Nicht nur Menschen mögen Kräuter, auch Hühner können damit so einiges anfangen. Und das wirkt sich auf die Fleischqualität aus.

Keine Eile: Die Hendln der Roßmanns leben artgerecht und wachsen langsam.

Thymian finden die Hendln offenbar einfach unwiderstehlich. Oder um in Karina Roßmanns Worten zu sprechen: “Sie lieben den Geschmack und er bekommt ihnen sehr gut.” Roßmann und ihr Mann Johannes züchten in Eggersdorf bei Graz so genannte Wildkräuterhühner. Mit gesunder Ernährung haben sie sich den Menschen und Tieren zuliebe schon lange beschäftigt. Vor sieben Jahren mündete diese Interesse dann im ersten Versuch, Wildkräuter ins Futter ihrer Tiere zu mischen. Eigentlich war das nur eine konsequente Weiterentwicklung des Weges, den sie eingeschlagen hatten. “Wir wollten damit die Gesundheit fördern”, sagen sie heute. Die Roßmanns haben ihre Tiere immer als Lebewesen gesehen und beobachten sehr genau, wie sie worauf reagieren. Bei Thymian war die Sache rasch klar. Die Hendln zeigten sich äußerst angetan davon. Warum, weiß Karina Roßmann auch: “Thymian wirkt sich sehr positiv auf die Darmgesundheit der Hühner aus. Sie sind viel lebendiger, weil sie sich ja wohler fühlen.” Die Folge, sagt sie, sein ein Scharren und Picken über den ganzen Tag: “Es ist für uns wirklich eine Freude, sie zu beobachten.”

Versuch, Irrtum und Erfolg

Die Roßmanns bekommen alle drei Wochen 500 bis 600 Küken, die sie großziehen. Auf dem Bauernhof tummelt sich aber die ganze Palette, sprich alle Altersgruppen von den kleinsten Piperln bis zu den schlachtreifen Hühnern. Geschlachtet wird zweimal pro Woche, ausschließlich direkt am Hof. Bis aus ihren Hendln naturbelassene Wildkräuterhendln wurden, das hat aber gedauert. Denn das mit den Kräutern war eine Idee, die durchaus mit kleinen Hürden verbunden war. Schließlich konnte man auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen. Heute läuft’s: “Wir mischen am Hof unsere eigene Futtermischung und mengen den hofeigenen Rezepturen wirksame Wildkräuter bei, mit denen wir uns vorher intensiv auseinander gesetzt haben”, sagen die Hühnerzüchter, die den Betrieb vor 15 Jahren von den Eltern übernommen haben.Welche Wildkräuter genau das außer dem erwähnten Thymian sind, verraten sie vermutlich aus gutem Grund nicht.

Karina und Johannes Roßmann in ihrem Hofladen mit frischen Wildkräuterhühnern.

Die eigene Futtermischung, das heißt übrigens, die Familie baut auch Getreide an und verfüttert es an die Tiere. Teils wird es sogar in der hauseigenen Mühle gemahlen. Gentechnik oder Antibiotika kommen ihnen nicht in ihre Hühner, dafür Mikrorganismen, die ihren Teil zur Gesundheit der Hendln beitragen.

Verträglicheres Fleisch

Gut und schön, die Hühner haben ein gesundes Leben bei den Roßmanns. Aber wie wirken sich die Wildkräuter eigentlich auf das Fleisch aus? Die Kunden, die zumeist sehr auf ihre eigene Gesundheit achten und für die Hendln teils sogar eine weite Anreise in Kauf nehmen, sind jedenfalls begeistert, sagt Karina Roßmann, die von einem Alleinstellungsmerkmal spricht. Oft erhalte sie die Rückmeldung, dass das Fleisch dank der Wildkräuter viel verträglicher und geschmackvoller sei, als bisher gekanntes. Der wesentlichste Faktor für die Züchter selbst ist aber das absolute Bekenntnis zur Langsamkeit: “Die Hühner haben bei uns Zeit zu wachsen, dadurch ist das Fleisch kompakter und saftiger und einzigartiger im Geschmack”, sagen sie und fügen hinzu:  “Nachhaltigkeit ist uns persönlich sehr wichtig, wir wollen den Boden gut erhalten.” Sie sind kein Fleischesser, wollen aber auch von den Kräuterhendln profitieren? Dann können Sie zu den auch auf dem Hof produzierten Nudeln greifen. Und zwar zu Dinkelnudeln aus selbst angebautem Dinkel oder Eiernudeln mit den Eiern der Wildkräuterhühner. Verkauft wird jeden Freitag im Hofladen und täglich außer Sonntag am Grazer Kaiser-Josef-Platz. Gelebt wird in Eggersdorf übrigens der bäuerliche Klassiker: “Die Eltern helfen noch fleißig mit.” Das braucht es auch, denn neben den Hühnern wachsen auf dem Land der Roßmanns auch noch Äpfel verschiedenster alter Sorten, die verkauft und verarbeitet werden wollen.