Bringt der Klimawandel Palmen im Waldviertel und Pinien an der Donau? Nein, aber Tannen, Lärchen und Douglasien statt Fichten und einen vielfältigen, bunteren Mischwald.

Tannenkeimling. Davon wird es künftig mehr geben. ©ÖFB Archiv Wolfgang Simlinger

Wer Fichtenwälder liebt, für den haben wir eine schlechte Nachricht: Von der Fichte werden wir uns langsam verabschieden müssen. Denn, obwohl wir es noch nicht wahrnehmen, der Waldumbau in Richtung Klimafitness hat hierzulande bereits begonnen. Das braucht es auch, denn Wetterextreme und Schädlinge haben schon deutliche Spuren hinterlassen. Alleine der Borkenkäfer hat 2018 zehn Millionen Festmeter Schadholz  hinterlassen, und das bei einer Gesamtholzernte von 19 Millionen Festmetern. Für Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gibt es kein Zurück: „Wir können unsere Wälder nicht mehr so bewirtschaften wie bisher, es ist höchste Zeit, umzudenken” sagt er. Umdenken, das heißt: Wälder, wie wir sie kennen, wird es künftig nicht mehr geben. Die Fichten werden mehr und mehr verschwinden, stattdessen werden Tannen und Lärchen dominieren. Denn überleben kann nur der artenreiche Mischwald, der resistenter gegen Umwelteinflüsse ist, als Monokulturen.

Gebot der Stunde

Warum passiert der Wandel im Wald schon jetzt? Weil die Produktionszyklen lang sind. Das Erntealter kann bei bis zu 120 Jahren liegen – wie bei Fichten. Deshalb entwickelt man zusammen mit Forschern heute zukünftige Klimaszenarien und simuliert die Waldentwicklung bis 2100. Rund 160.000 Waldstandorte wurden untersucht – nach Baumarten, Alter, Zustand, Waldboden, Hangneigung, Störereignissen und Seehöhe. Das Ergebnis wurde mit Klimamodellen verschnitten und daraus klimagerechte Bewirtschaftungspläne entwickelt.

So sieht eine Borke aus, auf der sich der Borkenkäfer gütlich getan hat. ©ÖFB Archiv Wolfgang Simlinger

Doch warum muss gerade die Fichte dran glauben? “Durch die Klimaerwärmung wird die Baumgrenze nach oben steigen“, sagt Freidhager. Österreichs häufigste Baumart– oft auch als „Brotbaum“ der Forstwirtschaft bezeichnet -, kommt aber als Flachwurzler mit Stürmen und Trockenheit immer schlechter zurecht. Sie gerät unter Trockenstress. Deshalb wird sie stark zurückgehen, von rund 60 Prozent langfristig auf etwa 40 Prozent.

Alter Newcomer Douglasie

Die Lärche dagegen gilt als sturmstabil, weil sie Herzwurzeln hat. Ihr Anteil wird sich erhöhen. Und Weißtannen werden wir künftig mehr als doppelt so viele finden. Denn deren Wurzeln sind zwei bis drei Meter tief und Trockenheit trotzen sie gut. Bis auf 1.500 Meter Seehöhe wird sich die Rotbuche finden. Und auch bisher wenig vertretene Baumarten, wie Zirbe und Eiche werden eine Rolle spielen. Und auch typische Mischbaumarten wie Ahorn oder Linde. Die beste Risikovorsorge heißt nämlich Artenvielfalt. Dass die Veränderungen je nach Region, Bodenbeschaffenheit, Mikroklima und Höhenlage unterschiedlich sein können, liegt auf der Hand. Im niederschlagsärmeren Waldviertel etwa oder im Wienerwald werden Lärchen und Douglasien zunehmen, da sie mit Trockenheit besser zurechtkommen. Wobei letztere als „alter Newcomer“ gilt. Ursprünglich heimisch und vor allem in Nordamerika verbreitet, stellt sie an geeigneten Standorten eine schnellwüchsige Alternative dar, die gewaltige Dimensionen erreichen kann. In den inneralpinen Regionen wie dem Salzkammergut, in Salzburg, Tirol oder Kärnten werden neben den Lärchen die Tannen als Mischbaumart eine größere Rolle spielen, in manchen Gegenden wie Oberkärnten auch die Zirbe. Buche und Co werden in gebirgigen Lagen wie dem Pongau zunehmen.

Ohne Jagd kein Wald, und das Ganze kostet auch ein bisserl was

Die neuen, jungen Bäume gefallen allerdings auch Wildtieren. Gerade die Triebe der Tannen und Lärchen mögen sie, weil sie sehr nährstoffreich sind. In ihrer natürlichen Vielfalt wachsen können die Bäume aber nur, wenn sie eben nicht zu sehr verbissen werden. Sonst passiert, was eine neue Untersuchung eindrucksvoll zeigt: Dass die Tannen auf fast der Hälfte (47 Prozent) aller Flächen nämlich nicht höher als 1,30 Meter werden. Deshalb braucht der Wald der Zukunft mehr denn je auch die Jagd, sagt Freidhager. Regelmäßige Durchforstungen, eine konsequente Waldpflege insbesondere des Jungwaldes, Aufforstungen und Schädlingsmonitoring, das alles gibt’s natürlich nicht gratis. 14,5 Millionen Euro pro Jahr gingen zuletzt in den Waldbau. Der Klimawandel kostet noch ein bisserl mehr. Allein 2018 gingen rund 23 Millionen in die Schädlingsbekämpfung und höhere Ernte- und Logistikkosten. Bis 2025 werden es 100 Millionen Euro sein. Umsonst ist das freilich nicht: Denn ein gesunder Wald ist der beste Klimaschützer – er schützt nicht nur vor Naturgefahren, reguliert das Klima und reinigt Luft und Wasser. Nein, er stellt auch noch nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energiequellen bereit. Mal ganz abgesehen vom Lebensraum für Pflanzen und Tiere  und dem Erholungsraum für Menschen.