Familie Tutsch hat bereits die erste Woche ohne Supermarkt hinter sich. Wie ist es ihnen ergangen und gab es auch Schwierigkeiten? Nicola erzählt.

Nicola Tutsch beim Einkauf am Biohof Adamah

Nicola Tutsch kauft Linsen bei Adamah natürlich unverpackt. ©Andrea Knura

Hier sind wir also. Ich, das ist Nicola, 32 Jahre alt, Psychotherapeutin in eigener Praxis. Mein Mann, Ben, arbeitet Teilzeit als Rettungssanitäter und zusammen haben wir drei Kinder. Laura, 7, Lotte, 5 und der Kleinste, Linus ist 2 Jahre alt. Zusammen leiten wir außerdem die Kindergruppe Sonnenmaus. Wir legen Wert auf einen ressourcenschonenden Umgang mit der Natur und auf biologische Lebensmittel. Wir haben den Friday for future zusammen besucht, ein eigenes kleines Gemüsebeet im Garten der Kindergruppe und planen ein großes Baum-Pflanz-Projekt.

Lotte,  Nicola, Laura, Linus und Ben Tutsch.

Wow. Wir tun es jetzt wirklich. Wir verzichten vier Wochen lang auf Supermärkte. Was sind meine Erwartungen? Nun, ich bin schlecht im Planen des Essens. Mein ganzes Leben besteht aus Plänen, bei zwei Vollzeit arbeitenden Eltern, die Wert drauf legen, sehr viel Zeit mit ihren Kinder zu verbringen, zusätzlich der Leitung einer Kindergruppe, und eben drei Kindern, geht das auch nicht anders. Aber Speisepläne sind nicht mein Ding. Meine besten Speisen passieren. Ich schaue in den Kühlschrank, sehe was verarbeitet gehört und koche. Ich liebe Kochbücher, Rezeptblogs und Kochsendungen, aber halte mich selten genau an Angaben. Ich kombiniere, experimentiere und probiere. 

Unser erster Einkauf bei Adamah

Wir haben im Rahmen des “Experiments” pro Woche 100 Euro zur Verfügung, aber mir ist klar, dass das nicht ausreichen wird. Im Supermarkt geben wir rund 160 Euro alle 10 Tage aus. Dazwischen kaufe ich normalerweise nur die wichtigsten Sachen nach, Brot zum Beispiel. Weil ich auch heute nichts geplant habe, kaufen wir alles an Gemüse und Obst, was es so gibt. Dazu kommen Joghurt, Butter, Brot und die Kinder wünschen sich Cornflakes. Mit Lotte diskutiere ich, wie viel Honig sie einpacken darf, denn es gibt hier so viel Auswahl (Honig mit Himbeeren!) und sie ist ein absoluter Honig-Fan. Zu ihrem Geburtstag Anfang Februar bekam sie eine Bienen-Patenschaft und sechs Gläser Honig, von denen vier schon wieder weg sind.

Wir kaufen kein Fleisch. Denn bei Lauras letztem Geburtstag gabs Spanferkel. Als sie jemand fragte, wie ihr Essen sei, antwortete sie „arm.“ Seit dem Moment ist sie Pescetarierin. Das bedeutet, dass sie liebend gerne Fisch isst, aber kein Fleisch. Wir fanden das keine schlechte Gelegenheit, um über unseren Fleischkonsum nachzudenken, und darum ist Fleisch hier selten geworden. Wir kaufen das unglaublich gute Saiblingstartar von „Declevas Alpenfisch Mariazell“, das zwar teuer ist, aber jeden Cent wert. Und es gibt Bachsaibling. Ich würde wahnsinnig gerne einen Heringssalat machen, finden aber keinen Hering. Das ist wohl der Nachteil, aber auch der Vorteil, von einem Einkaufen ohne Supermarkt. Es gibt nicht immer alles.

Und dann kaufe ich noch rote Linsen. Gibts beim Adamah unverpackt, ein wunderschönes Glas bekomme ich dazu. Ich muss nächsten Samstag unbedingt meine anderen Gläser mitbringen, denn das Unverpackt Angebot ist hier groß. Aus den roten Linsen mache ich eine ganz hervorragende Linsen-Bolognese, die ich literweise vorkoche, und dann in Gläser abfülle. Die ist dann fertig für Spaghetti Bolognese, Chili, Moussaka oder Lasagne. Alles vegetarisch und alle in der Familie waren sich einig: Die schmeckt besser als „echte“ Bolognese mit Faschiertem. 

Unser erster Einkauf beim Adamah macht 120 Euro aus. Wir sind positiv überrascht, dachten es würde viel mehr werden. 

