Klassiker mal anders: Es könnte sein, Sie essen hauptsächlich Wasser und Zucker, wenn Sie ein Supermarkt-Tiramisu oder Mousse au Chocolat genießen, sagt der VKI.

So sollte es aussehen, das vielbegehrte Tiramisu. Aber sollte die Hauptzutat Wasser sein? ©Wikimedia Commons

Wasser. Würde Ihnen Wasser als Zutat in den Sinn kommen, wenn Sie an Tiramisu oder Mousse au Chocolat  denken? Nein? Milka schon. Und offenbar findet man’s bei diesem Hersteller so gut passend, dass es bei der hauseigenen Mousse au Chocolat sogar die Hauptzutat ist. Gut, kreativ ist man auch bei den 17 weiteren verwendeten Zutaten. Vom Original aus Schokolade, Eiern, Zucker und je nach Laune noch Butter und Obers, findet sich kaum mehr etwas. Dafür will Milka mit Speisegelatine, Palmöl, verarbeiteten Algen, Aroma und einem Schaummittel zur Gaumenfreude beitragen. Alleine ist man damit nicht. Bei sieben weiteren Produkten, die der VKI gerade unter die Lupe genommen hat, sah der Zutatencocktail mehr oder weniger ähnlich aus.

Was macht das Erdnussöl im Vanilleeis?

Dass sich oft unerwartetes in verarbeiteten Lebensmitteln findet, ist nicht ganz neu. Nichts desto trotz bringt jeder der Checks schockierendes zu Tage. Beim aktuellen VKI-Test zeigten das erwähnte Mousse au Chocolat, aber auch Erdbeerjogurt, Pesto, Tiramisu, Vanilleeis und Vanillemilch, was so in ihnen steckt. Gesamt wurden 80 Produkte geprüft. Das auffälligste Ergebnis? Lebensmittel, die im Grunde genommen aus nur wenigen, einfachen Zutaten hergestellt werden können, sind oft erstaunlich komplex zusammengesetzt. Beim Vanilleeis etwa reichte bei einem Hersteller eine Handvoll Zutaten (Spar Natur Pur), während andere bis zu 24 brauchten, darunter Erdnussöl (Spar Premium). Die abgebildeten Vanilleblüten oder Vanilleschoten vergessen Sie bitte gleich wieder. „Auch Aroma kann hier für den typischen Geschmack sorgen“, sagt VKI-Expertin Katrin Mittl-Jobst. Was es bei sechs von insgesamt 21 Produkten  auch tat, vier Produkte wurden zudem gefärbt.

Wasser-festes Tiramisu

Wie begehrt Wasser als Hauptkomponente ist, zeigte sich, wie erwähnt, auch beim italienischen Klassiker.

Drei von sieben  vom VKI geprüften Tiramisus enthielten hauptsächlich Wasser und Glucosesirup, anstelle von Mascarpone.

Und zwar die von Billa, Bontà Divina und Merkur “Immer Gut”. Was die Hersteller freilich nicht davon abhält, ihre Produkte auf der Verpackung unter anderem mit „Autentica Ricetta Italiana“ (original italienisches Rezept) oder “hergestellt in einem kleinen italienischen Betrieb“ zu betiteln. Mittl-Jobst rät zu einem sehr nüchternen Blick auf die Zutatenliste statt auf das geschönte Verpackungsbild: “Denn das sagt nichts über die tatsächliche Zusammensetzung der Lebensmittel aus. Berechtigte Erwartungshaltungen von Konsumenten werden hier oft enttäuscht.“ Der Mascarponeanteil beim Rest der sieben erhobenen Produkte? Schwankte zwischen 5,9 und 64 Prozent. Kleine Nebenbeinformation für alle, die’s nicht wissen: Das österreichische Lebensmittelbuch schreibt beim Tiramisu dem Mascarpone eine tragende Rolle zu, ebenso wie die traditionellen italienischen Rezepte.

Pesto alla Sonnenblumenöl

Bleiben wir gleich bei den italienischen Klassikern. Wer greift nicht gern zum Pesto (alla) Genovese, wenn gerade wenig Zeit zum Kochen ist. Auch da wurde der VKI allerdings fündig, was die Kategorie unerwarteter Hauptbestandteil betrifft. Acht von den 13 erhobenen Produkten enthielten nämlich hauptsächlich Sonnenblumenöl anstelle des klassischen Olivenöls. Bei 11 wurden zudem Cashewkerne ergänzend oder anstelle der sonst üblichen Pinienkerne verarbeitet. Und: Auch da schwankte die Zutatenliste beträchtlich: zwischen sechs und 14 Inhaltsstoffen brauchen die unterschiedlichen Hersteller.

Aromawunder Erdbeerjoghurt und Zusatzstoffkaiser Vanillemilch

Quasi der Klassiker, was schräge Zutaten betrifft, ist Joghurt, im speziellen Erdbeerjoghurt. Auch diesmal zeigte sich dieses wieder herstellerunabhängig als Aromawunder. In 17 von 23 Produkten fanden sich solche. Die Joghurts ohne Aromazusatz waren in der Regel Bio. „Es zahlt sich also aus, auf Bio zurückzugreifen, wenn man keine Aromen in seinem Joghurt haben möchte“, so Mittl-Jobst. Farblich geben die Erdbeerjoghurts ebenfalls alles. Alle 23 Testprodukte enthielten Pflanzen(saft)konzentrate, etwa Karotte, Rote Rübe oder Aronia, die zum Färben von Lebensmitteln t werden eingesetz. Was die VKI-Tester diesmal noch erstaunte: Selbst ein so simples Produkt wie Vanillemilch braucht offenbar mehr als nur Milch, Zucker und Vanille. Bei Müller besteht sie aus ganzen 13 Inhaltsstoffen, bei Schärdinger aus 12. Sieben von neun Produkten sind aromatisiert und ebenfalls sieben kommen nicht ohne färbende Zutaten oder Farbstoffe wie Carotin aus.

Und die Moral aus der Geschicht’?

Die ist einfach: Nur wer selbst in die Küche schreitet, weiß, was in den Gerichten wirklich enthalten ist. Und so schwer ist das gar nicht. Frische Früchte etwa kann jeder in sein Joghurt schneiden. Wem selbst das zu viel ist, der hilft sich mit einem Löffel Marmelade. Und wenn’s mal gar nicht anders geht? Dann sollte man zumindestens auf die Länge und den Umfang der Zutatenliste achten. Die Inhaltsstoffe müssen in absteigender Reihenfolge ihres Gewichtsanteils genannt werden. Bei Bio ist man meist auf der besseren Seite. Denn da werden Zusatzstoffe nur eingeschränkt eingesetzt. Und wenn Ihnen ein Lebensmittel mit eigenwilligen Inhaltsstoffen besonders ins Auge sticht: Melden Sie es beim VKI.

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