Felder im Brennpunkt
Ackerbau und Wiesenbewirtschaftung sind die Grundlage der Selbstversorgung mit Lebensmitteln – die Notwendigkeit zeigt uns Corona drastisch auf.
Es ist ein Markenzeichen der österreichischen kleinstrukturierten Familienbetriebe, dass die Futtergrundlage zum überwiegenden Teil von den eigenen Flächen kommt. Im Getreidebau wird für heuer mit stabilen Verhältnissen gerechnet: Die Hauptkulturen Winterweizen, Wintergerste und Triticale werden recht ähnliche Anbauflächen wie 2019 aufweisen. Bei Mais wird eventuell ein leichter Zuwachs erwartet, Soja wird stabil bis leicht steigend eingeschätzt.
Der Zuckerrübenbau hat schwierige Jahre hinter sich. Für die Vollversorgung der beiden (Agrana-)Werke in Tulln und Leopoldsdorf werden rund 40.000 Hektar an Zuckerrübenanbaufläche benötigt. Österreichweit ist für 2020 eher ein Mangel an Zuckerrüben zu erwarten. Gegen den Bundestrend entwickelt sich Oberösterreich, wo man versucht hat, die Standortvorteile zu nutzen und den Rübenbau zu optimieren, um betriebswirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein. Die Bemühungen um die wichtige Kultur Zuckerrübe scheinen im wahrsten Sinne des Wortes auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein, in Oberösterreich gibt es sogar Neueinsteiger in den Rübenanbau.
Mehr Kürbisse, zu wenig Raps
Recht deutlich dürfte in Österreich 2020 der Ölkürbisanbau steigen. Der Markt hat sich erholt – bleibt zu hoffen, dass sich die Überschusssituation des Jahres 2016 nicht wiederholt. Es könnte heuer die Situation eintreten, dass die Ölkürbisfläche in Österreich etwa der Rapsfläche entspricht. Beim Raps hingegen könnte es einen – möglicherweise deutlichen – Flächenrückgang geben. Dabei ist es sehr bedauerlich, dass unser Land kontinuierlich Rapsfläche verliert.
Die Gründe sind vielfältig: nicht mehr ausreichende Bekämpfungsmöglichkeiten tierischer Schädlinge durch „Ausdünnen“ der Wirkstoffpalette im Pflanzenschutz. Fast schon feindseliges Verhalten von Bürgern gegenüber Landwirten, die ihre Kulturen pflegen, also Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen vornehmen. Eine negative Konsequenz daraus ist auch, dass die Imkerei mit dem Raps die wichtigste Trachtpflanze unter den Kulturpflanzen verliert. Dabei wäre der Raps grundsätzlich die an mitteleuropäische Verhältnisse am besten angepasste Ölsaat. Jedes verlorene Hektar Raps zieht Ölimporte nach sich – sei es Sojaöl aus GVO-Anbau oder Palmöl von ehemaligen tropischen Regenwaldflächen.
Ein kurzer Blick zurück
Es ist ein menschlicher Wesenszug, die Vergangenheit oft besser darzustellen als sie tatsächlich gewesen ist. Auch in Bezug auf die Landwirtschaft herrscht oft das Bild vor, „in den guten, alten Zeiten“ wäre alles gesünder, natürlicher und ökologischer gewesen. Schaut man sich jedoch die harten Daten und Fakten an, kommt man zu anderen Schlussfolgerungen. So war die Ackerfläche im Jahr 1913 deutlich höher als heute – 420.000 Hektar gegenüber 295.000 Hektar zurzeit. Jede verfügbare Fläche wurde als Ackerland genutzt, aber mit 1,44 Tonnen/Hektar gab es lediglich etwa 20 Prozent der heutigen Erträge. Das ist der Hauptgrund, warum in früheren Zeiten Mangelernährung und Armut weitverbreitet waren. Die enormen Fortschritte der Landwirtschaft in der Bewirtschaftungstechnik und bei der Züchtung haben diese Zeiten in Vergessenheit geraten lassen.
Die Ertragsfähigkeit und -sicherheit sind auch ganz wesentlich den verbesserten Pflanzenschutz-Möglichkeiten zu verdanken. Der chemische Pflanzenschutz entwickelt sich ständig weiter und durch die verpflichtende Ausbildung der Bauern ist auch das notwendige Know-How in der Anwendung gesichert. Eine zentrale Herausforderung dabei bleibt die Vorbeugung von Resistenzbildungen. Steht im Extremfall nur ein möglicher Wirkstoff gegen unerwünschte Beikräuter, Krankheiten oder Pilze zur Verfügung, so ist die Entwicklung von Resistenzen eine logische Folge. Welche Pflanzenschutzmittel mit ihren unterschiedlichen Wirkstoffen eingesetzt werden, ist eine entscheidende Frage in der Anbauplanung und der Kulturpflege. Aktuell gehen leider immer mehr Wirkstoffe wegen fehlender Zulassungen verloren und wenige Neuentwicklungen kommen nach. Langfristig läuft daher die Landwirtschaft Gefahr, dass sich aufgrund der eingeschränkten Wirkstoffpalette immer mehr Resistenzen entwickeln, die nicht nur der Erntemenge, sondern vor allem auch der Qualität des Ernteguts schaden!
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