Wer ganz genau wissen will, wie sehr es Umwelt- und Tierzucht entlastet, ab und zu vegetarisch zu essen, der kann das mit einem neuen Online-Tool berechnen.

Unter www.blitzrechner.de/fleisch kann man sich ausrechnen, was der eigene Fleischverzicht bringt. © Panthermedia

Dass wir Fleischtiger sind, ist unbestritten. Satte 65 Kilogramm Fleisch pro Jahr isst der Österreicher im Schnitt. Das sind anders ausgedrückt fünf Portionen pro Woche. In der EU belegen wir damit Platz drei, was den Fleischverbrauch betrifft, weltweit Platz 15. Empfohlen werden maximal drei Portionen Fleisch pro Woche. Und es gibt genügend Gründe, noch öfter darauf zu verzichten. Etwa die problematische Tierhaltung, der Ressourcenverbrauch oder exzessive Antibiotikabehandlungen. Warum essen wir trotzdem so viel Fleisch? Es gibt doch Literatur dazu, Studien und Informationsangebote, wie den eben erschienenen Fleischatlas der Heinrich Böll Stiftung oder den Fleischratgeber des WWF? Stimmt. Allerdings finden sich dort häufig nur allgemeine Durchschnittswerte. Und da sind wir auch schon bei der plausibelsten Antwort: das Thema scheint zu abstrakt zu sein, als dass der einzelne Konsument die Auswirkungen mit dem eigenen Fleischkonsum in Verbindung bringt. Genau da setzt ein neues Online-Tool an, der Fleischrechner.

Fleischrechner schafft Klarheit

Unter www.blitzrechner.de/fleisch kann sich auf der einen Seite jeder Fleischesser, der sich dafür interessiert, ausrechnen, wie viele Tiere für den persönlichen Fleischkonsum geschlachtet werden mussten und wie viel Antibiotika und Ressourcen für die Zucht eingesetzt wurden. Auf der anderen Seite haben Flexitarier und Vegetarier die Möglichkeit, herauszufinden, wie viele Tierleben gerettet wurden und wie sehr die Umwelt von ihrem persönlichen Verzicht profitiert. Die hinterlegten Standardwerte, wie etwa der durchschnittliche Fleischkonsum können einfach durch eigene Werte ersetzt werden, um ein persönliches Ergebnis zu erhalten. Insbesondere wird dabei auf Futtermittel, Antibiotika, Landverbrauch und Wasserverschmutzung eingegangen. Der eigene Fleischkonsum wird auf 10 Jahre hochgerechnet.  Der Rechner bezieht sich dabei aber nur auf die Menge Fleisch, die man tatsächlich auch verzehrt. “Gern würden wir auch die weiteren Tiere abbilden, die während der Mast oder durch das Aussortieren der männlichen Tiere in der Geflügelzucht sterben müssen. Leider ist es aber so, dass diese Ausfallquote schwer zu errechnen ist und es auch keine verlässlichen Quellen hierfür gibt. Zudem soll dem Nutzer des Rechners natürlich auch vor Augen geführt werden, wie viel Fleisch er tatsächlich und greifbar verzehrt”, heißt es auf Anfrage. Dafür gibt es aber eine “Was wäre, wenn?”-Option. Will heißen, man kann sich anzeigen lassen, wie viele Ressourcen eingespart würden, wenn man einen Teil der eigenen Fleischmahlzeiten durch vegetarische oder vegane Speisen ersetzt. Im Falle des Fleischrechners wurde Tofu als vegetarische Alternative gewählt, schlicht deshalb, weil er den wohl am bekanntesten und am weitesten verbreiteten Fleischersatz darstellt.

„Diskussionen zwischen Vegetariern und eingefleischten Fleischessern werden häufig sehr emotional geführt”, sagt sagt Projektleiter Tim Lilling. Die Argumente seien meist stark von den eigenen Wertvorstellungen geprägt und wenn überhaupt werde mit sehr allgemeinen Zahlen argumentiert. “Zwar weiß jeder, dass für die Fleischproduktion Tiere gezüchtet und geschlachtet werden. Aber dem Stück Fleisch in der Pfanne sieht man die Auswirkungen auf die Umwelt nicht an. Der Fleischrechner lässt den Ressourceneinsatz und die negativen Folgen für die Umwelt greifbar werden.”  Ist es ein Ziel des Rechners, Konsumenten zu der einen oder anderen Ernährungsweise zu bekehren? Nein, sagt Lilling, viel eher wolle man das eigene Handeln transparent machen. Und das geht tatsächlich, es lassen sich sogar ganz unterschiedliche Szenarien darstellen. Wenn ich mich weiter ernähre wie bisher, was passiert dann? Wie viele Tiere können weiterleben, wenn jede zweite Mahlzeit fleischfrei ist? Wie wirkt sich das auf die Umwelt aus?

http://www.blitzrechner.de/fleisch

https://www.wwf.at/de/fleischratgeber/

https://www.boell.de/de/fleischatlas-2018-rezepte-fuer-eine-bessere-tierhaltung