Bei der Berichterstattung über Klimathemen fehlt nach wie vor (zu) häufig eine konkrete Roadmap zur Messung und Erreichung der kommunizierten Ziele.

Roadmap Pfeil, Verkehrsschild mit Schlangenlinie

Laut PwC-Studie verknüpfen nur knapp 40 Prozent der analysierten Unternehmen ihre Klimaziele mit einer spezifischen Roadmap, die konkrete Meilensteine, Zwischenziele und Maßnahmen aufzeigt. ©Unsplash

Eine immerhin gute Nachricht vorweg: Mehr als 95 Prozent der börsennotierten Unternehmen in Österreich, Deutschland und in der Schweiz berichten mittlerweile über Klimathemen. Und gleich die schlechte Nachricht dazu: Angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, lassen die Tiefe und Qualität der Klimaberichterstattung deutlich zu wünschen übrig. So kommunizieren die meisten Unternehmen zwar über ihre Klimaziele, aber nur wenige haben einen konkreten Plan mit Meilensteinen und einer Roadmap entwickelt, der im Detail beschreibt, wie sie diese Ziele erreichen und die Fortschritte messen wollen. 

Zu diesen Ergebnissen kommt eine PwC-Studie, für die von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft die Klimaberichterstattung u.a. von Unternehmen im österreichischen ATX 20 analysiert wurde.

„Der Klimawandel ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts und das beherrschende Thema in Politik und Gesellschaft“,

kommentiert Birgit Haberl-Arkhurst, Sustainability Expertin bei PwC Österreich. „Umso enttäuschender ist es, dass die Klimaberichterstattung börsennotierter Unternehmen dieser Bedeutung noch nicht gerecht wird. Der Wille, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen, ist zwar da, aber bei der Umsetzung bzw. transparenten Darstellung der Fortschritte hapert es.“

Klimaszenarioanalysen selten genutzt

Die Chancen, die sich aus Klimaveränderungen ergeben können, werden bisher nur von etwa der Hälfte der untersuchten Unternehmen betrachtet. Und nur weniger als jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) nutzt im Reporting Klimaszenarioanalysen, um zu zeigen, wie klimabedingte Risiken und Chancen identifiziert und gesteuert werden. „Insbesondere der Umgang mit Klimarisiken und -chancen steckt bei zahlreichen Unternehmen noch in den Kinderschuhen“, kritisiert Haberl-Arkhurst. 

Auch bei der konkreten Umsetzung der gesteckten Klimaziele gibt es noch jede Menge zu tun: Nur knapp 40 Prozent der analysierten Unternehmen verknüpfen ihre Klimaziele mit einer spezifischen Roadmap, die konkrete Meilensteine, Zwischenziele und Maßnahmen aufzeigt. „Ein Großteil der Unternehmen scheint noch keine Klarheit darüber zu haben, welche Kennzahlen für das Messen des Fortschritts im Rahmen der Klimaberichterstattung genutzt und berichtet werden sollen“, fürchtet Haberl-Arkhurst. „Die gesteckten Ziele erscheinen dadurch weniger glaubwürdig und greifbar.“

Verbesserungsbedürftig

Dazu kommt: Nur weniger als jedes dritte Unternehmen setzt verwendete klimabezogene Kennzahlen zu etablierten Finanzkennzahlen oder operativen Steuerungsgrößen ins Verhältnis, analysiert die Emissionen also beispielsweise im Verhältnis zum Umsatz. Wenn diese Informationen jedoch nicht transparent dargestellt werden, ist es für die Investoren und Stakeholder schwierig, die Bedeutung der jeweiligen Kennzahl für das Unternehmen zu verstehen, zu vergleichen und kritisch zu würdigen. 

Die untersuchte Berichterstattung der Klimagovernance lässt vermuten, dass bei einigen Unternehmen Steuerungsfunktionen nicht klar definiert sind. Zumindest aber fehlt häufig die Transparenz über die Verankerung im Management. Das erschwert es den Stakeholdern, einzuschätzen, ob sich die Geschäftsleitung angemessen mit den Folgen des Klimawandels befasst und ob das Unternehmen anpassungsfähig genug aufgestellt ist, um den erwarteten Herausforderungen Herr zu werden. 

Lenzing als Positiv-Beispiel

Es gibt aber bereits Vorreiter, die schon heute einigermaßen vorbildlich über Klimaziele und ihre erzielten Fortschritte auf dem Weg zur Zielerreichung berichten. Eine Fachjury aus Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Investoren, Aufsichtsräten und einer Rating-Agentur wählte in diesem Jahr die fortgeschrittensten Unternehmen mit Blick auf eine konsistente und glaubwürdige Klimaberichterstattung aus. 

Im österreichischen ATX setzte sich Lenzing durch: Das Unternehmen, das sich auf die Produktion und den Vertrieb von Fasern für die Textilindustrie fokussiert, beeindruckte mit seiner ganzheitlichen klimabezogenen strategischen Ausrichtung und klaren Zielvorgaben, die mit aussagekräftigen spezifischen Kennzahlen untermauert sind.