Unsere fleischlastige Ernährung verursacht enorme Emissionen von Treibhausgasen. Der Landverbrauch steigt mit jedem Schnitzel. Vegetarisch oder vegan essen als Lösung?

Pflanzliche Produkte weisen im Schnitt eine um 8-30 Mal bessere Klimabilanz als tierische Produkte auf. @Canva

Wieviel Treibhausgase produzieren wir durch unsere Art zu essen? An der Universität für Bodenkultur Wien wurde im Rahmen des Projekts DIETCCLU erhoben, welchen Einfluss die unterschiedlichen Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und in Übersee haben. „Die Ernährung hat mit einem Anteil von 20 . 30 % aller Treibhausgase einen großen Anteil an den klimarelevanten Emissionen in Österreich. Unser Ernährungsverhalten hat ebenso einen Einfluss auf den Landverbrauch und damit auch auf die Ernährungssicherheit“, erläutert Martin Schlatzer vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit.

Die Studie bringt drastische Erkenntnisse

Die gegenwärtige durchschnittliche, omnivore Ernährung in Österreich (OMNI IST) verursacht in Summe 1.467 kg CO2-eq-Emissionen/Person und Jahr. Wenn wir unsere Ernährung den allgemeinen Empfehlung der Österreichischen Ernährung anpassen würden, d. h.  deutlich weniger Fleisch essen, nämlich 66 Prozent weniger, dann könnten 28,2% der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Vegetarier vermindern die THG-Emissionen sogar um 47,7%. Das größte Einsparungspotential kann durch einen Umstieg auf eine vegane Ernährung mit lediglich 439 kg CO2-eq pro Person und Jahr erzielt werden, was einer Einsparung von 70,1 Prozent der THG-Emissionen entspricht.

„Die durchschnittliche österreichische Ernährung hatte den größten klimatischen Impact, die vegane Ernährungsweise in der Biovariante den geringsten“ fasst Martin Schlatzer die Ergebnisse zusammen. „Unsere Studie macht deutlich, dass die Umstellung auf eine Ernährung mit wenig Fleisch und vor allem auf eine ovo-lacto-vegetarische oder vegane Ernährung einen deutlichen Benefit für Klima, Flächenverbrauch und Gesundheit mit sich bringt – eine Win-Win-Situation für das Erreichen des Pariser Klimazieles als auch für unsere Gesundheit.“ Denn bei einer Umstellung auf gesündere Ernährungsweisen könnten laut Vereinten Nationen weltweit 11 Millionen Tote pro Jahr vermieden werden.

Abb. 2: Weltweites THG-Einsparpotential verschiedener Ernährungsstile (in Gigatonnen CO2-eq/Jahr) [13, 1] Anm.: CO2-eq = Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschied- lichen Treibhausgase, die CO2, Methan und Lachgas berücksichtigt; in der Rubrik „Vegetarisch“ ist in der Abb. ungewohnter Weise ein Fleisch- bzw. Fischkonsum von einmal im Monat angegeben. Aufgrund des Studiendesigns werden oftmals Men- schen, die selten Fleisch essen, in der Rubrik der Vegetarier verortet.

Einfluss der Ernährung auf das Klima

Unser gesamtes Ernährungssystem ist weltweit für 21-37 % bzw. 19-29 % aller Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. In Österreich bewegen sich die THG-Emissionen, die durch den Ernährungssektor in Summe verursacht werden, mit ca. 20-30 % ebenso in dieser Größenordnung . Die THG-Emissionen des Ernährungssystems umfassen dabei die Landwirtschaft sowie die Verarbeitung, den Transport und die Lagerung von Lebensmitteln. Im Bereich der Landwirtschaft sind Vorleistungen wie Futter- und Düngemittel, Pestizide sowie Landnutzungsänderungen durch Regenwaldzerstörung im Kontext von Importen von Soja als Futtermittel und Rindfleisch für die THG-Emissionen relevant. Die Tierhaltung als solche ist für rund
14,5 bis 18 % der globalen, menschenverursachten THG-Emissionen verantwortlich. Der Hauptanteil der THG-Emissionen im Ernährungssystem geht global gesehen wie auch in Österreich auf tierische Produkte zu-
rück. Pflanzliche Produkte weisen im Schnitt eine um 8-30 Mal bessere Klimabilanz als tierische Produkte auf. Der Grund für die deutlich schlechtere Klimabilanz von tierischen Produkten liegt in der ineffizienten Umwandlungsrate (ca. 1:4-1:10) von pflanzlichen Kilokalorien zu tierischen Kilokalorien. Tierische Produkte aus biologischer Landwirtschaft haben jedoch eine um 10 % (bei Milch) bis 50 % (bei Hühnerfleisch) bessere
Klimabilanz als konventionelle Tierprodukte.

Laut Statistiken ist der Veganer übrigens weiblich, meist jung, gebildet und sozial engagiert. Hauptsächlich findet man ihn, oder vielmehr sie, in Wien und im Burgenland, seltener hingegen in Tirol und Salzburg (Umfrage marketagent). Als Veganer ist man nicht nur gegen die Nutzung von Tieren und tierischen Produkten. Der Veganismus geht weit über die vegetarische Ernährungsweise hinaus. Selbst Leder und Wolle sowie Kosmetika und Medikamente mit tierischen Anteilen werden von „eingefleischten Veganer“ nicht konsumiert. Lederschuhe kommen also nicht an ihre Füße.

Hauptgrund: Du sollst nicht töten!

Tatsächlich ist der wichtigste Auslöser für eine vegetarische oder vegan Ernährung, Tierliebe und Tierschutz, also der Respekt vor anderem Leben. Medienberichte über Massentierhaltung und Tierleid haben viele dazu gebracht, ihre Ernährung zu überdenken. Geschredderte Küken, Kälber und Schafe die unter unvorstellbaren Bedingungen quer durch Europa gekarrt werden, Massentierhaltung, von Medikamenten aufgeblähten Schweinen und Kühe, … . Gerade durch die Massentierhaltung schaffen wir einen idealen Nährboden für Infektionen.

Markt der Zukunft

Laut Kearney, einer international renommierten Unternehmungsberatung, ist der vegetarische und vegan Markt “Der Markt der Zukunft”. Man schätzt, dass für 2040 nur mehr 40 % des Umsatzes der Fleischwirtschaft mit konventionellem Fleisch toter Tiere erzielt wird. Dieses wird ersetzt werden durch alternative Proteinquellen – pflanzliche Fleischalternativen (25 %) und zellbasiertes Fleisch (35 %).  Natürlich hat die Lebensmittelindustrie das ungeheure Potenzial der Vegetarier und Veganer längst erkannt. Wer allerdings glaubt, der Griff nach fleischlosen Produkten schützt vor Schadstoffen wie Pestiziden, der liegt leider falsch. Gerade in diesem boomenden Marktsegment ist Achtsamkeit gefragt.

Das vegetarische und vegane Angebot unserer heimischen Produzenten auf bauerladen.at steht für Nachhaltigkeit und Regionalität.

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