Daumen hoch für die heimische Superfrucht. Der Apfel punktet mit wenig Kalorien, wertvollen Inhaltsstoffen und seiner Verarbeitungsvielfalt.

Der Obstbaubetrieb der Familie Draxl liegt in Inzing, inmitten der Genussregion “Oberländer Apfel” in Nordtirol. Die feinen Edelbrände, im Dialekt immer noch liebevoll „Schnaps“ genannt, werden im Herzstück des Hofes, der Brennerei, destilliert. So kommen auch der Kronprinz Rudolf, Boskop, Gala oder Topaz edel gebrannt in die Flasche. ©️Brennerei Drall

Er ist einfach zum Reinbeißen. Und tun wird das nicht, dann zerstückeln, zerschneiden, verkochen, reiben oder pressen wir den Apfel und machen daraus allerlei Köstlichkeiten. Da hat es der „Malus domestica“, der böse Apfel ganz schön weit gebracht! Hochgearbeitet hat er sich vom Sündenfall zu Anbeginn der Menschheit, zu unserem liebsten Obst. Seit bereits 6000 Jahren steht der Apfel auf unserem Speiseplan, das belegen archäologische Funde. Unsere heutigen Sorten stammen von verschiedenen zentralasiatischen Wildapfel-Arten und dem europäischen Holzapfel ab. Auch abseits vom Essen nahm der Apfel als Symbol eine wichtige Stellung ein.

Ein Beweis dafür, dass der Apfel im Laufe unserer gesamten Kulturgeschichte eine große Rolle gespielt hat, zeigt sich in den zahlreichen sprachlichen Redewendungen, in denen der Apfel immer wieder auftaucht; da heißt es „in den sauren Apfel beißen“, „Äpfel und Birnen zusammenzählen wollen“, „etwas für einen Apfel und ein Ei kaufen“ und natürlich „fällt der Apfel nicht weit vom Stamm“. 

Hoch soll er leben!

Er hat sich seinen Ehrentag – und den feiern wir jedes Jahr am zweiten Freitag im November – also wirklich redlich verdient. Der Apfel ist Nummer eins im Anbau und in der kultivierten Menge. Knapp 15 bis 20 Kilo Äpfel ist der pro Kopf Verbrauch in Österreicher. Der Großteil stammt tatsächlich auch aus Österreich. Auch der Bioanteil bei den Apfelkulturen kann sich hier sehen lassen: dieser liegt hierzulande mittlerweile schon bei 22 Prozent. Bananenapfel, Berlepsch, Bellefleur, Cellini, Gloria, Himbeerapfel, Jakob Lebel, James Grieve, Kalvill, Königinapfel, Krummstiel, Limoniapfel, London Pepping, Mantet, Maschanzker, Mundi, Mutsu, Rosenapfel, Schafnase oder vielleicht doch Elstar, Jona und Kronprinz Rudolf: Unglaubliche 600 bis 2000 Apfelsorten werden in Österreich angebaut.

Warum wir ihn so gerne haben?

Er ist ist handlich und praktisch einfach zum Einstecken für unterwegs und zum Reinbeißen. So ein Apfel sieht nicht nur hübsch aus, macht in jeder Obstschale was her, er schmeckt auch noch dazu wirklich gut. Je nach Sorte ist er mal süßer, mal saurer, mal saftiger, mal mehliger, mal mehr oder weniger knackig. Und weil viele Sorten auch sehr gut lagerfähig sind, spätreife Sorten lassen sich über die Wintermonate gut einlagern, ist er auch außerhalb der Haupterntezeiten im September und Oktober meist das ganze Jahr verfügbar. So hat der heimische Apfel auch unter Umwelt- und Klimaaspekten die Nase vorn. Ein weiteres Plus: der Apfel ist wandelbar, vielseitig in der Küche einsetzbar.

An apple a day …

Der vielleicht größte Trumpf des Apfels sind aber wahrscheinlich seine besonderen Inhaltsstoffe. Besonders weil „besonders gesund”. So ein Apel kann immens zu unserem Wohlsein beitragen. Nicht von ungefähr kommt das viel zitierte Sprichwort „an apple a day keeps the doctor away“. Ein frischer Apfel von heimischen Streuobstwiesen, womöglich noch eine alte Apfelsorte, hat erstaunliche Heilwirkungen auf den Organismus. Leider verschwinden durch die zunehmende Mechanisierung immer mehr dieser Streuobstwiesen. Das Land wird in reine Äcker, Wiesen und Intensivobsanlagen umgewandelt. Das bedeutet wiederum einen großen Verlust für die Biodiversität.

Vitamine & mehr!

Äpfel enthalten über 30 Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Sie bieten die ideale Kombination an Nähr- und Vitalstoffen und schützen mit ihren Antioxidantien unsere Zellen vor freien Radikalen. Diese freien Radikale, die unbewusst durch Umweltgifte oder bewusst durch Alkohol und Zigarettenrauch in unseren Körper gelangen, schädigen unsere Zellen mitsamt der DNA, auch die Blutzellen, die für die Krankheitsabwehr verantwortlich sind. Besonders rote Apfelsorten besitzen sehr viel Vitamin C, das wir benötigten, um Bindegewebe neu aufzubauen, bestimme Botenstoffe und Hormon zu bilden sowie die Arbeit des Immunsystems zu unterstützen. 

Der Apfel ist mit all seinen Vitaminen, Spurenelementen, Kalium, wertvolle Mineralstoffe wie Phosphor, Kalzium, Magnesium und Eisen ein kraftstrotzender Muntermacher. Der hohe Anteil an Ballaststoffen enthalten in Form von Pektin und Zellulose, sorgt für eine gute Sättigung, fördert die Verdauung und wirkt vorbeugend gegen Verstopfung.

Flavonoide oder anderen polyphenolischen Verbindungen tragen ebenfalls zur gesundheitsfördernden Wirkung von Äpfeln bei. Und weil er zu 85% aus Wasser besteht und nur bescheidene 60 Kilokalorien je 100 g hat, ist er noch dazu ein absolutes Leichtgewicht. Was viele vielleicht nicht wissen:  Beim Apfel ist es gelungen, die gesundheitsfördernde Wirkung für den Menschen nachzuweisen, für die exotischen Superfoods gibt es beispielsweise noch keine vergleichbaren Studien. 

„Sorgenkind” Apfel!

Die exponierte Stellung des Apfels bringt auch Probleme mit sich. Große Mengen an Pestiziden müssen eingesetzt werden, um Äpfel und Apfelbäume vor zahllosen Pilzkrankheiten und Schadinsekten zu schützen. „30 Pestizid-Behandlungen pro Saison sind keine Seltenheit. Keine andere Kultur benötigt so viele Pflanzenschutzmaßnahmen wie der Apfel“, erklärt Michaela Ninaus, Agrartechnikerin im Pestizidreduktionsprogramm von GLOBAL 2000. Ein Grund mehr, auch bei der Wahl seines Apfels sorgsam zu sein. Und so beißt man am besten in einen Apfel vom Bauern seines Vertauens. 

In Goethes „Faust“ singt der Gärtner: “Kommt, von allerreifsten Früchten mit Geschmack und Lust zu speisen! Über Rosen läßt sich dichten, in die Äpfel muß man beißen.” Das mit dem Dichten ist natürlich nicht jedermanns Sache, in den Apfel beißen sollte aber doch „Jedermann“.  Am Besten natürlich heimisch, mit Herkunft.

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