Was Sie schon immer über Wein wissen wollten, sich bisher aber noch nie gefragt haben. Wir starten unsere Weinwissen Serie natürlich mit dem Grünen Veltliner.
Gruener Veltliner – Weinviertel ©FotoAstridBartl-5504
Die wichtigste und am weitesten verbreitete autochthone österreichische Rebsorte ist und bleibt der Grüne Veltliner. Der Veltliner wird nirgendwo so angebaut wie in Österreich und hat nur hier einen derartig großen Stellenwert. Als autochthon bezeichnet man ja Sorten, die eine klare Herkunft haben und zum Großteil in diesem bestimmten Gebiet vorkommen. Diese Rebsorten können auf eine lange Tradition und Historie zurückblicken und bringen das Terroir am besten zur Geltung. Übrigens der Begriff „Terroir“ bedeutet nicht nur „Boden“, also Kalk, Lehm oder Sandstein, sondern beinhaltet auch die vielen Kleinklimata, die oft nur einen Hügel auseinanderliegen und andere einflussnehmende Gegebenheiten. So entstehen herkunftstypische Weine und ihre Charaktere. Man könnte Terroir auch mit „Standort“ übersetzen.
Foto: Johannes Brunnbauer
Das Veltlinerland
In etwa ein Drittel der Gesamtrebfläche Österreichs ist mit Grünem Veltliner bepflanzt, die Bedeutung dieser Rebsorte steht außer Frage und ist essenziell für die Identität des Weinbaus unseres Landes. Ihr berühmtes „Pfefferl“ ist selbst den eingeschworenen Biertrinkern des Landes ein Begriff. Die starke Verbreitung hat sie in den Fünfzigerjahren dank der Einführung der Hochkultur von Lenz Moser erfahren. Vor allem in Niederösterreich, nördlichen Teilen des Burgenlands und in Wien ist die Sorte eine nicht wegzudenkende Großmacht. Besonders als Speisebegleiter der manchmal deftigen österreichischen Küche, wie zum Beispiel zu überbackenen Gerichten, ist sie sehr beliebt. Was kann man sich Besseres vorstellen als ein Wiener Schnitzel mit einem „reschen“ Veltliner als Partner?
In der Vergangenheit wurde hin und wieder auch „Weißgipfler“ zum Grünen Veltliner gesagt. Er ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer und Sankt Georgen, es besteht keine Verwandtschaft zum Roten oder Frühroten Veltliner. Der Traminer ist den meisten bekannt und hat seinen Ursprung in Südtirol, die zweite Elternsorte wurde nach dem Fundort im Burgenland benannt – es wurde keine genetische Verbindung zu einer anderen Rebsorte gefunden. Vielleicht liegt hier ja das Geheimnis des Grünen Veltliners. Die fruchtbare Sorte bedarf einer Ertragsregulierung. Sie gedeiht am besten auf tiefen Lössböden und braucht viel Wasser und wertvolle Sonnenstunden, damit die Beeren ihr volles Aroma entwickeln können.
Alles ist möglich
Die Aromen sind klar von grüner bis roter Apfelfrucht geprägt, Zitrusnoten spielen auch eine große Rolle. Die Rebsorte spannt den Bogen vom unkomplizierten Einstiegswein bis zum edelsüßen Prädikatswein aller Qualitätsstufen. Potenzial und Lagerfähigkeit der großen Veltliner sind immens, die Weine zeichnen sich auch im Alter noch durch eine tolle Frische dank des Säurerückgrats aus. Diese Vielseitigkeit ist wohl das Mittel zum Erfolg. Einzig Rotwein lässt sich nicht aus Grünem Veltliner keltern.
Der leichte Heurige aus Wien ist etwa oft ein Grüner Veltliner – der Spritzwein soll ja auch von einer gewissen Güte sein. Die Bandbreite reicht bis zu kräftigen Reserveweinen aus den besten Lagen beider Donauseiten. Auch in der Schaumweinherstellung ist der Grüne Veltliner sehr beliebt. Sortensekte beweisen beispielsweise, wie gut sich der Veltliner für Schaumwein eignet.
Internationaler Erfolg
Der Grüne Veltliner hat hierzulande seinen Siegeszug schon vollzogen, über die bemerkenswerten Ergebnisse bei internationalen Weinverkostungen konnten sich weltweit Liebhaber von den einzigartigen Qualitäten der österreichischen Weine überzeugen. Bis nach Neuseeland hat es die Rebe schon geschafft, experimentier-freudige Winzer keltern dort bereits spannende Veltliner. Von Tschechien bis nach Amerika, von Australien bis nach Ungarn wird der Grüne Veltliner immer mehr Aufsehen erregen. Die österreichische Erfolgsrebsorte ist auf den meisten Weinkarten der Spitzenrestaurants Europas und in Übersee zu finden.
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