu.“