Die Billigfleisch-Importe bringen ihn um, sagt ein Bauer, und greift die Firma Transgourmet an. Die vertreibt solches, und nimmt jetzt dazu Stellung.

C Wer ein Schnitzerl um fünf Euro bestellt, dem sollte klar sein, Fleisch welcher Qualität drin steckt. ©Panthermedia

Im Frühjahr war der steirische Bergbauer Christian Bachler wieder einmal wütend. Diesmal auf Falter-Chefredakteur Florian Klenk. Zu Recht, wie er meint. Dessen Kommentare zum so genannten Kuh-Urteil wären arrogant und überheblich gewesen. Dabei schätze er den Journalisten eigentlich. Und also schickte er ihm seine eigene Meinung dazu via Video, das er im vergangenen März auf Facebook hochlud, mit der klaren Aufforderung: „Herr Klenk, steigen Sie oba vom hohen Ross in der Bobo-Bubble in Wien.” Ganze 250.000 Mal wurde es angeklickt. Am Ende lud er Klenk zu einem einwöchigen Praktikum zu sich auf die hoch gelegene Alm ein, um seine Herausforderungen hautnah zu erleben. Der willigte ein und war gerade Gast-Arbeiter dort.

Wandern auf eigene Gefahr???Oder warum wir gerne vom Chefredakteur des Falters mehr über unseren Job lernen möchten…..??

Gepostet von Bergerhof Krakauebene am Freitag, 22. März 2019

Im Zuge dessen stand wieder einmal die Frage aller Fragen im Raum: Warum die heimischen Bauern sich in einer Krise wähnen? Die Antwort erfolgte in Form des Bildes aus einem Folder mit folgendem Text:

“Wenn ihr wissen wollt, wieso wir Bauern in die Krise kommen, dann studiert den Transgourmet-Katalog, bei dem Gastronomie-Betriebe bestellen. So geht globalisierte Fleischindustrie. Rinderfilet 16,66 Euro pro Kilo, Schweinefilet 6,66 Euro pro Kilo.”

Tatsächlich vertreibt Transgourmet, wie auch andere Anbieter, neben höherpreisigen Schienen auch dieses Billigfleisch an die heimische Gastronomie.

“Wir entziehen uns nicht der Verantwortung”

Den Vorwurf, die heimischen Bauern umzubringen, wollte der Gastronomie-Großhändler allerdings nicht auf sich sitzen lassen. Man biete ein breites Sortiment bei Fleischwaren an. “Das bedeutet, dass wir alle Preis- und Qualitätsstufen gelistet haben – weil eben alle Bereiche nachgefragt und gekauft werden.” Bewußt forciere man die Eigenmarke mit Fleisch aus Österreich, das das AMA-Gütesiegel trage, und das Bio- und Nachhaltigkeits-Sortiment. Die heimischen Alternativen kennt man und nennt sie auch: Bio Kleeschwein, Strohschwein oder Bio-Rindfleisch vom Sonnberg. Nachdem aber alle Gastronomen – vom Haubenlokal bis zur Imbiss-Bude – einkaufen, biete man auch Preiseinstiegsprodukte an. Warum werden die gekauft? “Unter anderem weil – nach wie vor – viele Endkonsumenten und Gäste auf ,5-Euro-Mittagsmenüs’ bestehen.” Dieses Verhalten ändern? Da seien die Möglichkeiten als Händler sehr beschränkt. Man hoffe aber, dass die aktuellen Diskussionen ein Umdenken herbeiführen. “Wir sind sortimentsseitig bestens vorbereitet!” Schlusstatement: “Wir – das ist uns wichtig – entziehen uns nicht der Verantwortung, sind nur nicht im Stande, das Dilemma alleine zu lösen.”

“Wir appellieren an Endkonsumenten – bevor sie jemanden verurteilen -, die eigenen Einkaufsgewohnheiten unter die Lupe zu nehmen und sich bewusst zu machen, dass Einkaufen wie auch Essen gehen eine weitreichende Entscheidung ist – für oder gegen bio, für oder gegen Regionalität, Nachhaltigkeit etc.. Und sich bitte zu überlegen, wer woran an einem 5-Euro-Schnitzerl verdient. Nämlich auch wir als Händler nicht.“

Hans Ulrich Grimm, Autor der “Fleischlüge” sieht das freilich anders. Er sagt: “Dem Kunden dafür die Schuld zu geben ist eine völlige Verkehrung von Ursache und Wirkung. Erst die Massentierhaltung ermöglicht einen derartig niedrigen Preis.” Tatsächlich liegen die Gewinnmargen quer durch die Branche allerdings im einstelligen Prozentbereich. Bauern, Schlachter und Fleischhauer stöhnen unter dem Preisdruck. Die Rentabilität lässt im Massengeschäft zu wünschen übrig. Womit auch die Frage, wer an einem Fünf Euro-Schnitzerl verdient, beantwortet wäre. Keiner. Am Ende funktioniert das ganze System, das letztlich auf Kosten der Tiere und der Umwelt geht, nur dank Subventionen.

“Wären die realen Kosten für ein Kilogramm Fleisch im Restaurant zu bezahlen, es würde sich wohl kaum jemand leisten können. Denn wenn man die Zerstörung des Regenwalds miteinbezieht, die beim Anbau der genmanipulierten Futtermittel für die Mast entsteht, die Schäden fürs Klima beim Transport um die halbe Welt einrechnet oder die negativen Auswirkungen der Intensivtierhaltung für Böden und Gewässer – dann ist man schnell bei exorbitanten Kosten. Und das ist die Realität.”

Das sagen die Initiatoren des Tierschutzvolksbegehrens. Und Sebastian Bohrn Mena und seine Mitstreiter haben auch eine Lösung für das Problem parat: “Dass jene Produkte, die für Menschen, Tiere und Umwelt nachträglich sind, weniger Förderungen und Subventionen erhalten und höher besteuert werden, während jene Lebensmittel, für deren Erzeugung weniger Schaden angerichtet wurde, mehr staatliche Unterstützung erhalten.” Nachsatz: “Denn dann würde automatisch im Supermarkt und Restaurant das Bio-Rind aus Österreich nicht mehr das teuerste Produkt sein, sondern das günstigste.” Und Klenks Fazit? “Auf Menschen wie Christian Bachler sollte die Politik hören.”