Vielfalt braucht Achtsamkeit
Der Internationale „Tag der biologischen Vielfalt“ (22. Mai) hat ein großes Ziel: Das Bewusstsein der Gesellschaft für die Biodiversität muss gestärkt werden.
Wir, also die heimischen Land- und Forstwirte, kümmern uns um unsere Kulturlandschaft, bewirtschaften sie nachhaltig, wissen um ihre Bedürfnisse und nehmen sie nicht als selbstverständlich hin. Deshalb und aufgrund seiner geographischen und naturräumlichen Gegebenheiten zählt Österreich zu den artenreichsten Ländern in Europa. Die heimischen Wälder sind ein Hotspot der Biodiversität und bieten mit ihrem Artenreichtum Lebensraum für eine bunte Schar von Tieren und Pflanzen. Gerade in Österreich bildet die kleinstrukturierte Land- und Forstwirtschaft eine große Anzahl an Lebensräumen und damit das Fundament für wertvolle Biodiversität. Durch jahrhundertelanges verantwortungsvolles und nachhaltiges Naturraummanagement heimischer Land- und Forstwirte kann Österreich auf einen Lebensraum mit einer unglaublichen Artenvielfalt und Biodiversität verweisen.
„Österreichs Landwirte betreiben verantwortungsvolle Landschaftspflege mit erheblichen Ansätzen zur Erhaltung und Steigerung der Biodiversität. Auch Österreichs Waldbesitzer, als Bewahrer einer gelebten Nachhaltigkeit, gehen schon seit vielen Generationen den integrativen Weg einer nachhaltigen, ökologischen und multifunktionalen Forstwirtschaft, um die vielfältigen Leistungen des Waldes für die Gesellschaft als auch den Erhalt der wertvollen Biodiversität langfristig zu gewährleisten. Heimische Land- und Forstwirte tragen im Sinne von ‚Natur nützen – Natur schützen‘ hohe Verantwortung für die Landschaft und deren Vielfalt“, erklärt Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, anlässlich des Tages der biologischen Vielfalt. Mit vielfältigen freiwilligen Leistungen und Maßnahmen für Umwelt und Natur – wie Totholzinsel, Amphibientümpel u.v.m. – schaffen die Landbewirtschafter zusätzliche wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Biodiversität ist vielfältig
Dass Biodiversität gemeinhin mit Artenvielfalt gleichgesetzt wird, ist nur ein Teil des „Großen Ganzen“. Unter dem Begriff verbirgt sich aber in Wahrheit deutlich mehr. Es geht einerseits um die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten, aber auch um die genetische Vielfalt innerhalb einer Art und letztlich um die biologische Vielfalt der Lebensräume, wie Wälder, Seen oder Wiesen, auch Ökosysteme genannt. Nur mit einer aktiven, nachhaltigen Landbewirtschaftung gelingt es, alle diese Bereiche zu erhalten und gleichzeitig viele andere Ökosystemleistungen für die Gesellschaft – und heute auch fürs Klima – bereitzustellen. Nachhaltig bedeutet, dass man alle drei Säulen, die ökologische, die ökonomische und die soziale Komponente, möglichst ausgeglichen lebt. Die Fokussierung auf nur einen Bereich würde dieses Gleichgewicht ins Schwanken bringen und viele andere Leistungen gefährden. So können mit nachhaltiger Landbewirtschaftung sowohl regionale Lebensmittel oder der nachwachsende Rohstoff Holz produziert, Lebensraum für Pflanze, Tier und Mensch geschaffen und viele Schutz- und Klimaschutzleistungen bereitgestellt werden. Für dieses Modell ist Österreich auch international anerkannt und mit seiner nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft Vorbild für viele andere Staaten.
Flächige Außernutzungsstellungen gefährden die Biodiversität
Die derzeitige Forderung nach flächigen Außernutzungsstellungen, wie sie auch im Rahmen der Biodiversitätsstrategie diskutiert werden, hält Verbandspräsident Felix Montecuccoli dagegen für den falschen Weg, der die Nachhaltigkeit massiv gefährdet. „Der richtige Weg lautet: Holz nützen! Klima schützen! Und wir Landbewirtschafter müssen in diesen Prozess, der unsere Landschaft mittel- und langfristig prägen wird, an vorderster Stelle miteinbezogen werden. Außernutzungsstellungen bedeuten vor allem auch, dass wir uns nicht mehr aktiv um den Wald kümmern und keine Maßnahmen mehr treffen können, unsere Wälder klimafit zu gestalten und für zukünftige Generationen zu erhalten. Eindimensionale Forderungen und Verpflichtungen sind kein Lösungsansatz für das so bedeutende Thema Biodiversität und konterkarieren den Klimaschutz und viele andere Schutz- und Nutzleistungen, die die Gesellschaft von der Landschaft erwartet. Es braucht daher nachhaltige Lösungen, die sowohl ökologisch, ökonomisch und sozial sind.“