Essen mit Weitblick
Bewusster Fleischkonsum und mehr pflanzliche Alternativen entlasten Umwelt und Klima – für eine nachhaltige Ernährung mit Genuss und Verantwortung.

Heimische Lebensmittelhandwerker beliefern uns mit ehrlichen Lebensmittel. ©fairkocht, Bio-Weigut-Tor zur Sonne, Pramoleum, Wurzers, Heinzel Bio Honig Manufaktur, Schäffler Teigwaren, Lukashof Genussmanufaktur, Naturpark-Bauernhof Pöltl.
Sich vegetarisch oder vegan zu ernähren ist weiterhin Trend. Tendenz nach oben. In Österreich wächst die Zahl der Menschen mit vegetarischer und veganer Ernährung: Laut einer Studie von Marketagent.com im März 2024, ernähren sich 8 Prozent der Österreicher vegetarisch und 1,4 Prozent vegan. Der Grund: Weil es der Gesundheit und auch unserem Planeten zugutekommt. Und natürlich will man Tieren kein Leid zufügen oder diese für den eigenen Genuss ausbeuten oder gar töten. Dementsprechend wird jedes Jahr am 1. Oktober der Weltvegetariertag gefeiert – seit nunmehr 50 Jahren. „Der Trend zur pflanzlichen Ernährung ist in aller Munde, aber die Ernährungsgewohnheiten ändern sich nur langsam“, erklärt Christina Mutenthaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing im Rahmen eines Interviews mit LKonline 2024. Hinzu komme, dass nicht alle pflanzlichen Alternativen bei den Konsumenten gleich gut ankommen. „Ständig kommen neue Produkte auf den Markt, aber nicht alle können überzeugen oder das Original ersetzen. Was wir derzeit sehen, ist, dass vor allem jüngere und urbane Menschen Trendsetter beim Konsum von pflanzlichen Alternativen sind“, fasste sie die jüngsten Entwicklungen im Ernährungsverhalten zusammen. Marktforscher überbieten sich also mit Studien über vegane Ernährung. Die Industrie investiert in Innovationen. Auch Handelskonzerne polieren damit eifrig ihr Image auf.
Warum überhaupt fleischlos?
Die Herstellung unserer Lebensmittel – ob Getreide, Milch oder Fleisch – hat massive Auswirkungen auf Landnutzung, Wasserverbrauch und Klima. Besonders ins Gewicht fällt dabei die Produktion tierischer Produkte: Sie beansprucht über 80 % der weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen, obwohl sie nur einen Teil der globalen Kalorien liefert. Die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen führt häufig zur Abholzung wertvoller Wälder und bedroht somit Lebensräume von Tier und Mensch.
Kein Wunder also, dass der Weltklimarat (IPCC*) empfiehlt, den Konsum tierischer Produkte deutlich zu reduzieren. Die Lebensmittelproduktion ist, so der IPCC, für rund ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – ein gigantischer Hebel im Kampf gegen den Klimawandel.
Auch gesundheitlich vorteilhaft
Zahlreiche medizinische Studien zeigen, dass Menschen mit vegetarischer oder veganer Ernährung oft günstigere Blutfettwerte, einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) und seltener Übergewicht oder Adipositas haben. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und bestimmte Krebsarten ist tendenziell geringer. Doch: Nicht jede fleischlose Ernährung ist automatisch gesund. Stark verarbeitete Produkte die viel Zucker, Salz, gesättigte Fettsäuren und allerei Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker enthalten, erhöhen ebenfalls das Krankheitsrisiko – ganz gleich, ob vegetarisch oder nicht.
Wissen und gute Planung
Wer auf Fleisch verzichtet, sollte auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Besonders wichtig sind Nährstoffe wie Eisen, Kalzium, Vitamin D, Eiweiß und vor allem Vitamin B12, das bei rein pflanzlicher Ernährung unbedingt durch Nahrungsergänzung zugeführt werden sollte, so die Empfehlungen.
Die gute Nachricht: Mit ausreichendem Wissen, guter Planung und dem Fokus auf frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel ist eine gesunde vegetarische oder vegane Ernährung nicht nur sehr gut möglich – diese Ernährungsform kann auch die Umwelt und das Klima entlasten.
Ernährung ist eine persönliche Entscheidung, sie ist sogar ein Statement. Man muss dabei nicht zwingend auf Fleisch verzichten — es geht um maßvollen, verantwortungsvollen Konsum, um das Wissen um die Herkunft der Lebensmittel und eine ausgewogene Ernährung.
*Der IPCC, der offizielle Name „Intergovernmental Panel on Climate Change“ (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaveränderungen), ist eine UN-Institution, die den Stand der Wissenschaft zum Klimawandel und zu Klimaschutzmaßnahmen bewertet. Gegründet wurde er 1988 durch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Er informiert Regierungen weltweit über aktuelle Forschungsergebnisse und dient als wissenschaftliche Grundlage für globale Klimaverhandlungen sowie politische Entscheidungen.