Unter der Woche koche ich einmal am Tag frisch und auf Vorrat. Also verarbeite ich gleich am nächsten Tag den Spinat zu einem Salat, und bereite aus der Hälfte des gekauften Gemüses eine Suppenpaste. Die mache ich schon seit Jahren selbst, schmeckt unvergleichlich gut und geht ziemlich einfach. Dann starte ich mit einem Rezept, für das ich Kräuterseitlinge gekauft habe, bemerke aber, dass ich den Parmesan vergessen habe. Das ist jetzt doof, normalerweise husche ich in so einem Fall in unseren nahversorgenden Supermarkt, der gleich ums Eck ist. Aber ich will das Experiment schaffen. An Parmesan wird’s nicht scheitern. Ich versuche einfach das Rezept umzuändern. Wir haben noch herrlichen Bockshornklee-Käse, ich probiere das einfach. Zusätzlich entdecke ich, dass der Porree dringend verarbeitet werden muss, also kommt der auch noch in die Sauce. Das Endergebnis ist der Wahnsinn. Echt, so unglaublich gut. Ich habe es hier aufgeschrieben, weil es so himmlisch war.

Kleiner Junge beim Kochen

Linus gibt die Trüffelbutter in die Sauce. ©Tutsch

SPIRALIS MIT KRÄUTERSEITLINGEN UND TRÜFFELBUTTER

Seitlinge klein schneiden, Knoblauch schälen und ebenfalls klein schneiden.

In einen Topf heißes Wasser geben, ausreichend salzen und zum Kochen bringen. Wenn das Wasser kocht, Spiralis oder beliebige Pasta, darin bissfest garen. Währenddessen mit dem Rezept fortfahren.

Petersilie zerkleinern. Knoblauch mit den Seitlingen und Porree in eine Pfanne geben, anrösten bis sie leicht gebräunt sind. Danach Schlagobers und etwas Gemüsesuppenpaste dazu geben, salzen und pfeffern.  Circa drei Minuten köcheln lassen.

Petersilie in die Pfanne, und nach Belieben Trüffelbutter. Die Menge kann man variieren. Wenn alles etwas eingekocht ist, den Bockshornkleekäse dazu geben, schmelzen lassen. Spiralis in die Pfanne zur Sauce geben und nochmals umrühren.

Dann wage ich mich an Grünkohl Chips. Die Kinder würden Grünkohl niemals essen, also probiere ich so den herrlichen Kohl in sie rein zu bekommen.  Den Tipp habe ich von der Adamah-Verkäuferin;). Und das ist auch so eine nette Sache bei einem regionalen Bauernladen. Die einzelnen Blätter aufs Backblech legen, etwas Olivenöl und Salz drauf und et voila. Ich finde es super gut und bin begeistert. 

Grünkühl im Backrohr

Aus fadem Grünkohl werden im Backrohr Grünkohlchips. ©Tutsch

Stolpersteine

Am Donnerstag geht uns das Brot aus. Hmm… jetzt stoße ich ein bisschen an. Wir haben einen Ströck ums Eck, dort kaufe ich normal. Aber darf ich das, beim Supermarkt-Detoxen? Ist vielleicht kein klassischer Supermarkt, aber halt doch industriell. Ich mache mich auf die Suche nach näheren Möglichkeiten und finde etwas in der Gegend der Schule meiner Tochter. Super, das wird probiert!

Linus hilft Mama Nicola gerne beim Kochen. ©Tutsch

Und dann passiert noch etwas am Donnerstag. Linus wird krank. Unser allererstes To-do, wenn jemand hier krank ist, ist: Hühnersuppe kochen. Sogar Laura isst diese dann, nur ohne Fleischstücke. Mit krankem Kind mag ich nicht so weit bis zum Adamah fahren, also breche ich heute mein Detoxing für Hühnerfleisch. Ich kaufe wirklich nur das, aber auf die Schnelle fand ich einfach keinen Anbieter. Natürlich wird auch im Supermarkt Bio gekauft, aber leider bedeutet das auch, dass ich es diese Woche nicht vollständig geschafft habe. 

Am Freitag hole ich mir ein Biokistl von einem Bio-Bauer der an einen Standort im 22.Bezirk liefert und kaufe endlich Brot, von einer Bio-Greisslerei in unserem Bezirk. Diese hat nur leider nur am Freitag und Samstag offen. 

Was ich aus dieser Woche gelernt habe?

Am Samstag, beim zweiten Einkauf, nehme ich eine Tasse Hühnerfleisch mit und friere sie ein. Für alle Fälle. Für die gute alte Hühnersuppe nach Omas Rezept. Außerdem werde ich dieses Mal auch mit einer Liste gerüstet sein. Für ein bisschen einen Plan.

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Kindergruppe Sonnemaus