Mit der diesjährigen Wahl soll auf die Bedeutung von bestäubenden Insekten und den dringend notwendigen Wildbienen-Schutz aufmerksam gemacht werden.

©Gernot Kunz

Rund 700 Wildbienenarten leben in Österreich. Eine von ihnen, Osmia bicornis – die rostrote Mauerbiene, die an eine schlanke Hummel erinnert, hat gerade eine Wahl gewonnen: Die zum Insekt des Jahres. Und das nicht ohne Grund. Als Bestäuber von Blütenpflanzen macht ihr kaum eine andere Art etwas vor. Es gibt faktisch keine Pflanzen, deren Pollen sie nicht sammelt und zu deren Bestäubung sie nicht beiträgt. Damit kommt diesem acht bis 14 Millimeter großen Universalgenie nicht zuletzt auch in der Landwirtschaft und im Gartenbau eine sehr große Bedeutung zu. Und so wundert es auch nicht, dass Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger die heurige Schirmherrschaft der Wahl für Österreich, Deutschland und die Schweiz übernommen hat und von “unersetzbaren Bestäubern in einem gesunden und produktiven Ökosystem” spricht. Wer überhaupt gewählt hat? Das „Kuratorium Insekt des Jahres“, dem in Österreich der Naturschutzbund und die Österreichische Entomologische Gesellschaft angehören.

Als Bestäuberin hat die rostrote Mauerbiene auch in der Landwirtschaft und im Gartenbau eine große Bedeutung.

Über ein kleines Universalgenie, das sich gut beobachten lässt

Sie würden diese Wildbiene jetzt gern live sehen? Das dauert noch ein paar Monate. Aber ab März 2019 können Sie die frühe Frühlingsbotin dann wieder erspähen, und zwar  in Hohlräumen in Trockenmauern, Löß- und Lehmwänden, aber auch in Totholz, lockerem Gestein und zahlreichen anderen Strukturen. Dort legt sie gern ihre einzelnen, gemörtelten Brutnester an. Menschenscheu ist die Bestäuberin nicht, sie hält sich gern in der Nähe von Häusern auf, dort findet sie gute Nistplätze und ist mitunter höchst kreativ. Nester hat man bereits in Türschlössern, in der Plastikhülle eines Rolladenstoppers und sogar in einer Holzflöte gefunden. Angst braucht allerdings niemand vor der Rostroten Mauerbiene haben, sie lebt gern mit Menschen und sticht in der Regel nicht. Uns Menschen gibt das die Gelegenheit, sie in der Beobachtung näher kennen zu lernen. Eine Generation  dieser Mauerbiene gibt es pro Jahr. Im Frühjahr werden von den Weibchen Nisthöhlen erkoren und mit Pollen gefüllt. Dort können sich die Larven entwickeln, bis sie im August ausgewachsene Bienen sind. Dann fliegen sie aber nicht etwa aus, nein, sie machen es sich noch bis zum folgenden Frühjahr gemütlich. Erst dann nagen sie sich mit den inzwischen kräftigen Kiefern aus dem verschlossenen Nest, paaren sich und starten damit einen neuen Zyklus.

Ist die Rostrote Mauerbiene gefährdet? Nein, aber man sollte sie – wie alle Wildbienen – nichtsdestotrotz mit  Nistplatzangeboten unterstützen“, fordert Johannes Gepp, Entomologe und Vizepräsident des Naturschutzbundes Österreich. „Dazu kann wirklich jeder etwas beitragen, denn Insektenhotels lassen sich einfach selbst herstellen und bieten eine gute Gelegenheit, um Kinder an das Thema Insektenschutz heranzuführen.“

Sie möchten gern ein Insektenhotel bauen?

Hier finden Sie eine Anleitung https://naturschutzbund.at/artenschutz/articles/insektenhotels-im-garten.html