Den Anti-Diät-Tag gibt es wirklich. Und das aus gutem Grund. Essen, das krank macht, wird einen Tag an den Pranger gestellt. Und muss dort auch bleiben.

Spinatknödel mit viel Butter und Käse

Gesundes Essen ist auch fett und gehaltvoll. In jedem Fall aber ist es regional und hat Herkunft. ©Andrea Knura

Der 6. Mai war der Anti-Diät Tag. Also einer dieser kuriosen und seltsamen „Feiertagen“, die berechtigte Fragen aufwerfen! Muss man den verlorenen Partnern einzelner Socken denn ernsthaft einen besonderen Tag widmen, und braucht die Tuba wirklich ihren Ehrentag? Auch der Anti-Diät Tag mag auf den ersten Blick etwas seltsam und wunderlich anmuten. „Wie schön“, denken viele von uns schmunzelnd und dankbar, „heute muss ich beim Essen also einmal nicht an meine Blutzuckerwerte und die bevorstehende Bikinisaison denken.“ Tatsächlich hat der Anti-Diät aber einen ernsten Hintergrund, denn auch in Österreich sind in Summe bereits rund sechs Prozent der Elf- bis 18-Jährigen von einer Essstörung betroffen. In der MHAT-Studie (Mental Health in Austrian Teenagers) wurden bei 3.615 Jugendlichen zwischen elf und 18 Jahren die wichtigsten psychischen Störungen untersucht.

Weil Essen auch krank macht

Die britische Buchautorin und Feministin Mary Evans Young, an Anorexie erkrankt, rief nach ihrer Genesung  den „Anti-Diät Tag“ 1992 ins Leben. Sie suchte die mediale Öffentlichkeit, um sich gegen strenge Diäten und falsches Essverhalten stark zumachen. Es ging ihr vor allem darum, die gängigen Schönheitsideale kritisch zu hinterfragen und um die Würdigung der menschlichen Vielfalt. Sie wollte mit diesem Tag ein Zeichen gegen den Schlankheitswahn setzen, der tödlich enden kann. Der Tag soll uns dazu ermutigen, unseren Körper zu schätzen und zu akzeptieren. Es geht um Körpergefühl, darum, dass man die Vielfalt von natürlichen Größen- und Gewichtsunterschieden anerkennt. Er ist auch ein Tag der Aufklärung – bezüglich der Gesundheitsgefahren von Diäten und falscher Ernährung.

Essen ist für viele ein Balanceakt, persönliche individuelle Bedürfnisse werden nicht mehr wahrgenommen. Wir essen zu viel, dann wieder zu wenig. In Folge stürzen wir uns in Diäten, um das vermeintlich gewonnene „Hüftgold“ wieder loszuwerden. Wir eifern unrealistischen Schönheitsidealen nach und setzen dabei, durch zwanghafte Diäten, unsere Gesundheit aufs Spiel. Die Folge sind Mangelerscheinungen, Herzrhythmusstörungen, Kurzatmigkeit, Ermüdungssymptome, Osteoporose, ein geschwächtes Immunsystem, …

Ausgewogen und bewusst

Wir müssen ausbrechen aus dem Diätwahn-Teufelskreis. Unser Körper benötigt täglich eine bunte Vielfalt an Lebensmitteln (also Inhaltsstoffen), um gesund zu bleiben – frische, qualitätsvolle Produkte, ganz ohne chemische Zusatzstoffe, ohne künstliche Farbstoffe und unnötige Geschmacksverstärker. Unverfälschte, regionale und ehrliche Lebensmittel, die Genuss ganz ohne schlechtes Gewissen ermöglichen und die Basis für eine gesunde Ernährung sind. Essstörungen sind jedoch psychische Erkrankungen. Es geht dabei vielfach um das Selbstbild, also um den Wert, den wir uns selbst beimessen. Ein Ansatz könnte also sein, unsere Wertschätzung zu heben indem wir auch den Lebensmitteln, die wir essen, wieder mehr Wert geben. Das Bauernladen Manifest (nicht nur für den Anti-Diät Tag) lautet: Wir wollen wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen, Regionalität und Qualität, direkt vom Produzenten.