Die Fleischqualität der Pustertaler Sprinzen wird heute von Kennern mit der von Wagyu- und Kobe-Rindfleisch verglichen. Dabei waren sie fast ausgestorben.

Pustertaler Sprinzen leben in Österreich fast nur in Mutterkuhhaltung. ©zar.at

“DNA Untersuchungen haben ergeben, dass die Pustertaler Sprinzen, was Marmorierung und Zartheit angeht, mit den Rassen Angus, Wagyu und Shorthorn mithalten können, wenn nicht sogar diesen überlegen sind”, sagt der Südtiroler Fleischhauer und Meatery Chef Thomas Mair. Und der muss es wissen. Schließlich beschäftigt er sich sich intensiv mit dieser Rasse. 500 Sprinzen leben in Südtirol noch, deshalb verarbeitet Mair auch gerade mal ein Dutzend der Rinder im Jahr, etwa in Trockenreifung von fünf bis acht Wochen zu Dry Aged Beef. Hierzulande halten im Moment ca. 80 Bauern rund 400 Sprinzenrinder. “Österreichweit betreuen wir über 250 Züchter”, so Christian Moser von der Rinderzucht Tirol, der die Rasse sehr schätzt. Und wer war einer der ersten, der sich Sprinzen zulegte, als das Generhaltungsprogramm vor zehn Jahren startete? Jedermann Tobias Moretti. Mittlerweile gibt es Züchter in Tirol, Salzburg, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich und sogar Wien, die fast ausschließlich auf Mutterkuhhaltung setzen. Sie alle lieben die Schönlinge, die laut Südtiroler Fleckviehzuchtverband schon vor mehr als zwei Jahrhunderten nördlich und südlich des Alpenhauptkammes lebten. Und deren Milch schon Prinzen aufzog, wie man weiß, seit im Tiergarten des Wiener Schlosses Schönbrunn eine  Aufzeichnung der Habsburgerdynastie entdeckt wurde, die da lautet: “Die Milch für Könige und Prinzen kommt von Pustertaler Sprinzen.”

Gut Sprinz brauch Weile

Die weissen Tiere mit pigmentiertem Flotzmaul, dunklen Augenlidern und Augenbrauen wachsen sehr langsam, deshalb ist das Fleisch sehr feinfaserig. Mair verdeutlichte das erst jüngst in einem emotionalen Facebook-Post so: “Sie müssen sich exemplarisch anstelle der Sprinzen einen Baum vorstellen, der auf 2.000 Meter Meereshöhe langsam wächst und bei dem die Jahresringe in sehr engen Abständen angelegt sind. Dem gegenüber steht ein Baum, der im Tal schneller wächst und größere Abstände bei den Jahresringen aufweist.”

Rinderfilet der Rasse Pustertaler Sprinzen ©meatery.eu

Ihr Überleben verdanken die Pustertaler Sprinzen übrigens ausschließlich beherzten Züchtern im Gadertal, die sich während des zweiten Weltkriegs Benito Mussolinis Anordnung widersetzten, die Sprinzen-Zucht zugunsten ertragreicher Rassen zu beenden. Zwei Dutzend Tiere versteckten sie damals. In Österreich wurden die Pustertaler Sprinzen zur Zeit der k.k.-Monarchie als beste Rinderrasse bezeichnet. Und auch hier war es ein Weltkrieg, der die Weichen stellte, in diesem Fall der erste. Durch ihn und den Anschluss Südtirols an Italien hatte sich das mit dem Viehhandel nach Wien schnell erledigt. Dennoch gab es 1927 noch zwischen 8.000 und 10.000 Stück, eine Zahl, die sich allerdings bald drastisch senkte. Ihren Weg hierher fanden sie erst wieder durch Josef Wechselberger aus Gerlosberg, der um 1998 die ersten Tiere von Südtirol nach Tirol importierte. Und heute? Sind die Sprinzen ein richtiger Exportschlager. Sprinzensperma wurde schon nach Südafrika und Mittel- und Südamerika exportiert, um dort in Kreuzungsprogrammen eingesetzt zu werden. Es scheint, die Karriere der Sprinzen ist noch nicht zu Ende.

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