Zu Recht nennt man uns Bio-Weltmeister. Jahr für Jahr greifen hierzulande mehr Menschen zu Bio-Lebensmitteln. Und warum? Weil sie sich damit wohler fühlen.

Biobauer Panthermedia

Der Anteil an Bio-Flächen stieg 2018 mit ca. 25 Prozent der Landwirtschafts-Flächen auf ein Rekordniveau. ©Panthermedia

Wir lieben ja gute Nachrichten. Und heute kommt eine besonders gute aus der Bio-Ecke, an der jeder einzelne Biokäufer mitgewirkt hat. Also vermutlich auch Sie. Satte 1,9 Milliarden Euro Umsatz wurden 2018 in Österreich mit Biolebensmitteln gemacht – über alle Vertriebswege, von der Direktvermarktung bis hin zum Online-Einkauf. Damit stieg der Bio-Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um über 100 Millionen Euro bzw. fünf Prozent. In anderen Worten: es geht weiter bergauf mit dem Bioanteil am Markt. Präsentiert hat diese Zahlen gerade Bio Austria. Erhoben hat sie das AMA-Marketing im Rahmen der Marktforschung. Doch weswegen steigt unser Bio-Appetit eigentlich stetig?  Ist es das Tierwohl? Oder die Umwelt, die wir erhalten wollen?

Von den Motiven der “Alternativen” ist nicht viel übrig

Nein, so altruistisch denken die Österreicher offenbar nicht. Das stärkste Motiv ist tatsächlich das eigene Wohlbefinden, sagt eine parallel zu den Zahlen veröffentlichte AMA-Umfrage. Den typischen Bio-Käufer gibt es nicht mehr, viel eher wird Bio „vererbt“. Einst ausgehend von den sogenannten „Alternativen“ hat Bio mittlerweile alle sozialen Schichten, Einkommen, Altersgruppen und Bildungsniveaus erobert.

Entsprechend kam in einer Gruppendiskussion mit Bio-Gelegenheits- bzw. Intensivkäufern heraus, dass man mit Bioprodukten heute allem voran seiner Gesundheit und dem Körper was Gutes tun will. Und was hat es mit der Vererbung auf sich? Ganz einfach: Wer’s schon aus seiner Kinder- bzw. Jugendzeit kennt, greift später sehr warscheinlich auch zu Bio.

Und der Klimawandel?

In wie weit nimmt eigentlich der Klimawandel und Berichte darüber auf das Einkaufsverhalten Einfluss? Quasi gar nicht.  Zwar sahen die Diskutanten Bio als wichtigen Aspekt von Nachhaltigkeit – und umgekehrt. Aber deswegen das Verhalten ändern? Nein. Ein deutliches Ja hingegen gibt es zur Frage, ob mehr über die positiven Effekte der biologische Wirtschaftsweise für Tiere und Umwelt aufgeklärt werden soll. Und die immer weiter fortschreitende Technologisierung der Landwirtschaft? Geht die mit Bio zusammen? Problemlos. Wer die Wahl hat, der greift übrigens lieber zum regionalen, biologisch erzeugten Lebensmittel und wünscht sich saisonal mehr davon. Auch, weil mit Bio kurze Transportwege assoziiert werden. Doch die heimischen Biokäufer sind großmütig.  Geht’s um exotische Bioprodukte, haben sie damit kein Problem. Und dann zeigt sich einmal mehr die Pragmatik der Österreicher.  Eingekauft wird dort, wo man nach der Arbeit vorbeikommt bzw. in jenem Geschäft, das am Weg oder nahe zur Wohnung liegt.

Außer Haus ist Bio kaum ein Thema

Beim Konsum außer Haus achten die Teilnehmer weniger auf Bio. Kaum jemand fragt im Restaurant nach Bio-Zutaten oder denkt darüber nach, ob Gaststätten mit biologischen Rohstoffen kochen. Spezielle Bio-Restaurants sind wenig bekannt. Dabei könnte genau dort mehr gehen, sagt Bio Austria Obfrau Getraud Grabmann. Allem voran in der Gastronomie und in der öffentlichen Verpflegung.


Denn beide hinken nicht nur in Sachen Kennzeichnung hinterher, sondern auch im Bioanteil. Was die Gastronomie betrifft, so liegt der Bioumsatz gerade mal bei sechs Prozent. Dennoch glaubt Grabmann an ein Umdenken der Branche und den Willen zur Transparenz. Übersetzt heißt das? Eine verpflichtende Zertifizierung für alle Gastronomie-Betriebe, die Bio auf ihrer Karte ausloben. Derzeit sind übrigens nur geschätzte drei Prozent aller für die Gastronomie gekauften Lebensmittel Bio. In Sachen öffentlicher Verpflegung liegt der Ball bei der künftigen Bundesregierung. Denn die könnte den Anteil der Bio-Lebensmittel dort ausbauen. „Wir fordern hier einen Bio-Anteil von 60 Prozent in den Einrichtungen des Bundes, etwa in den Mensen von Universitäten oder in Einrichtungen des Bundesheere.”

25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sind Bio

Genug biologische Ware gibt es. Denn derzeit werden in Österreich rund 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche von über 21 Prozent der bäuerlichen Betriebe biologisch bewirtschaftet. Rund 32 Prozent des Dauergründlandes, 18 Prozent der Ackerflächen, 34 Prozent der Obstanlagen und über 14 Prozent der Weingärten werden bereits nach den Grundsätzen der biologischen Landwirtschaft gepflegt. Und weil sie schon dabei ist, nimmt Grabmann auch gleich noch den Lebensmitteleinzelhandel ins Gebet. Nicht ohne Grund: In den klassischen Supermärkten werden mehr als drei Viertel aller biologischen Produkte gekauft, während es der Fachhandel und der Direktverkauf beim Bauern  nur auf 17 Prozent bringen.  “Als Bio-Konsumentin finde ich tatsächlich, dass das Bio-Sortiment dort mehr Tiefe benötigen würde. Es gibt hier auch noch einigen Spielraum, Rohstoffe von österreichischen Biobauern in der Verarbeitung zu berücksichtigen.” Von daher lautet das Fazit:  Ja, wir sind Bioweltmeister, aber es gibt immer noch Luft nach oben

Über Bio Austria:

Bio Austria ist das Netzwerk der österreichischen Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa hat man mehr als 13.500 Mitglieder und mehr als 400 Partnerunternehmen in der Wirtschaft. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at