Der heimische Lebensmittelmarkt ist einer der am besten kontrollierten in Europa – wie überall sind auch hier noch weitere Verbesserungen nötig.

Schlachthof

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Bei der Fleischkontrolle geht es um den Schutz vor Täuschung – vor allem bei der Kennzeichnung von Produkten, einem ganz wichtigen Bauernladen-Dauerthema – wie auch sehr stark um den Gesundheitsschutz. Auch wenn die Zahl der gefundenen Lebensmittel mit Gesundheitsgefährdung in Österreich sehr gering ist, rückt dieser Aspekt angesichts der Diskussion um Corona-Infektionen vor allem in deutschen Massenschlachtbetrieben natürlich auch hierzulande in den Fokus mancher Diskussion. Die mit einem globalen Markt einhergehenden Risiken bedürfen nun einmal steter Kontrolle und ständiger Verbesserung.

Die aktuelle Situation in fleischverarbeitenden Betrieben in Deutschland und vor allem in Oberösterreich rund um die Ausbreitung des Corona-Virus ist alarmierend. Dass eine Ausbreitung des Virus genau in diesem Betriebstypus vermehrt auftritt, macht auch Maßnahmen im Bereich der Lebensmittelaufsicht notwendig. Gerade die Arbeitsbedingungen in fleischverarbeitenden Betrieben scheinen eine Übertragung des Virus zu begünstigen. Da sind einerseits die geringen Temperaturen, die aufgrund der Verhinderung von Keimbildung im Fleisch unter zwölf Grad Celsius vorherrschen müssen und nach bisherigem Kenntnisstand auch dem Coronavirus günstige Überlebensbedingungen bieten und andererseits die oftmals geringen Abstände zwischen den Mitarbeitern in den Produktionsstätten.

(Weitere) Sensibilisierung tut not

Dazu einige Zahlen: Rund 4.500 Probeziehungen und annähernd 8.000 Betriebskontrollen wurden 2019 von der oberösterreichischen Lebensmittelaufsicht insgesamt durchgeführt – und vielfach haben sich Verbesserungen durch die konsequente Kontrollarbeit ergeben. 

Man müsse weiter sensibilisieren, verlangt der oberösterreichische Landesrat Stefan Kaineder. „Mit unseren Experten und Aufsichtsorganen in der Lebensmittelaufsicht werden wir verstärkt auf fleischverarbeitende Betriebe zugehen, informieren und kontrollieren.“ Als ersten Schritt werde es ein Schreiben an alle 475 Betriebe geben, die in Kaineders Zuständigkeitsbereich fallen. „Mir ist wichtig, dass wir konkret in diesem empfindlichen Geschäftszweig alles in unserer Macht stehende machen, das einer weiteren Infektionsausbreitung entgegenwirkt. Mit Hinweisen zu Hygienemaßnahmen und Maßnahmen speziell gegen das Coronavirus sollen die oberösterreichischen Fleischverarbeitungsbetriebe gesondert auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden!“

Die Tätigkeit der Lebensmittelaufsicht

a) Kontrollen: Bei Betriebskontrollen werden bauliche, geräte- und anlagenspezifische Voraussetzungen, Warenzustand und Umgang mit Waren, Hygiene und Schulung sowie Aufzeichnungen überprüft.

b) Probenahmen: Einerseits werden Plan-Proben aus allen Warengruppen beim Erzeuger und im Handel entnommen, andererseits werden auch Verdachtsproben gezogen bzw. in gezielten Schwerpunktaktionen bestimmte Proben zur Untersuchung ins Labor der AGES gebracht.

c) Beratungen, Gutachten: Vor Betriebsneu- oder umbauten werden im Bewilligungsverfahren Gutachten erstellt. Ebenso gibt es Beratungen vor der Veranstaltung von Vereinsfesten.

d) Produktrückrufe, Nachschau und Abklärungen: Sind Lebensmittel in Verkehr, die vom Markt oder von den Verbrauchern zurückzurufen sind, überwacht die Lebensmittelaufsicht diese Maßnahmen.

e) Maßnahmensetzung: Werden bei Kontrollen oder Proben-Untersuchungen Mängel (des Betriebes oder des Lebensmittels) festgestellt, so gilt es in erster Linie durch vorzuschreibende Maßnahmen die Mängel abzustellen. Natürlich werden auch Anzeigen bei den zuständigen Strafbehörden erstattet und kostenpflichtige Nachkontrollen durchgeführt.

2019 führten die Lebensmittelaufsichtsorgane insgesamt 231 Kontrollen in fleischverarbeitenden Betrieben durch, wobei bei 23 Betrieben Maßnahmen gesetzt werden mussten und davon vier eine Anzeige erhalten haben. Allerdings bereiten die Zustände in den riesigen industriellen Schlachtbetrieben auch dem Landesrat Grund zur Sorge. Die Ausbrüche des Coronavirus in den deutschen und oberösterreichischen Großbetrieben haben nicht nur auf die prekären Arbeitsverhältnisse der Mitarbeiter aufmerksam gemacht, sie haben uns auch vor Augen geführt, wie industrialisiert und entmenschlicht diese Art der Fleischproduktion abläuft. „Hier braucht es dringend ein Umdenken und die Politik ist dringend gefordert, gegenzusteuern“, verlangt Kaineder. „Die Arbeit der Menschen in vielen Bereichen der Lebensmittelproduktion muss wieder etwas wert sein.“

Ein weiterer Bauernladen-Mitstreiter

„Dazu braucht es ein Bewusstsein für hochwertige und regionale Lebensmittel“, sagt Kaineder. „Mögliche Maßnahmen dazu wären verpflichtende Kennzeichnungen von Nahrungsmitteln für die Herstellung, Herkunft, Haltungsbedingungen etc. – vor allem auch in der Gastronomie. Laut Kaineder ist er dazu „bereits in enger Abstimmung mit der Bundesregierung, die im Regierungsprogramm bereits Ziele formuliert hat, dass eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Primärzutaten Milch, Fleisch und Eier in der Gemeinschaftsverpflegung (öffentlich und privat) und in verarbeiteten Lebensmitteln eigeführt wird“.

Unterm Strich: Das Gemüse, das wir direkt vom Gemüsebetrieb nebenan kaufen, sichert dessen Lebensgrundlage. Die Milch- und Fleischprodukte, die wir vom Biobauernmarkt beziehen, müssen nur sehr kurze Strecken transportiert werden und haben höchste Qualität. Wenn wir unsere regionalen Wertschöpfungsketten wieder stärken, können wir klimaschonender produzieren und konsumieren sowie heimische Arbeitsplätze schaffen und langfristig sichern.