Die Ernährungspyramide, es gibt sie bereits seit den 1970igern, wurde “umgekrempelt”. Erstmals gibt es eine eigene Kategorie für “Hülsenfrüchte”.

Eva Haselgruber-Muchwitsch von Pressmayr (St. Oswald bei Hassloch in Oberösterreich)hat sich dem Anbau und der Veredelung besonderer Kulturkräuter und von Bohnen verschrieben. ©️Andrea Knura

Drei Portionen Hülsenfrüchte, also Linsen, Bohnen, Erbsen … ist ideal, sagen Ernährungsexperten. Im Gegenzug sollen Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte reduziert werden, so die neuen Ernährungsempfehlungen. Zum ersten Mal gibt es auch Empfehlungen für die vegetarische Ernährung. Gesundheitsminister Johannes Rauch setzt auf Aufklärung: „Wir wollen den Menschen nichts vorschreiben oder verbieten, sondern ein Bewusstsein schaffen. Gesunde Ernährung schützt unsere Gesundheit und unser Klima gleichermaßen.“ Die optimale Zusammenstellung einer Mahlzeit veranschaulicht das neue „Tellermodell“, das die Ernährungspyramide ergänzt.

30 Prozent der Treibhausgasemissionen gehen hierzulande auf die Ernährung zurück

Vor allem Produktion und Transport von tierischen Lebensmitteln setzen viel CO2 frei und verbrauchen Energie, Wasser und Ackerflächen. Ernährung ist damit ein maßgeblicher Treiber der Klimakrise und des Artensterbens. Zudem unterliegen Ernährungsgewohnheiten einem ständigen Wandel, beeinflusst durch kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung. Das Gesundheitsministerium hat deshalb im vergangenen Jahr die Überarbeitung der Ernährungsempfehlungen beauftragt. Sie wurden von der Nationalen Ernährungskommission beschlossen. Berücksichtigt wurden sowohl Gesundheits- als auch Klimaaspekte. Erarbeitet wurden die neuen Richtlinien vom Kompetenzzentrum Klima und Gesundheit der Gesundheit Österreich GmbH gemeinsam mit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES und der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung.

Mehr pflanzliche Proteine – Qualität vor Quantität bei tierischen Produkten

Wichtigste Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung bleiben Trinkwasser (6 Portionen/Tag), Gemüse und Obst (5 Portionen/Tag) sowie Getreide und Erdäpfel (4 Portionen/Tag). Als neue Kategorie wurden Hülsenfrüchte und daraus hergestellte Produkte aufgenommen. Sie sind ein umweltfreundlicher und günstiger Proteinlieferant. Die Menge der empfohlenen Milch- und Milchprodukte wird von drei auf zwei Portionen pro Tag reduziert. Statt 5 Portionen Fleisch oder Fisch pro Woche stehen nur mehr 3 am Speiseplan. Bei tierischen Produkten plädieren die Experten, besonders auf die Regionalität zu achten, um die Transportwege kurz zu halten. Bei Obst und Gemüse soll vor allem die Saisonalität berücksichtigt werden. Frische saisonale Lebensmittel enthalten mehr Nährstoffe und sind günstiger, weil keine hohen Transport- und Lagerkosten anfallen.

Erstmals Empfehlungen für Vegetarier

Erstmals veröffentlicht die Nationale Ernährungskommission auch Empfehlungen für die vegetarische Ernährung. Sie enthalten anstelle von drei Portionen Fleisch oder Fisch pro Woche mehr Getreide und Erdäpfel (5 Portionen/Tag), Milch und Milchprodukte (3 Portionen/Tag) sowie Hülsenfrüchte und Eier (je 4 Portionen/Woche).

Die optimale Ernährung wird zum ersten Mal auch in Form eines gefüllten Tellers grafisch umgesetzt. Diese Art der Darstellung ist international anerkannt. Sie zeigt auf einen Blick das empfohlene Verhältnis der verschiedenen Lebensmittel und ist für alle Formen der Ernährung anwendbar. Das Tellermodell wurde nun für Österreich adaptiert und steht künftig neben der bekannten Ernährungspyramide zur Verfügung. Die überarbeitete Ernährungspyramide wird im Herbst veröffentlicht.

Unterstützung für vegane Ernährung

Stark gestiegen ist die Zahl der Menschen, die sich vegan ernähren. Eine ausgewogene, rein pflanzliche Ernährung braucht Wissen, um eine ausreichende Versorgung mit allen wichtigen Vitaminen und Nährstoffen sicherzustellen. Gemeinsam mit der Ernährungsempfehlung hat das Gesundheitsministerium heute erstmals Empfehlungen und praktische Tipps zur veganen Ernährung auf der Website veröffentlicht. Erarbeitet hat die umfangreichen Informationen die Österreichische Gesellschaft für Ernährung. Ernährungsteller Empfehlung

Auch eine Broschüre mit gesunden und klimafreundlichen Rezepten steht seit heute zum Download bereit. Sie wurde von drei Fachhochschulen für Diätologie im Auftrag des Gesundheitsministeriums entwickelt. Die Broschüre „Gesund essen, gut fürs Klima“ enthält günstige und gesunde Mahlzeiten auf Basis des Tellermodells. Sie wird auch bei Projekten des Gesundheitsministeriums eingesetzt.

Gesundheitsminister Johannes Rauch: „Ernährung ist immer höchst individuell. Es freut mich besonders, dass die österreichischen Ernährungsempfehlungen nun verschiedene Ernährungsweisen berücksichtigen. Sie zeigen den Menschen, wie sie ihre Ernährung gesundheits- und umweltbewusster gestalten können. Bewusste Ernährung mit einem Fokus auf Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte ist nicht nur für den Planeten gut, wir leben dadurch auch länger und gesünder.“

Die Ernährungsempfehlungen und die Rezeptbroschüre sind auf der Website des Sozialministeriums auffindbar: www.sozialministerium.at/ernaehrung