Blaue Superbeere
Die Heidelbeere, ein absolutes Superfood: Wenig Kalorien, gut für den Fettstoffwechsel, entzündungshemmend. Sie wild zu pflücken erfordert Geduld.
Sie machen die Zunge schlagartig blau. Das ist aber nicht ihre eigentliche Superkraft. Neben Anthocyanen, Vitaminen und Mineralstoffen sind die spezielle Gerbstoffe der Heidelbeeren besonders gesund. Wobei mir das als Kind sicherlich egal war. Heidelbeer- oder vielmehr Schwarzbeerklauben, das bedeutete schon immer Ferien und Sommer auf der Alm. Dort wachsen die „blauen Wunderbeeren“ nämlich besonders gut. Auch wenn sie verführerisch zwischen den kleinen Blättern herausblitzen, das Sammeln ist noch heute eine Geduldssache. Was sich seit der Kindheit auch nicht geändert hat: Jede zweite oder dritte Beere muss gleich gegessen werden. Das Ergebnis: Zunge, Lippen und Zähne sind tiefblau verfärbt. Von den Fingern oder dem Hosenboden gar nicht zu reden.
“Wo bist denn gewesen? Nun sag einmal schön. Im Wald bist gewesen, das kann man ja sehn. Schwarzbeeren am Mündchen und Spinnweben im Haar, so kann man nur aussehen, wenn man im Wald drinnen war.” J. Trojan
Heidlebeere ist nicht gleich Heidelbeere
Heidelbeeren werden auch Blau-, Moos-, Schwarz- oder Heubeere genannt. Bei der Heidelbeere, die die Zunge blau färbt, handelt es sich um unsere heimische Wald-Heidelbeere. Sie gehört wie die Preiselbeere und die Moosbeere zur Familie der Heidekrautgewächse, ihr lateinischer Name lautet Vaccinium myrtillus. Die Heidelbeere hat sich in den letzten Jahren als Superfood etabliert und ihr Hype als gesundes Trend-Obst ist weiterhin unaufhaltsam. So vermag das kleine blaue Wunder aus dem Wald unseren „Blaubärenhunger“ nicht mehr zu stillen. Zudem hat nicht jeder die Zeit oder wohnt am rechten Ort, um „in die Beeren zu gehen“.
Deshalb pflanzt man Kulturen ertragreicher Sorten mit weißem Fruchtfleisch an, die sich zudem auch besser lagern lassen. Kultur-Heidlebeeren (Vaccinium corymbosum) stammen eigentlich gar nicht von der heimischen Heidelbeere ab. Sie kommt aus Amerika und entstanden aus Kreuzungen der amerikanischen Heidelbeere. Diese Beeren färben nicht mehr ab. Denn die für die tiefblaue Farbe verantwortlichen Anthocyane (sekundäre Pflanzenstoffe) sind nur in ihrer Schale. Ihr Fruchtfleisch ist im Gegensatz zur heimischen Wald-Heidelbeere hell und die Beeren sind zudem viel größer.
Echt beerig
Kulturheidelbeeren werden hauptsächlich aus Spanien importiert, aber auch aus Peru, Polen und Marokko. Man kann aber auch hier durchaus auf Regionalität und Saisonalität setzen. Den natürlich „hegen“ auch österreichische Obstbauern das blaue Früchtchen. Frische Heidelbeeren gibt es bei Wurzers im Mostviertel. Im November 2021 wurden ersten Heidelbeersträucher im Bezirk Scheibbs gepflanzt und im vergangenen Jahr zum ersten Mal beerntet. Die Heidelbeer-Saison 2023 startete hier am 8. Juli und wird wieder bis ca. Anfang August gehen. Geboten werden gepflückte Heidelbeeren, das Selberpflücken ist nicht möglich.
Auch im Biobeerengarten Hummel sind die Bio Heidelbeeren reif. Hier gibt es auch einen Selbstbedieungsautomaten 0/24. Also frische Beeren rund um die Uhr. Bio Heidelbeeren im Weinviertel? Klingt komisch, ist aber so. Normalerweise sind Heidelbeeren nur in Gegenden wie dem Waldviertel, der Steiermark usw. zu finden. Deren Moorböden bieten einen für das Gedeihen notwendigen niedrigen pH-Wert von 4-5. Um nun dennoch Heidelbeeren anbieten zu können, hat man kurzerhand das Waldviertel ins Weinviertel geholt. Anders gesagt: spezielle Erden wurden in sogenannte “Container” (größere Töpfe) gefüllt und somit für den niedrigen pH-Wert gesorgt.
Die Obstanlagen von Apfelino liegen im Genussland Oberösterreich, im Großraum Buchkirchen, Scharten und Mistelbach. Wie der Name schon vermuten lässt, spielt hier der Apfel die Hauptrolle. Aber auch die Heidelbeere wird neben allerlei anderen Früchten geerntet und schonende verarbeitet. Für eine längere und ungekühlte Haltbarkeit werden frische, ganze Beeren aus den Obstgärten in spezielle Beutel mit 1 kg bzw. 4 kg Inhalt gefüllt und und kurz bei knapp 80° Grad pasteurisiert. Dadurch bleiben die wichtige Inhaltsstoffe erhalten.
Vielseitiges Früchtchen
Die ausgereiften, aromatischen Beeren eignen sich perfekt für hausgemachte Marmeladen, Kuchen und Torten, kalte oder heiße Fruchtsaucen, Frucht-Shakes, Cremen, Fruchteis oder -sorbet u.v.m. Die Heidelbeere verträgt sich aber nicht nur sehr gut mit Mehl, Ei, Zucker & Co, auch in herzhaften Speisen kann sie zum Einsatz kommen. Heidelbeeren passen auf knackige Salate, ins Risotto, auf die Quiche mit Ziegenkäse oder auf den Flammkuchen. Sie sorgen aber auch für überraschend fruchtige Momente zum Steak oder zu einem Stück Leber. Man muss sich nur getrauen!
Blaue Superhelden
Den Namen Superfood trägt die Heidelbeeren zu Recht. Die enthaltenen Anthocyane sind starke Antioxidantien. Sie fangen die zellschädigenden freien Radikale, ausgelöst durch biochemische Prozesse, durch Stress oder Umweltgifte, in unserem Körper ab und neutralisieren sie. Anthocyane schützen uns somit vor frühen Falten und helfen bei der Krebsprävention. Daneben enthalten Blaubeeren Vitamin C, E, K, sowie B-Vitamine, Magnesium und Eisen. Der Ballaststoff Pektin ist ein wahrer Freund für unseren Magen-Darm-Trakt und die enthaltenen Gerbstoffe wirken mild gegen Durchfall. Aber Blaubeeren werden auch bei Entzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Mund- und Rachenschleimhaut erwähnt.
Sagenhaftes Früchtchen
Schon die antiken Griechen schätzten ihre medizinischen Wirkstoffe, wodurch sie immer mehr zur Heilpflanze avancierte. Auch in mittelalterlichen Schriften wird die Heilkraft der kleinen Beere gelobt. Damals half sie aufgrund ihrer antibakteriellen und antidiarrhoische Wirkung half bei der Bekämpfung von Ruhr-Epidemien. Sogar bis in die Sagen und Märchenwelt ist die blaue Beere vorgedrungen. Es heißt nämlich, dass überall dort, wo ein Heidelbeerstrauch wächst, sich ein Zugang zum unterirdischen Reich der Zwerge befindet.